Essen. . Der Kinderärztlicher Notdienst reduziert die Öffnungszeiten um 24 Stunden pro Woche. Kinderärzte kritisieren missbräuchliche Inanspruchnahme.

  • Der Kinderärztliche Notdienst in Essen wird künftig 24 Stunden pro Woche weniger geöffnet sein
  • Ursprünglich war auch eine Reduzierung der Zeiten um 50 Prozent im Gespräch
  • Essener Kinderärzte kritisieren missbräuchliche Inanspruchnahme des Notfall-Dienstes

Der Kinderärztliche Notdienst in Essen wird ab dem 1. Juli die Öffnungszeiten reduzieren. Die Praxis am Elisabeth-Krankenhaus in Huttrop, die öffnet und Notfälle versorgt, wenn Kinderärzte ihre Praxen geschlossen haben, wird pro Woche 24 Stunden weniger geöffnet sein, als es bislang der Fall ist.

Reduzierung von bis zu 50 Prozent war im Gespräch

„Das sind moderate Änderungen, die wir gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung erarbeitet haben“, erklärt Christiane Möhlmann, Obfrau der Essener Kinderärzte. In der ursprünglichen Strukturreform der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein war Mitte 2015 noch eine Reduzierung von bis zu 50 Prozent der Öffnungszeiten im Gespräch. An bestimmten Tagen sollte der Kinderärztliche Notdienst in Essen, so ein Modell, auch komplett geschlossen sein. Dagegen hatte es Protest von Eltern und Kinderärzten gegeben. Knapp 10 000 Unterschriften wurden in einer Petition gesammelt. „Die 50 Prozent sind vom Tisch. Das konnten wir abwenden und uns auf die neue Lösung verständigen“, sagt Christiane Möhlmann, die zu den 40 Essener Kinderärzten gehört, die in der Praxis an der Ruhrallee den Notdienst leisten.

Bis zu 350 kleine Patienten an einem Wochenend-Tag

Dass die Öffnungszeiten grundsätzlich merklich reduziert werden, sieht die Medizinerin keineswegs kritisch. „Die ärztliche Belastung hat deutlich zugenommen. Früher war es teilweise ein Bereitschaftsdienst. Heute sind die ganze Zeit Patienten da“, erklärt die Kinderärztin, die ihre Praxis in Holsterhausen hat. So werden an den Wochenend-Tagen bis zu 350 Kinder und Jugendliche behandelt, teilweise sind dann zwei Kinderärzte in der Notdienst-Praxis. Die Mehr-Belastung lässt sich auch an konkreten Dienststunden ablesen, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) erklärt: „Die bislang geleisteten über 130 Notdienststunden pro Arzt im Jahr in Essen führten an extremen Tagen zu Schichten von bis zu 15 Stunden. Durch die Konzentration auf Stoßzeiten soll die Belastung der Mediziner künftig auf erträgliche und zu verantwortende 90 Dienststunden pro Arzt im Jahr sinken“, so die KV. In der ursprünglichen Strukturreform war auch eine Obergrenze von 68 Notdienst-Stunden pro Jahr für die Kinderärzte im Gespräch.

Außerhalb der reduzierten Öffnungszeiten können Essener Eltern mit ihren Kindern in die Kinderkliniken im Elisabeth-Krankenhaus und in der Uniklinik gehen.

Missbräuchliche Inanspruchnahme

Was Kinderärztin Christiane Möhlmann indes grundsätzlich ärgert, ist die missbräuchliche Inanspruchnahme des Notdienstes, zu der es immer häufiger kommt. „Es kommen Eltern und wollen ihr Kind bei uns impfen lassen. Oder sie sehen uns als einfache Sprechstunde an.“ Christiane Möhlmann betont: „Wir sind nur für akute Notfälle da.“

Die neuen Öffnungszeiten

Die Kinderärztliche Notfallpraxis an der Ruhrallee ist ab dem 1. Juli montags, dienstags und donnerstags von 19 bis 22 Uhr geöffnet (bisher: 19 bis 24 Uhr).

  • Mittwochs und freitags ist die Praxis von 16 bis 22 Uhr geöffnet (bisher: 13 bis 24 Uhr), an Wochenenden von 9 bis 22 Uhr (bisher: 7 bis 24 Uhr).