Essen. . Evonik lagert die Logistik aus: Bundesweit sind 580 Mitarbeiter betroffen, in Essen rund 100 Beschäftigte. Sie müssen mit Einbußen rechnen.

  • Neu gegründet wurde die Firmentochter „Evonik Logistik Services“, die niedrigere Löhne zahlt
  • Bestandsschutz: Evonik darf Logistik-Dienstleistungen fünf Jahre lang nicht an Externe vergeben
  • Mit diesem Schritt will Evonik seine Position im Chemiemarkt langfristig sichern

Der Chemiekonzern Evonik will künftig Kosten in der Logistik sparen und hat deshalb einen Großteil der Arbeitsplätze in die neue Gesellschaft Evonik Logistik Services ausgelagert. Betroffen davon sind 580 Beschäftigte bundesweit, wie ein Konzern-Sprecher bestätigte. Allein am Goldschmidt-Standort in Essen wechselten über 100 Mitarbeiter Anfang April in die neue Logistik-Tochter. Hinzu kommen in NRW 20 Mitarbeiter in Herne und knapp 100 in Krefeld. Stellenstreichungen seien mit diesem Schritt nicht verbunden, betonte Evonik.

Für die Evonik Logistik Services gilt ein eigenständiger Tarifvertrag, der zwischen IG BCE und dem Arbeitgeberverband Chemie ausgehandelt wurde. Er liegt unter dem Flächentarif der Chemiebranche. Aus Arbeitnehmer-Kreisen verlautete, dass Mitarbeiter in der neuen Logistik-Firma bis zu 20 Prozent weniger verdienen, wenn auch Nebenleistungen wie Erfolgsprämien oder Weihnachtsgeld berücksichtigt werden. Pro Monat ergäben sich 300 bis 350 Euro brutto weniger.

Ein Bestandsschutz gilt für fünf Jahre

Die Einbußen gelten künftig vor allem für neue Mitarbeiter sowie für befristet Beschäftigte, die jetzt unbefristet übernommen wurden. Festangestellte Mitarbeiter, die von Evonik in die Logistik-Tochter wechselten, behalten dagegen ihre bisherigen Bezüge. Sie bekamen zudem eine Abfindung für künftige Einbußen beim Weihnachtsgeld. Des Weiteren sicherte Evonik den betroffenen Beschäftigten einen Bestandsschutz von fünf Jahren zu. So lange darf Evonik die Logistik nicht an externe Dienstleister auslagern.

Die Verhandlungen über die Ausgliederung der Logistik hatten sich fast ein Jahr lang hingezogen und zu großer Unruhe und auch zu Protesten in der Belegschaft geführt. „Das erreichte Ergebnis hat bei den Mitarbeitern nicht gerade für Beifall gesorgt“, räumt der für den Standort Goldschmidt-Straße zuständige Betriebsratschef Norbert Pohlmann ein. Allerdings waren Betriebsrat sowie Gewerkschaft IG BCE froh, dass die Arbeitsplätze innerhalb der Evonik erhalten bleiben. Die Alternative wäre wohl gewesen, die Jobs ganz auszulagern, so wie es Wettbewerber von Evonik bereits getan hätten.

Starke Konkurrenz in der Logistik

Der Evonik-Sprecher unterstrich, dass es eine starke Konkurrenz in der Logistikbranche gebe und externe Dienstleister günstiger seien. „Aus unseren bisherigen Kostenstrukturen hatten sich Wettbewerbsnachteile ergeben“, erklärte er. Mit dem nun vollzogenen Schritt wolle Evonik im „wettbewerbsintensiven Markt der Chemielogistik die eigene Position stärken“.

In der Evonik Logistik Services ist außerdem die Ilas GmbH aufgegangen, die schon bislang eine Logistiktochter von Evonik war und 220 Beschäftigte in Marl, Witten, Wesseling und Lülsdorf zählte. In dieser Gesellschaft lag das Einkommensniveau bereits unterhalb des Chemie-Tarifs.

>>> EVONIK-LOGISTIK AN 13 STANDORTEN

Evonik ist in mehr als 100 Ländern rund um den Globus aktiv und betreibt Produktionsanlagen in 25 Ländern. Die Evonik Logistics Services GmbH betreut die Chemie-Segmente von Evonik und externe Kunden an 13 Standorten in Deutschland.

Zu den Tätigkeiten der Evonik-Logistiktochter gehören die Bereiche Umschlag/Be- und Entladung, interner Transport, Lagerung/Hochregalläger, Abfüllung/Kleingebindeabfüllung sowie die Bereiche Transportmanagement und -disposition.