Essen. . Silvia Weiskopf erhält den Aalto-Bühnenpreis. Das Preisgeld stiftet Felicitas Funke, die das Essener Kulturleben auch von Amerika aus verfolgt.
Es kommt selten vor, dass sich eine Preisträgerin auf der Bühne erst mal den Dreck aus dem Gesicht und die Matsche vom Kleid wischen muss. Aber als es am Dienstagabend im Grillo-Theater an die Verleihung des Aalto-Bühnenpreises für junge Künstler ging, da war Silvia Weiskopf viel zu aufgeregt, um sich zur Ehrung im Anschluss an die „Werther“-Vorstellung noch umzukleiden. Lieber wollte die Schauspielerin den Lobreden lauschen, die auf die 14. Preisträgerin der renommierten Auszeichnung gehalten wurden, beispielsweise vom Vorsitzenden des Freundeskreises der Theater und Philharmonie, Hans Martz, der auch an die großen Vorgänger von Tatjana Clasing bis Torsten Kerl erinnerte.
„Man glaubt ihr alles, was sie spielt“, sagt nicht nur Oberbürgermeister Thomas Kufen über die Künstlerin, die seit der Spielzeit 2010/11 zum Essener Schauspiel-Ensemble gehört und inzwischen über 30 verschiedene Rollen bekleidet hat – von der rasenden Lady Macbeth bis zum Zombie. Anlässlich der Preisverleihung präsentierte sich die gebürtige Mainzerin in einer ihrer Paraderollen – als Werthers angebetete Charlotte. Die druckvolle und jugendfrische Inszenierung gehört derzeit zu den Erfolgsproduktionen des Hauses.
„Es drängt sie, das geschriebene Wort lebendig zu machen“, sagt Felicitas Funke über Preisträgerin Silvia Weiskopf. Sie sei „eine Frau mit Abenteuerlust und Mut“ und dieser gewissen Bodenständigkeit, wie sie auch Felicitas Funke gefällt, die in diesem Jahr das Preisgeld von 10 000 Euro gestiftet hat. Die gebürtige Essenerin, die vor 23 Jahren nach Amerika ausgewandert ist und heute im Vorstand des Georgia O’Keeffe Museum in Santa Fe für die globale Kommunikation verantwortlich zeichnet, hat nach eigenen Worten immer noch eine starke Anbindung an ihre Heimatstadt. So gehört die Autorin, Verlegerin und Kommunikations-Fachfrau nach wie vor zum Freundeskreis der Theater und Philharmonie und zum Folkwang-Museumsverein. „Kultur hat bei uns immer eine große Rolle gespielt.“ Heute versuche sie, das Beste aus beiden Kulturen in ihrem Leben zu vereinen. Dazu gehöre zum einen das typisch-amerikanische „to be of service“, die Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl einsetzen zu wollen. Aber auch das in der alten Heimat erlernte Durchsetzungsvermögen habe ihr in Amerika weitergeholfen. „Ich habe diesen Drive, weil ich ein Kind des Ruhrgebiets bin“, lächelt Felicitas Funke, für die es „Freude und Privileg“ ist, den Preis zu stiften. Es sei aber auch ein Signal in die Stadt, dass die Institutionen und ihre kulturellen Leistungen von außen wahrgenommen würden. „Essen ist cool.“
Auch Silvia Weiskopf hat die Stadt und das Theater fest in ihr Herz geschlossen. Und weil sie nicht nur auf der Bühne gern unkonventionelle Wege geht, könnte das Preisgeld für überraschende Investitionen sorgen: „Vielleicht kaufe ich mir ein Pferd und werde künftig zur Arbeit reiten.“