Essen. . Brände, Unfälle, Herzinfarkte: 156.773 Mal wurde in Essen im vergangenen Jahr die 112 gewählt. Ein Besuch in der Leitstelle der Feuerwehr.
- Am 11. Februar ist der Europäische Tag des Notrufs, der auf die europaweit gültige 112 aufmerksam macht
- 156.773 Mal wurde im vergangenen Jahr der Notruf 112 in Essen gewählt, durchschnittlich alle 200 Sekunden
- „Wer anruft, erwartet, dass wir ihm helfen“, erklärt Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr
Die kleine rote Lampe blinkt über dem Arbeitsplatz in der Leitstelle. „Notruf Feuerwehr Essen“, spricht Hauptbrandmeister Marc Hochhaus in das Mikrofon seines Headsets. Der Anrufer meldet einen medizinischen Notfall in Dellwig, noch während des Telefonats hat Hochhaus via Computer den Rettungswagen auf den Weg geschickt.
156.773 Mal wurde im vergangenen Jahr der Notruf 112 in Essen gewählt. Durchschnittlich alle drei Minuten und 20 Sekunden meldet sich ein Anrufer in der Leitstelle der Feuerwehr an der Eisernen Hand.
11.2. ist der Europäische Tag des Notrufs
Die 112 gilt europaweit als Notrufnummer – doch das wussten laut einer Umfrage von 2008 gerade einmal zwölf Prozent der Deutschen. Darum wurde ein Jahr später der 11. Februar zum Europäischen Tag des Notrufs erklärt.
So setzt man einen Notruf richtig ab
Viele Anrufer sind panisch oder unsicher bei einem Notruf. Doch im Ernstfall zählen Sekunden. Diese fünf Ws sollten Sie bei einem Notruf beachten: Wo ist es passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Wer meldet den Notruf? Warten auf Rückfragen der Leitstelle.
Menschen, die hör- und sprachbehindert sind, können der Leitstelle ein Notfall-Telefax schicken. Die Vorlage kann man auf der Internetseite der Essener Feuerwehr runterladen.
In der Leitstelle der Feuerwehr ist es an diesem Morgen ruhig – kein hektisches Treiben, keine Aufregung, obwohl pausenlos Anrufe eingehen. Die Telefone klingeln nicht laut. Dafür blinken die roten Lampen über den Arbeitsplätzen der Mitarbeiter unaufhörlich. Sie zeigen an, dass ein Notruf eingeht.
Eine Anruferin meldet sich. Sie ist aufgeregt, will wissen, ob ihre Nachbarin vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht wurde. Marc Hochhaus spricht beruhigend auf die Frau ein.
Wer in der Feuerwehr-Leitstelle anruft, erwartet Hilfe
„Die Mitarbeiter in der Leitstelle müssen unter Stress gut und gelassen reagieren“, erklärt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen. Theoretisch könne jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau hier eingesetzt werden. Doch man brauche eine gewisse Lebenserfahrung. „Man muss sich auf den Anrufer einstellen“, sagt Filzen: „Das ist ein richtig stressiger Job.“ Die Mitarbeiter der Leitstelle seien die Schnittstelle zwischen Bürgern und Feuerwehr. „Wer anruft, erwartet, dass wir ihm helfen.“
Brände, Unfälle, medizinische Notfälle: Durchschnittlich 440 mal klingelt die 112 in 24 Stunden bei der Essener Feuerwehr. Am häufigsten werden medizinische Notfälle gemeldet.
Am anderen Ende der Leitung geht es im Ernstfall um Leben und Tod – und daher sind die Disponenten auch in der Telefon-Reanimation geschult. Sie können Anrufern erklären, wie sie bei einem Patienten eine Herzdruckmassage durchführen. Denn im Notfall zählt jede Minute: Der Ersthelfer kann lebenswichtige Hilfe leisten, bis der Rettungsdienst vor Ort ist.
Missbrauch des Notrufs ist strafbar
Doch die Leitstellen-Mitarbeiter müssen sich auch immer wieder mit völlig unnötigen Anrufen auseinandersetzen: „Manche versuchen auch, ein Taxi oder eine Pizza zu bestellen“, erklärt Filzen.
Wer den Notruf missbraucht, der muss nicht nur mit strafrechtlichen Folgen rechnen. Er kann auch für die Kosten eines Feuerwehreinsatzes verantwortlich gemacht werden: Mindestens 500 Euro können laut Filzen pro halber Stunde fällig werden.
Die Telefonnummer des Anrufers ist für die Feuerwehr sichtbar, auch wenn die Einstellung „Rufnummer unterdrückt“ eingestellt ist. Das soll vor allem sicherstellen, dass die Leitstelle zurückrufen kann, falls die Verbindung abreißt.
Während Ela: 10.600 Anrufe in 24 Stunden
Elf Disponenten beginnen ihren 24-Stunden-Dienst um 13 Uhr. Zwischendurch können sie sich in Pausen- und Ruheräumen erholen, die über der Leitstelle liegen.
Europaweite 112 wurde vor 26 Jahren beschlossen
Seit 1973 ist die 112 als einheitliche Notrufnummer in der Bundesrepublik Deutschland geschaltet.
Die Einführung der europaweiten 112 wurde 1991 vom EU-Ministerrat beschlossen.
Die 112 ist immer gebührenfrei und man muss keine Vorwahl wählen. In Deutschland muss seit einigen Jahren eine SIM-Karte eingelegt sein, um den Notruf abzusetzen.
Kaum Zeit zum Luftholen hatten die Mitarbeiter übrigens während der heißen Phase von Pfingststurm Ela im Juni 2014: Innerhalb von 24 Stunden gingen rund 10.600 Anrufe ein.
Fünf Bildschirme hat Marc Hochhaus auf dem Schreibtisch vor sich. Darüber kann der 49-Jährige beispielsweise Einsatzfahrzeuge ordern. Gerade sind mehrere Fahrzeuge in Richtung Frohnhausen unterwegs: Ein Brandmelder hat ausgelöst. Auch solche Einsätze, die nicht über die 112 reinkommen, werden von der Leitstelle koordiniert. Die Disponenten halten Kontakt zu den Kräften vor Ort, können Fahrzeuge nachbestellen, dokumentieren den Einsatz.
Und zwischendurch kommen immer wieder neue Notrufe rein, dann blinkt über dem Arbeitsplatz die kleine rote Lampe.