IHK-Geschäftsführer Gerald Püchel spricht von einem Durcheinander in den Städten. Die Kammer macht sich für die Verkaufssonntage stark.
- Interview mit dem Hauptgeschäftsführer der IHK, Gerald Püchel zu den verkaufsoffenen Sonntagen
- Er übt Kritik an dem derzeitigen Flicketeppich in den Städten
- Püchel macht sich für einen Einigungsversuch in Essen stark
Oberhausen hat in diesem Jahr vier verkaufsoffene Sonntage durchbekommen, Mülheim vielleicht drei, Essen nach jetzigem Stand keinen. Wie sehen Sie das?
Gerald Püchel: Es läuft bei den verkaufsoffenen Sonntagen in der Tat einiges durcheinander, aber auch auseinander. Eine Erklärung dafür habe ich, ehrlich gesagt, nicht. Aber ich mahne in Essen doch noch einmal an, dass man es mit einem Runden Tisch versuchen sollte.
Wäre die IHK dabei?
Wir wären sehr gerne dabei. Schließlich geht es uns um den Erhalt lebendiger Stadtteile. Allerdings sehe ich uns nicht als Einlader für solch einen Runden Tisch. Dafür sind wir mit unserer Position sicher nicht neutral genug.
Die IHK hat sich lange mit einer Position zurückgehalten. Warum?
Wir brauchten dafür erst einmal einen Beschluss der Vollversammlung unserer Mitglieder. Der liegt nun seit einigen Tagen vor.
Und wie lautet dieser?
Die Vollversammlung hat sich klar für den Erhalt der verkaufsoffenen Sonntage ausgesprochen. Aus unserer Sicht schaffen verkaufsoffene Sonntage Nachfrage und führen so zu höheren Umsätzen im Einzelhandel. Sie tragen also dazu bei, die Arbeits- und Ausbildungsplätze im Einzelhandel und damit in der Region zu sichern. Zudem sind verkaufsoffene Sonntage eine Chance für den stationären Einzelhandel, seine Leistungsfähigkeit und Service zu präsentieren. Das besondere Erlebnis und die Atmosphäre ziehen Kunden in die Städte. Damit wird der stationäre Einzelhandel in Innenstädten und Stadtteilen im Wettbewerb mit dem Online-Handel und den Einkaufszentren auf der „Grünen Wiese“ gestärkt. Wer es ernst meint, den Mittelstand zu stärken, der sichert dem Einzelhandel diese Möglichkeit.
Tut die Stadt Essen aus Ihrer Sicht zu wenig? Andere Städte wie Duisburg oder Oberhausen haben verkaufsoffene Sonntage durchbekommen.
Das glaube ich nicht, dass sich die Stadt zu wenig ins Zeug gelegt hat. Ich nehme wahr, dass hier ernsthaft an einer Lösung gearbeitet wurde.
Was kann die IHK Essen tun, um den Händlern zu helfen?
Ich denke, die Lösung kann nur in einer Gesetzesänderung liegen, in der die Dinge ordentlich geregelt sind. Unsere Forderung kann sicher aber nur Appell-Charakter haben.
>>> VERKAUFSOFFENE SONNTAGE: DIE LAGE IN ESSEN
Das Gelsenkirchener Verwaltungsgericht hatte nach einer Klage von Verdi Essen die Verordnung mit zusammen 28 verkaufsoffenen Sonntagen gekippt. Dagegen ist die unterlegene Stadt Essen nicht in Berufung gegangen, weil es in der Verordnung auch Formfehler gab.
Ein erstes Sondierungsgespräch zwischen der Stadt, Handelsverband und Verdi am vergangenen Freitag war ergebnislos geblieben.