Essen. . Keine Pizzeria wurde bei unserer Umfrage häufiger empfohlen als „La Tombola“ aus Werden. Wie Inhaber Cristiano Cofano den Erfolg erklärt.
„Wir haben die beliebteste Pizzeria in Essen gesucht und sie in der Brückstraße 49 in Werden gefunden!“ Am anderen Ende der Telefonleitung ist es einen Moment still, bevor sich Cristiano Cofano riesig freut, denn er ist der Inhaber und Geschäftsführer genau dieser Pizzeria: „La Tombola“.
Mehrere hundert Umfrage-Teilnehmer haben über 100 Buden und Restaurants empfohlen, in denen es ihrer Meinung nach die beste Pizza der Stadt gibt – so oft wie La Tombola aber wurde keine andere Pizzeria genannt (zum Ranking m.
Wie der Vater, so der Sohn: eine Werdenerin geheiratet
In Cofanos kleinem Ladenlokal sieht es eher wie in einem deutschen Café der 60er-Jahre aus: An den Wänden hängen eine mit braun-grünem Kunststoff bezogene Garderobe und eine Mustertapete, auf den gerade mal drei Tischen stehen Süßigkeiten-Automaten, die mit Groschen betrieben werden. Aus den Lautsprechern aber schallt Gianni Morandi und bringt ein bisschen Bella Italia ins Fachwerkhäuschen, das in der historischen Altstadt von Werden steht. Fast ist das Lokal sinnbildlich für die Familie Cofano: Denn auch sie sind Italiener – und Werdener.
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Senior Antonio Cofano (74) kam einst aus dem Dörfchen Mesagne in der italienischen Provinz Brindisi, ganz südlich, im „Stiefelabsatz“ gelegen, nach Essen. Der Gastronom verliebte sich hier, heiratete und blieb. Sein Sohn Cristiano stieg in die Fußstapfen des Vaters. Zwar absolvierte er eine kaufmännische Lehre und studierte Architektur, dann wurde aber auch er Gastronom und heiratete ebenfalls eine Frau aus Werden: seine Nicole.
Cofano betrieb verschiedene Restaurants, zuletzt das „Incontro“ an der Forstmannstraße. Doch ständig drängte sein Frau Nicole ihn, es doch mit einer Pizzeria zu versuchen. „Da konnte ich gar nicht Nein sagen“, meint Cristiano Cofano. Vor fünf Jahren eröffnete er das „La Tombola“ an der Brückstraße.
„La Tombola“ postet glückliche Gewinner bei Facebook
Neu war eigentlich nur der Ort, denn bereits der Vater hatte unter diesem Namen ein Restaurant betrieben, und auch „La Tombola“-Pizzabäcker Mauro Maddaluno aus Neapel backte schon seit vielen Jahren für die Familie.
Aber in Werden ist der Name des Restaurants auch noch Programm: In Anlehnung an ein italienisches Gesellschaftsspiel zieht jeder Kunde einen Token aus dem großen Pott, darauf Nummern zwischen eins und 90. Wer zuvor richtig tippt, welche Nummer wohl auf dem kleinen Plättchen steht, bekommt seine Pizza per niente, gratis.
Die Fotos der Gewinner haben die Cofanos zunächst ausgedruckt und aufgehängt. Doch trotz der vergleichsweise niedrigen Wahrscheinlichkeit gewinnen gar nicht so wenige Kunden, erzählt der 24-jährige Sohn Alessio: „Inzwischen posten wir die Gewinner fast nur noch bei Facebook. Es haben sogar schon Leute zweimal hinter einander gewonnen.“
Die Tombola ist nicht die einzige Gaudi für die Gäste: Wer eine Familienpizza, Größenkategorie Wagenrad, alleine und in weniger als 20 Minuten verspeist, zahlt seine Mahlzeit ebenfalls nicht. In der Gallerie finden sich auch Sieger dieses Wettbewerbs. Die Legende besagt, dass der letzte Gewinner noch eine weitere Pizza mit heimgenommen habe – als Nachtisch.
Hier schmeckt es sogar Italienern
Doch kommen die Kunden vor allem wegen dieser Spielchen oder gibt es nicht doch das geheime, Familienrezept, das die Pizza so besonders macht?
Gastro-Kritiken, Restaurant- und Ausgeh-Tipps für EssenGeschäftsführer Cristiano Cofano winkt ab. Er ist mehr Betriebswirt denn Nostalgiker: „Wir haben die Pizza nicht neu erfunden. Wir setzen auf frische Zutaten, setzen den Teig in der Regel am Vorabend an, lassen ihn lange gehen.“ Analogkäse und Bleche sucht man vergebens in seiner Küche. Wichtig sei, dass der Teig direkt auf dem heißen Schamottstein gebacken wird. So wie in Italien eben.
„Wir haben auch viele italienische Kunden,“ sagt der Chef lachend. „Die sind sicher die kritischsten Pizza-Esser. Wenn es denen schmeckt, muss die Pizza gut sein.“
Verkaufsschlager: Pizza Hawai, Diavolo und Tonno
Einen Unterschied zu Italien gibt es dann aber doch. Über Ananas auf der Pizza rümpfen Italiener eher die Nase. Aber: „Hawaii geht halt ziemlich gut“, erklärt Alessio Cofano, der Betriebswirtschaftslehre studiert und noch nicht weiß, ob er einmal in Vaters Fußstapfen tritt. Auch Diavolo, Tonno und natürlich Margherita gehen häufig über den Tresen.
Die Kunden sind ein Querschnitt der Gesellschaft: Ein älteres Ehepaar erkundigt sich, wie lange die Trüffelpizza noch im Angebot sei. Gelegentlich kommt ein singendes, bestens gelauntes Trüppchen rein. „Folkwang,“ erkennt Essens Pizzakönig sofort. Mittags kommen die Schulkinder.
Kaum jemandem müssen die Cofanos ihr Konzept erklären, es kommen viele Stammkunden, einige sogar aus Düsseldorf, Bottrop und Velbert.
Amore im „La Tombola“: Mit Nicole fing alles an
Auch wenn Cristiano Cofano bescheiden auf seine frischen Zutaten verweist, ein bisschen italienische Amore zählt auch zu den Zutaten seines Erfolgsrezeptes: Die heute beliebteste Pizzeria Essens hätte es ohne seine Nicole nicht gegeben, betont Cofano zum Abschied.