Stadtwerke und Steag werden künftig gemeinsam die Fernwärme ausbauen. Ganz freiwillig hat die Steag ein Stück des Geschäfts nicht abgegeben.

  • Stadtwerke steigen ins Fernwärmegeschäft zusammen mit der Steag ein
  • Beide Seiten sind sich in Grundzügen bereits einig geworden
  • Damit verdient die Stadt künftig beim Fernwärmegeschäft mit

Die Stadt Essen wird ins lukrative Fernwärmegeschäft einsteigen. Der Fernwärmeversorger Steag und die Stadt haben sich nach Informationen dieser Zeitung in Grundzügen auf eine künftige Zusammenarbeit geeinigt. „Beide Seiten sind willens, die Fernwärmeversorgung gemeinsam auszubauen“, bestätigte der Vorstandschef der Stadtwerke, Peter Schäfer, auf Nachfrage. Es gehe in den Verhandlungen noch um Details. Damit würde die Stadt über die Stadtwerke in Zukunft direkt an der Fernwärme mitverdienen.

Bislang zahlt die Steag jährlich rund 1,8 Millionen Euro Miete an die Stadt, dafür dass sie den städtischen Boden für die Fernwärme-Leitungen nutzen darf. Dieser so genannte Gestattungsvertrag läuft noch bis 2020, hat aber eine Kündigungsfrist bis zum 30. Juni dieses Jahres. Dieses Kündigungsszenario hat die Stadt – anders als 2007 – dieses Mal genutzt, um der Steag ein größeres Stück von dem einträglichen Geschäft abzuknapsen. Die Verhandlungen sollen entsprechend mit harten Bandagen geführt worden sein.

Stadtwerke und Steag wollen gemeinsame Fernwärme-Gesellschaft gründen

 Peter Schäfer, Vorstandschef der Stadtwerke.
Peter Schäfer, Vorstandschef der Stadtwerke. © Sebastian Konopka

Die Zusammenarbeit soll wohl so aussehen: Steag und Stadtwerke werden ein gemeinsames Unternehmen gründen, das weitere Gebiete mit Fernwärme erschließen soll. Dafür müssten beide in den Ausbau investieren, würden aber auch beide von den Einnahmen profitieren. Das Zugeständnis an die Steag: Der Gestattungsvertrag in ihrem heute bestehenden Fernwärmegebiet wird verlängert. Darauf hätten die Stadtwerke also keinen Zugriff. Die Einigung ist ein Kompromiss, bei dem sich beide Seiten einen langen Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang ersparen. Würde die Stadt den Gestattungsvertrag kündigen, dann könnte sie zwar das Fernwärmegeschäft ganz übernehmen, müsste jedoch der Steag das Netz abkaufen. Ob sie automatisch auch die Kundenverträge mitübernehmen dürfte, ist strittig. Kenner sprechen von einem hohen Prozessrisiko, weil der Fernwärmemarkt anders als bei Strom und Gas unreguliert ist.

Ratsvorlage zur Steag sorgt für Irritationen

Für die Stadtwerke ist der Einstieg ins Fernwärmegeschäft dennoch ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunftssicherung. Denn bislang macht die Fernwärme dem städtischen Versorger direkte Konkurrenz zu dessen Gasgeschäft, das ohnehin schrumpft. Auch die Stadt hat großes Interesse, die Stadtwerke zu stärken. Schließlich dienen deren Gewinne dazu, die Verluste der Evag in Teilen auszugleichen.

In Anbetracht der bevorstehenden Einigung zwischen Stadt und Steag hat eine Vorlage für den Stadtrat diese Woche für Wirbel gesorgt: Der Rat soll darin der Verwaltung grünes Licht geben, sich einen rechtlichen Berater zu suchen und sich so für einen Rechtsstreit zu wappnen. Auch sind in dem Ratspapier Verhandlungsoptionen genannt, die dem gefundenen Kompromiss widersprechen. So heißt es dort, dass Stadt und Steag künftig gemeinsam auch das bestehende Fernwärmegeschäft fortführen sollen. Bei der Steag soll die Vorlage mehr als nur Stirnrunzeln verursacht haben.

>>>STADTWERKE BISLANG NUR INDIREKT BETEILIGT

Die Steag versorgt seit 1960 die Stadt mit Fernwärme. Das Netz hat eine Länge von rund 360 Kilometern. Auf Essener Gebiet befinden sich zudem fünf Heizkraftwerke.

Die Stadtwerke Essen sind an der Steag zu rund 15 Prozent beteiligt und profitieren damit bislang nur indirekt vom Fernwärmegeschäft. Das soll sich künftig ändern.