Essen. . Der von der Stadt versprochene Ersatzplan für den Schwimmunterricht im geschlossenen Thurmfeld-Bad existiert nicht. Alle Stunden fallen aus.

  • Wann das seit zwei Monaten geschlossene Thurmfeld-Bad im Essener Nordviertel wieder öffnet, ist weiter unklar
  • Jetzt stellte sich heraus, dass der von der Stadt versprochene Ersatzplan für Schwimmunterricht, gar nicht existiert
  • Betroffen sind rund 2000 Schüler, deren Schwimmstunden seit Anfang März und bis auf weiteres ausfallen

Das seit dem 9. März geschlossene Sportbad Thurmfeld wird womöglich noch monatelang weitgehend dicht bleiben. Und gut 2000 Essener Schüler, die seit zwei Monaten keinen Schwimmunterricht haben, werden auf dem Trockenen bleiben. Denn wie die Stadt jetzt einräumen musste, fällt der Unterricht komplett aus. „Es gibt keinen Ersatzplan für die Schwimmstunden“, sagt Schuldezernent Peter Renzel.

Das klang bislang ganz anders: Man arbeite an einem Ersatzplan, versprach Sportdezernent Andreas Bomheuer Anfang März, als das Bad, das fast ausschließlich von Schwimmvereinen und Schulen genutzt wird, gesperrt wurde. Zuvor hatte es an der Filteranlage für das große Becken einen Defekt gegeben.

Zehn Tage später schickte das Presseamt eine Mail an unsere Redaktion, in der es hieß, „dass das Schulamt unmittelbar nach Bekanntwerden des Defektes einen Ersatzplan ausgearbeitet hat, durch welchen ein Großteil der betroffenen Unterrichtsstunden in andere Bäder verlegt werden konnte“.

„Die Kinder hatten seit 9. März keine Schwimmstunden“

Das sei falsch, sagt Renzel jetzt: Die wenigen verfügbaren Bahnzeiten in anderen Bädern lägen am Nachmittag und seien für Schulunterricht ungeeignet. „Die Kinder hatten seit 9. März keine Schwimmstunden.“

Insgesamt 2500 Schüler von 36 Schulen werden sonst wöchentlich im Thurmfeld-Bad unterrichtet, 122 Bahnstunden kommen so zusammen. Zwölf der Schulen nutzen auch andere Bäder und können den Thurmfeld-Ausfall so ein wenig abfedern. Für die anderen 2000 Schüler gebe es keine Ausweichmöglichkeit. Gravierend ist das vor allem für die 14 betroffenen Grundschulen, wo Kinder oft gerade erst schwimmen lernen und eine wochenlange Pause sie zurückwirft.

Solidarität zwischen den Vereinen

Etwas Entspannung gibt es bei Schwimm- und Aquafitnesskursen, seit die Stadt vor zehn Tagen das kleine, intakte Lehrschwimmbecken für sie freigab: Von den knapp 49 Stunden, die sonst wöchentlich für Training und Kurse genutzt werden, könnten so 19 ersetzt werden, bleibe ein Ausfall von 31 Wochenstunden, rechnet die Stadt vor.

Für ein realistisches Bild müsste man allerdings die Stundenzahl mit den bis zu zwölf Bahnen multiplizieren: Denn in jeder Stunde trainieren ja mehrere Vereine nebeneinander. Tatsächlich fehlen also um die 300 Bahnstunden.

Ein heftiger Einschnitt, der nur durch die Solidarität zwischen den Vereinen gemildert werde, sagt Bernhard Gemlau, Vorsitzender der Startgemeinschaft Essen – „notdürftig“ und mit Gedränge auf den Bahnen in anderen Bädern. Immerhin könne man nun auch das Grugabad nutzen.

Wann das Bad wieder öffnet, ist noch unklar

Ein so langer Bad-Ausfall sei „katastrophal“, sagt Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg: „Und ich fürchte, dass das Thurmfeld vor den Sommerferien nicht wieder öffnet.“

Bei der Stadt heißt es, man könne frühestens Mitte Mai Aussagen zu Art und Dauer der Reparaturen machen. Noch rätselt man, was die Filteranlage im Sportbecken des erst Anfang 2016 eröffneten Bades lahmgelegt hat. Die Essener Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (EVV), die mit der Erstellung des Bades beauftragt war, habe jetzt mit den Sport- und Bäderbetrieben eine Vereinbarung geschlossen, „um weitere Schritte zur Fehlersuche und die Verantwortlichkeit eng abzustimmen“. Offen bleibt, welche Rolle dabei die Baufirma Pellikaan und die BASF-Tochterfirma Inge, die die Filteranlage hergestellt hat, spielen.

Baufirma Pellikaan hatte bereits im April ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben – schließlich wird es am Ende auch darum gehen, wer die Kosten für das Debakel trägt.