Essen. . Der Musiker mit Essener Wurzeln begeistert die Fans. Unter ihnen sind ewige Hippies in Lederhose, tätowierte Altrocker und Familien mit Kindern.
„Alles klar? Alles klar auf Zollverein?“ nölt Stoppok auf diese unnachahmliche schnoddrige Art und Weise wie eben nur Stoppok nölen kann, und 1200 Besucher recken ihre Hände in die Luft und jubeln. Der Singer-Songwriter und Bluesrocker, der Musiker mit hörbaren Essener Wurzeln, gibt im Rahmen der Rock und Pop Ausstellung im Ruhr-Museum mal wieder ein zweieinhalbstündiges Heimspiel vor ausverkaufter Kulisse.
Kurz nach acht ist es, als Stoppok los rockt und die Halle 5 auf dem Weltkulturerbe zum Beben bringt. Mitgebracht hat er nicht nur Songs aus den vergangenen 40 Jahren seiner Karriere, sondern auch zwei Musiker, die ihn seit vielen Jahren immer wieder auf seinen Touren quer durch die Republik begleiten: Sebel an den Drums und Reggie am Bass heizen mit Stoppok an der Leadgitarre der Menge ein.
Seine Spielfreude reißt das Publikum einfach mit
Ob „Nicht besser komm‘ können“, „Tage wie dieser“, „Du brauchst Personal“, „La Kompostella“, „Tanz“ oder „Friss den Fisch“ (laut Stoppok seine derzeitige US-Hymne) – seine Stücke sind voller Groove, voller Witz und Verve und zeigen mal wieder, dass deutsche Sprache wunderbar zu Rhythm & Blues passt. Und dass Stoppoks Spielfreude und sein Können einfach mitreißen. Besonders wenn er kein Ende finden will (oder kann) wie beim kongenialen Fleetwood Mac Klassiker „Oh well“ oder seiner Version eines Jimi Hendrix Songs.
„Der ist einfach nur geil der Typ“, sagt Klaus Brixius, der seit gefühlt mindestens 30 Jahren Stoppok-Fan ist und regelmäßig seine Konzerte besucht. Doch das Phänomen Stefan Stoppok kann man nicht mit ein, zwei Sätzen beschreiben. Seit vier Jahrzehnten macht der inzwischen 60-Jährige Musik, kam über den Folk zum Rock und zum Blues, ist auch in der Weltmusik Zuhause und bei allem, was er tut, immer ganz bei sich – Stoppok, und das betont er gerne, ist sich immer treu geblieben und ließ und lässt sich nicht verbiegen. Dafür hat er bewusst auf den ganz großen kommerziellen Erfolg à la Grönemeyer oder Westernhagen verzichtet.
Hippies, Altrocker und Bildungsbürger feiern Stoppok
Seine Fans danken es ihm mit jahrzehntelanger Treue. Sichtbar wird das im Publikum – von Silberrücken bis zu ewigen Hippies in Lederhose und mit langem Haar, von tätowierten Altrockern bis zu arrivierten Bildungsbürgern ist alles vertreten. Inklusive ganzer Familien mit Kindern und Enkeln. Sie alle singen schon bei den ersten Zeilen mit und genießen in der fast anheimelnden Halle den Dialog mit dem Künstler. Denn Stoppok ist so gar nicht scheu, sondern redet gerne mit seinem Publikum – über vergessene Liedzeilen und Liebeskummer, über das Alter und seine Unabhängigkeit.
„Stoppok lebt zwar schon lange nicht mehr hier, aber ich kenne ihn noch aus seiner Essener Zeit“, sagt Dominique Hullmann, der ihn das erste Mal seit 1994 wieder live sieht, „deswegen werde ich ganz sentimental, wenn ich ihn auf Zollverein erlebe.“ Sentimental wird am Konzertende, nach vier Zugaben, auch der Essener Harry Wusthoff, ebenfalls ein Fan der ersten Stunde: „Am liebsten würde ich ihm zurufen: Stoppok, was willste im Norden. Du gehörst hierhin. Komm zurück an die Ruhr, zurück nach Essen!“