Essen. . Investor Peter Jänsch baut das Kloster Schuir zum Flüchtlingsheim um. Nun besuchte Generaloberin Schwester Diethilde Bövingloh die Baustelle.
- Kloster Schuir wird zu einer Flüchtlingsunterkunft mit 514 Plätzen umgebaut
- Sanierungsarbeiten sind laut Investor Peter Jänsch im Plan, im April soll die Stadt das fertige Haus übernehmen
- Jetzt kam Generaloberin Schwester Diethilde Bövingloh zum Baustellenbesuch in ihr früheres Kloster
Schwester Diethilde Bövingloh möchte am liebsten gleich bleiben: „Das Zimmer nehme ich“, sagt sie bei der Besichtigung von Kloster Schuir, das derzeit zu einem Heim für 514 Flüchtlinge umgebaut wird. Bis November 2016 war dies das Haus der Barmherzigen Schwestern von der hl. Elisabeth. Ein zu groß gewordenes Haus. Schweren Herzens zogen die Schwestern ins Kloster Emmaus nach Schönebeck. Nun kehrte ihre Generaloberin Diethilde Bövingloh zum Baustellenbesuch nach Schuir zurück.
Eingeladen hatte sie der neue Eigentümer Peter Jänsch, der das Kloster für vier Millionen Euro gekauft hat; am Ende des Umbaus werden sich seine Ausgaben auf elf, zwölf Millionen Euro erhöht haben. Allen, die ihm vorhalten, er bereichere sich an der Flüchtlingskrise, hält er entgegen, es handle sich um ein normales Investment. Mit einer ortsüblichen Miete von 8,85 Euro sei auch die Stadt gut bedient.
„Da schlägt das Herz jeder Ordensschwester höher“
Den Segen der Generaloberin bekommt die Umwidmung jedenfalls: „Ein Haus für Flüchtlinge, die sich hier erst zurechtfinden müssen – da schlägt das Herz jeder Schwester höher.“ Immer schon sei es ja ihre Berufung gewesen, die soziale Not im Ruhrgebiet zu lindern, nun könnten sie hier Menschen trösten, die ihre Heimat verloren hätten – wenn sie nur jünger wären! Die Ordensfrauen sind zwischen 64 und 100 Jahre alt, das Durchschnittsalter liegt bei 83 Jahren.
Auch darum war der Umzug aus dem entlegenen und weitläufigen Kloster unumgänglich: Vor gut 80 Jahren angelegt für einen 150-köpfigen Orden, verloren sich zuletzt noch 27 Schwestern in Schuir. „Von denen zehn nur noch im Bett lagen“, wie die Generaloberin ergänzt. Inzwischen wolle keine von ihnen mehr weg aus Schönebeck.
Wo einst gebetet wurde, sind nun Duschräume
Trotzdem sind Peter Jänsch und sein Architekt Thomas Stratmann (VSI Bottrop) ein wenig besorgt, wie Schwester Diethilde den Umbau der klostereigenen Kirche aufnehmen wird. Nichts ist von ihr geblieben als der Mittelgang. Seitlich davon sind Wände eingezogen worden, links liegen nun Zimmer für die künftigen Bewohner, rechts Duschräume. Hier wurde einst gekniet, gebetet, gesungen unter der 14 Meter hohen Decke. Die Raumhöhe nutzte der Architekt, um zwei neue Wohn-Etagen einzuziehen.
Spuren des Sakralbaus finden sich noch im Seitenschiff, das zu einem Familienzimmer umgebaut wurde und Schwester Diethilde so gut gefällt. Die Wände haben ihre Bemalung behalten; Ornamente, keine christlichen Symbole. Letztere sind aus dem Haus verschwunden ebenso wie viele Buntglasfenster. In Wohn- und Schlafräumen musste Fensterglas eingesetzt werden, doch einen langen Korridor säumen noch runde, bunte Fenster, in Freizeitbereichen und im Duschraum begegnet man unverhofft farbenprächtigen Scheiben.
Das Kreuz und der Glockenturm bleiben erhalten
Große Räume wurden unterteilt, damit nun 514 Bewohner Platz finden, wo einst 150 Ordensschwestern lebten. Andererseits sagt Peter Jänsch, habe man ganze Trakte mit den Zimmern von Schwestern und Novizinnen erhalten können. Das war Jänsch gleich ins Auge gefallen, als man ihm die Immobilie im Herbst 2015 anbot. Damals kämpfte die Stadt mit der Unterbringung der Flüchtlinge, und Jänsch rief an: Wär’ das nichts? So spontan wie der Investor war die Verwaltung nicht, darum kaufte er im Dezember ohne Zusage. Den Vertrag mit der Stadt schloss er erst im Mai 2016; der Umbau begann zum Jahresende. Vorher hatten die Ordensschwestern Jänsch und seine Familie zum Essen eingeladen, in den Speisesaal, der inzwischen in mehrere Räume verwandelt wurde.
Seither wurden zahllose Zimmer geschaffen, dazu Sanitärräume und Gemeinschaftsküchen; das Hallenbad verfüllt, Brandschutzwände eingebaut, die Brandmeldeanlage ertüchtigt, das heikle Entwässerungsproblem gelöst. Gut 9000 qm Nutzfläche sind so entstanden, dazu kommt ein hübsches Hektar Außengelände.
Vieles hat sich geändert, aber Glockenturm und Kreuz sind erhalten geblieben – was nicht nur Schwester Diethilde freut. Peter Jänsch, der von seinem Wohnhaus aufs Kloster Schuir blickt, betont: „Beides gehört zur Historie dieses Gebäudes.“
>> FAST EINE MILLION EURO JAHRESMIETE
- Investor Peter Jänsch ist zuversichtlich, dass er das Kloster Schuir wie vereinbart Anfang April an die Stadt übergeben kann. Doch die ersten 200 der bis zu 514 Flüchtlinge werden wohl erst im Mai einziehen.
- Denn die Stadt muss das Haus zunächst möblieren: Betten, Spinde, Tische und Stühle müssen angeschafft werden. Auch Kühlschränke und Herd werden noch gekauft, ebenso Töpfe, Teller oder Besteck. Bei den Zeltdörfern hatte die Stadt die Einrichtungsgegenstände gemietet, das Essen wurde in zentralen Küchen zubereitet. Im Kloster Schuir wird es kein Catering geben, vielmehr können die Bewohner in verschiedenen Gemeinschaftsküchen selbst ihre Mahlzeiten zubereiten.
- Der Kauf von Mobiliar sei günstiger als das Anmieten, sagt der Leiter des Amtes für Soziales und Wohnen, Hartmut Peltz. Er schätze, dass die Ausstattung einmalig etwa 600 Euro pro Person koste. Neben individuellen Posten wie Bettzeug seien in der Summe anteilig auch Waschmaschinen oder Küchengeräte enthalten.
- Jänsch erhält von der Stadt eine Jahresmiete von 960 000 Euro, umgerechnet 8,85 Euro/qm im Monat; 15 Jahre lang. Er ist für „Dach und Fach“ zuständig, die Stadt muss den Innenbereich in Schuss halten müssen – wie andere Mieter auch.