Essen. . ADFC beklagt, dass es weder auf Radwegen noch auf alten Bahntrassen einen Winterdienst gibt. Immerhin: Auf dem Radschnellweg soll er 2018 kommen.
- Bei Schnee und Glatteis gibt es in Essen keinen Winterdienst auf Radwegen und alten Bahntrassen
- Auf Radfahrstreifen neben regulären Fahrbahnen wird gestreut, aber Schnee bleibt meisten liegen
- Immerhin: Auf dem Radschnellweg RS 1(Rheinische Bahn) soll der Winterdienst 2018 eingeführt werden
Minustemperaturen, Schnee und Glatteis: Auch die wachsende Zahl von Alltags-Fahrradfahrern in Essen bekommt den Winter in diesen Tagen mit all seinen Unannehmlichkeiten zu spüren. Denn beim Thema Winterdienst wird schnell deutlich: Der motorisierte Verkehr wird nach wie vor bevorzugt. „Das Thema ist ein Dauerbrenner“, sagt ADFC-Chef Jörg Brinkmann, „unsere Erfahrungen mit dem Winterdienst sind nicht gut.“
In der Tat: Auf Radwegen in dieser Stadt gibt es grundsätzlich keinen Winterdienst. Soll heißen: Hier wird weder Schnee geräumt, noch bei Glatteis gestreut.
Dafür sind allerdings nicht die Entsorgungsbetriebe (EBE) verantwortlich. Es steht so in der vom Rat verabschiedeten „Straßenreinigungs- und Winterdienstsatzung“.
Anders stellt sich die Situation auf so genannten Radfahrstreifen dar, die in der Regel – durch weiße Linien abgetrennt – direkt neben regulären (Auto-)Straßen verlaufen. Sehr frequentiert sind zum Beispiel die Streifen an der Wittenberg-, Haedenkampstraße und Huyssenallee. „Werden diese Straßen geräumt, landet der Schnee leider auf dem Radfahrstreifen“, klagt Brinkmann.
EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp räumt ein, dass zusammengeschobener Schnee am rechten Fahrbahnrand liegen bleibe und unweigerlich zu Behinderungen auf Radfahrstreifen führen könne. „Radfahrer müssten dann auf die geräumten Fahrbahnen ausweichen, wo allerdings auch Kraftfahrzeuge unterwegs sind.“
Vorteilhaft sei der Winterdienst für Radfahrer allerdings bei Glatteis, weil dann auf kompletter Fahrbahnbreite inklusive Radfahrstreifen gestreut werde. „Das war in den letzten Wochen mehrfach der Fall“, betont die EBE-Sprecherin. Die Krux bei Schneefall: Würden auch die Radfahrstreifen geräumt, landete der Schnee zwangsläufig auf Gehwegen, die zum Wohl der Fußgänger aber durchgehend schneefrei bleiben müssen.
Und wie sieht es aus auf den großzügig angelegten alten Güterbahntrassen? Also jenen Pisten wie etwa Grugabahntrasse und Abzweig Borbeck, die von Alltagsradlern immer häufiger genutzt werden, insbesondere um zum Arbeitsplatz zu fahren. Auch hier gilt das betrübliche Prinzip: kein Winterdienst.
Ab 2018 Winterdienst auf dem RS 1
Immerhin sind Besserungen in Sicht. Ab 2018 etwa soll der Winterdienst auf dem Radschnellweg RS 1 (Rheinische Bahn) eingeführt werden, heißt es beim neuerdings zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW. Ein gut zehn Kilometer langes Teilstück dieser (kreuzungsfreien) „Radautobahn“ verbindet das Essener Univiertel seit einem Jahr mit dem Mülheimer Hauptbahnhof.
Experten vom ADFC empfehlen Spike-Reifen
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club(ADFC) Essen ermahnt Radfahrer, bei Schnee und Glatteis besonders vorsichtig zu fahren und sich kenntlich zu machen – etwa durch Warnwesten.
ADFC-Chef Jörg Brinkmann weist daraufhin, dass immer mehr Mitglieder im Winter spezielle Spike-Reifen(Gummimantel mit Eisennoppen) benutzten, Sie kosten ca. 40 bis 60 Euro.
>> SO BEURTEILEN RADFAHRER DIE SITUATION
Wie beurteilen Radfahrer die aktuellen Bedingungen auf den Essener Radwegen? Mitglieder des ADFC, die auch im Winter täglich unterwegs sind, haben uns Mittwochnachmittag geschrieben. Hier ihre Kommentare:
Jörg Greiwe: „Zollvereinradweg und Nordsternweg sind fast frei (Außer in Schattenlage). Ich bin eher ein Verfechter des „Straßenradelns“... Aber der RS1 könnte gerne geräumt werden, besonders die Rampen an Niederfeldsee und Berthold-Beitz-Boulevard... Der Anschluss Borbeck ist z.T. noch schneebedeckt.“
Thomas Terbeck: „Gerade unterwegs auf dem RS1! Teilweise gefährlich!“
Wolfgang Weidtmann: „Die Radwege wie Zollvereinweg, Kray-Wanner Bahn, Grugaradweg werden nie geräumt. Sind bei entsprechendem Wetter eigentlich nur noch mit Spikesreifen zu befahren. Und im Herbst bis Dezember ständig im ganzen Stadtgebiet das gesammelte Laub auf dem Fahrradweg.“
Thomas Terbeck: „Leider stellt man oftmals fest, dass im Herbst das Laub auf den Radwegen gekehrt wird und im Winter die Radwege beim Winterdienst vernachlässigt werden. Glatte Abschnitte kann man oft nicht umfahren, da wird’s dann gefährlich. Man sollte da auch mal an ältere und vielleicht unsichere Radler denken. Und um Pendler wie mich auf dem Rad zu halten und die Straßen zu entlasten, muss mehr getan werden. Jetzt ist auch das Grüne-Hauptstadt-Jahr, da sollte man die Chance ergreifen und mal ordentlich anpacken! Essen könnte soviel erreichen, man muss es nur wollen!“
Dietmar Reimer: „Selbst wenn der Radweg direkt an die Fahrbahn grenzt, schafft die EBE es, die Bürste links der Linie zu halten. Der Fahrradweg bleibt ungekehrt, siehe Burggrafenstraße auf der Brücke in beiden Richtungen...“
Sim Knur: „Gestern auch noch am HBF gedacht: Hier sieht es am Radweg an der Kreuzung Hachestrasse an der Ampel aus wie Sau, solide Schmutzschicht. Und auch die „wassergebundenen“ billigen Sandwege sind im Alltag und Winter ein steter Quell des Ärgers, zum Glück wird ja immer mehr asphaltiert. Der Kram klebt und friert ja schön im Schutzblech fest, geht auch so richtig im Verschleiß auf Kette und Schaltung.“