Essen-Rüttenscheid. . Die Insel schließt am 1. April nach zehn Jahren: Ein Grund ist der Regelwahn der Behörden. Sogar die Lagerung der Schürzen wurde bemängelt.
Das Café und Restaurant „Die Insel“ schließt zum 1. April. Das haben die Betreiber bereits zum Jahresbeginn bekannt gegeben. Jetzt sind Ralf Klümper und Christiane Elger auch bereit, über die Gründe zu sprechen: Denn die Geschäfte liefen gut, der Umsatz ist stabil, viele Stammgäste aus dem ganzen Ruhrgebiet schätzen die Nordsee-Atmosphäre an der Rü. „Aber wir machen bei der abstrusen Regulierungswut der Behörden nicht mehr länger mit“, nennt Ralf Klümper einen der Gründe, warum die Insel am Samstag nach zehn Jahren zum letzten Mal öffnet.
Kleinen Gastronomiebetrieben würden immer mehr Steine in den Weg gelegt, kritisiert Klümper: „Und perspektivisch werden die Belastungen ja nicht weniger, wie man an der völlig undurchsichtigen Hygieneampel sieht, die bald kommen soll.“ Er selbst habe unzählige Beispiele für den Bürokratie-Irrsinn erlebt: „Bei einer Lebensmittelkontrolle wurde zum Beispiel bemängelt, dass die Schürzen unserer Mitarbeiterinnen auf und nicht in ihrem Spind gelagert waren – dabei wird dort täglich geputzt und die Arbeitskleidung ebenfalls täglich gewaschen. Wie also soll sie einstauben?“
14-Stunden-Tage eher Regel als Ausnahme
Der ohnehin arbeitsintensive Gastronomie-Alltag werde auch durch die Dokumentationspflicht zusätzlich erschwert. Große Systemgastronomien hätten die Ressourcen dafür, kleine Betriebe wie eben die Insel hingegen gerieten schnell an ihre Grenzen. „Wir wollen wieder ein normales Leben führen“, sagt Klümper.
Für ihn und seine Geschäftspartnerin waren 14-Stunden-Tage in den vergangenen zehn Jahren eher die Regel als die Ausnahme. Sicherlich müsse man für die Gastronomie geboren „und ein bisschen größenwahnsinnig“ sein, weiß der 52-Jährige. So hätten er und Christiane Elger vor der Entscheidung gestanden, die Insel zu verjüngen und dafür zu investieren – oder eben einen Schlussstrich zu ziehen und einen Neuanfang abseits der Insel zu wagen.
Neues Ziel: Berater für junge Gastronomie-Start-ups
Ralf Klümper will sich nun als Berater für Gastronomie-Start-ups ein neues Standbein aufbauen. In seinem Blog „Aufgetischt“ stellt er bereits seit einiger Zeit erfolgversprechende junge Gastronomie-Konzepte vor.
„Ich kenne die Fallstricke ja mittlerweile aus eigener Erfahrung ganz gut. Die möchte ich nutzen, um jüngere Gastronomen davor zu bewahren“, sagt Ralf Klümper, der dennoch mit einem weinenden Auge geht: „Seit unsere Gäste wissen, dass wir schließen, werden wir überrannt. Viele von ihnen haben sich bei uns bedankt und herzlich verabschiedet. Wir hatten eine gute Zeit hier.“
Die Räume werden auch künftig gastronomisch genutzt: So soll eine Döner-Konzept-Gastronomie einziehen, die über einen gewöhnlichen Imbiss hinausgeht, weiß Fachmann Ralf Klümper: „Die Insel wird ab nächsten Montag komplett umgebaut. Der neue Laden soll dann im Juli eröffnen.“