Essen. Früher wollte er Pianist werden, nun hätte er eine Uni-Karriere vor sich: Doch jetzt kämpfen die Ärzte um das Augenlicht von Rostislav Davidov.

  • Auf der Familie von Rostislav Davidov (29) lastet eine schwere Krebserkrankung wie ein böser Fluch
  • Seine Mutter ist erblindet, sein kleiner Bruder starb, er selbst verlor als kleiner Junge das rechte Auge
  • Nun ist auch das linke Auge des Bulgaren betroffen. Eine Operation in Essen soll es retten. Dafür benötigt er Spenden

Rostislav Davidov (29) hätte allen Grund, mit seinem Schicksal zu hadern, doch der junge Mann aus Bulgarien wird von einer großen Zuversicht getragen: „15 bis 20 Minuten am Tag denke ich an das Schlimme – die restliche Zeit bin ich optimistisch.“ Das Schlimme ist eine lange Krankengeschichte und eine schwere Operation an diesem Donnerstag im Huyssensstift. Ein Eingriff, bei dem es um sein Augenlicht geht.

Das Retinoblastom ist ein bösartiger Tumor in der Netzhaut, der meist in früher Kindheit auftritt und tödlich sein kann, wenn er zu spät entdeckt wird. Über den Davidovs lastet das Retinoblastom wie ein Familienfluch: Rostislavs Mutter ist blind, sie verlor als Kind beide Augen. Rostislav musste als Junge das rechte Auge entfernt werden. Und sein kleiner Bruder starb im Jahr 2005; er wurde nur zwei Jahre alt.

Für seinen kleinen Bruder kam die Behandlung zu spät

Damals hätten sich die Ärzte in Sofia nach der Diagnose zwei Wochen Zeit gelassen, bevor sie das Kind operierten, sein Auge entfernten. Dann rieten sie der Familie, zur Nachbehandlung in Essen. Die Kinder-Onkologie der Uniklinik ist auf das seltene Krankheitsbild spezialisiert. Mit Chemotherapie und Bestrahlung kämpfte man hier um das Leben des Jungen, vergeblich: Bis das Kind in Essen eintraf, hatte der Krebs im ganzen Körper gestreut.

Es sei einfach zu spät gewesen, sagt Rostislav Davidov. Auch darum war er alarmiert, als er zu Jahresanfang merkte, dass die Sehfähigkeit in seinem linken Auge nachließ. Er wartete die jährliche Kontrolluntersuchung nicht ab, ging sofort zum Arzt, der zur OP riet, aber erst nicht erkannte, dass der Krebs zurückgekehrt war. Wie bei seinem Bruder ging wertvolle Zeit verloren.

Elterninitiative sammelt Spenden für die Operation

In Essen habe sich alles beschleunigt, erzählt er: „Untersuchungen, die in Sofia viele Tage benötigten, hat man hier an einem Tag erledigt.“ Weil der Tumor bedrohlich nah am Gesicht ist, wird er am heutigen Donnerstag im Huyssensstift von einem Gesichtschirurgen entfernt. Die Folge-Behandlung übernimmt die Uniklinik. Niemand kann Davidov garantieren, dass der Tumor ganz beseitigt wird und sein Auge erhalten bleibt. Und wenn nicht? „Wenn es mein Leben rettet. . .“ Er hat seinen Bruder sterben sehen.

Rostislav Davidov (29) aus Sofia bei einem Besuch des Elternhauses.
Rostislav Davidov (29) aus Sofia bei einem Besuch des Elternhauses. © Ulrich von Born

Während der Therapie am Uniklinikum hatten der Bruder und die Mutter damals im Elternhaus der Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder e.V. gewohnt. Obwohl sich der Verein eigentlich um Kinder kümmert, bittet er nun um Spenden für die Behandlung des 29-Jährigen. „Denn diese Familie hat ein besonders hartes Schicksal“, sagen Lara Krieger und Peter Hennig von der Elterninitiative.

Er spielt Klavier und strebt eine Karriere an der Uni an

Davidov, dessen Vater 2011 gestorben ist, hat sein Studium als Touristenführer in Sofia finanziert. Seine Ersparnisse hat er nun für die OP verwendet. Obwohl sein Sehvermögen stark eingeschränkt ist, nahm er stets jede Herausforderung an: Er hat in Sofia eine englischsprachige Schule besucht, ambitioniert Klavier gespielt, wollte mal Pianist werden. Später studierte er Regionalentwicklung, machte den Bachelor, den Master, einen zweiten Master in Rhetorik und Kommunikation, den Doktortitel... Seine Professoren rieten ihm zu einer Uni-Karriere, die nächsten wichtigen Prüfungen sollen im Juni sein. Es ist mehr als ungewiss, ob er dabei sein kann. Doch er lächelt: „Wenn Sie mal nach Sofia kommen, zeige ich Ihnen die Stadt.“

SPENDENKONTO BEI DER ELTERNINITIATIVE

Wer helfen möchte, die Operation und nachfolgende Behandlung von Rostislav Davidov zu finanzieren, kann auf das Konto der Essener Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder e.V. spenden: IBAN DE06 3605 0105 0001 9551 11, BIC SPESDE3EXXX, Sparkasse Essen. Stichwort: Davidov.

Infos zum Verein: www.krebskranke-kinder-essen.de