Essen. . Rätselraten im Essener Thurmfeld-Bad: Noch ist unklar, warum die Filteranlage ausfällt. Ersatzpatronen für 40 000 Euro sind aber schon bestellt.
- Für 40 000 Euro hat die Stadt Ersatzpatronen für die defekte Filteranlage im Thurmfeld-Bad bestellt
- Doch noch läuft die Fehlersuche, erst dann sollen die Reparaturarbeiten beginnen
- Ansprüche an die Baufirma hat die Stadt bislang noch nicht geltend gemacht
Das Rätselraten um das Sportbad Thurmfeld im Nordviertel geht weiter: Zwar hat die Stadt bereits für 40 000 Euro Ersatzpatronen für die defekte Filteranlage bestellt, doch einbauen kann man diese noch nicht. Erstens beläuft sich die Lieferzeit auf vier bis sechs Wochen. Zweitens „müssen wir erst herausfinden, wieso die Filter so stark verschmutzen, dass sie nicht funktionieren“, sagt der Leiter der Sport- und Bäderbetriebe (SBE) Michael Kurtz. Denn sonst, so die Befürchtung, würde auch der neue Satz Patronen in Kürze durch Verschmutzung lahmgelegt.
Neun der Patronen bilden ein so genanntes Rack, drei dieser Racks sind im Thurmfeld in Betrieb: Zwei sollen das Wasser für das 25-Meter-Sportbecken filtern, eins reinigt das Wasser für das kleinere Lehrschwimmbecken. „Und die kleine Anlage funktioniert einwandfrei“, sagt Kurt Uhlendahl, Abteilungsleiter Bädermanagement. Ohnehin habe man mit der Ultrafiltration der BASF-Tochter „Inge“ modernste Technologie eingebaut.
Bei zu hohem Druck schaltet sich die Filteranlage ab
Bloß setzt nun offenbar grober Schmutz die ultrafeinen Membranen so zu, dass der Druck in der Anlage steigt und diese sich abschaltet. „Das passiert automatisch, und die Elektronik lässt sich nicht überlisten“, sagt Uhlendahl. Man habe eine der betroffenen Patronen ausgebaut und lasse sie von Experten im Labor untersuchen.
Das ist nicht die einzige Ermittlungsansatz. „Wir wissen nicht, was die Ursache für die Verschmutzung ist: Mörtel, Fugenmaterial. . . Die Überlegungen der Sachverständigen gehen in alle Richtungen“, so Kurtz. Ansprechpartner für die Sport- und Bäderbetriebe ist die Essener Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (EVV): Die Stadttochter wurde mit der schlüsselfertigen Erstellung des Bades beauftragt. Sie wiederum engagierte die Baufirma Pellikaan als Generalunternehmen. Es läge also nahe, dass die EVV mit Hinweis auf die Gewährleistung – das Bad ist erst ein gutes Jahr alt – auf Kostenübernahme durch Pellikaan dränge.
Noch gibt es keine gegenseitigen Schuldzuweisungen
Doch EVV-Geschäftsführer Lothar Grüll betont, alle Beteiligten seien in der Fehlersuche vereint. So habe es Dienstag einen Ortstermin mit dem Pellikaan-Geschäftsführer gegeben. Die Baufirma hat auch eigene Gutachten in Auftrag gegeben. Noch ist ungewiss, ob Filter-Hersteller Inge haftbar gemacht wird, ob beim Einbau gepatzt wurde oder etwa Bedienungsfehler gemacht wurden. So formuliert zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand Schuldzuweisungen oder finanzielle Ansprüche. Die 40 000 Euro für die Filter hat zunächst die Stadt zähneknirschend gezahlt – dabei sollten die zehn, 15 Jahre halten.
Alle Beteiligten hoffen, dass sie in den Osterferien herausfinden, was die Lebensdauer der Filter so dramatisch verkürzt hat. Erst dann kann man an eine Reparatur denken. Allein das Ablassen des Wassers und das Wiederauffüllen des Beckens wird vier Tage dauern.
Sportzentrum muss Kursgebühren erstatten
Bei den Essener Schwimmvereinen wird es also weiter Trainingsausfälle geben. Björn Behle, der das Sport- und Gesundheitszentrum im Thurmfeld betreibt, zahlt bereits seit vier Wochen drauf: „Wenn unsere gesamte Aquafitness ausfällt, müssen wir allen Teilnehmern die Kursgebühren erstatten – 2500 bis 3000 Euro wöchentlich.“
Kurtz überlegt, ob man nicht wenigstens das kleine Lehrschwimmbecken öffnen könne. Man müsse nur prüfen, wie man das große Becken sichere. Für Vereine und Schulen, die schon einen Monat draußen bleiben müssen, wäre das zumindest ein Notstopfen.