Essen. . Die „Golden Toast“-Großbäckerei in Essen soll schließen. Doch seit über zwei Jahren äußert sich das Unternehmen nicht, wann genau das sein soll.
- Im November 2014 gab Lieken bekannt, das Werk in Essen in den nächsten zwei, drei Jahren zu schließen
- Auch über zwei Jahre nach der Ankündigung nennt das Unternehmen keinen Termin
- Die Gewerkschaft kritisiert die Informationspolitik der Großbäckerei
Rückblende November 2014: Die Großbäckerei Lieken verkündet die Schließung ihres Werkes in Essen-Bergeborbeck. Die Geschäftsführung lässt die Belegschaft jedoch über den genauen Termin im Ungewissen. Es heißt lediglich, in den nächsten zwei bis drei Jahren ist der Ofen am Weidkamp 230 aus.
Nun ist bereits Jahr drei der Verkündung angebrochen. Das Werk arbeitet noch und die verbliebenen 109 Mitarbeiter in Essen sind immer noch nicht schlauer. Das Unternehmen will auf Nachfrage weiterhin keinen Termin nennen. Eine Sprecherin teilt nur mit: „Die Pläne, das Werk in Essen zu schließen, bestehen auch weiterhin. Allerdings können wir aktuell noch keinen genauen Zeitpunkt für die Schließung nennen, da die Kapazitäten in der Produktion zum jetzigen Zeitpunkt noch benötigt werden.“
Bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) stößt das Vorgehen auf deutliche Kritik. „Für die Mitarbeiter bedeutet das, weiterhin mit dieser unsicheren Situation zu leben“, sagte die für das Ruhrgebiet zuständige NGG-Geschäftsführerin Yvonne Sachtje. Viele Mitarbeiter hätten immer noch große Hoffnung, dass das Unternehmen die Entscheidung doch wieder zurücknehmen könnte.
Essener Werk gilt als zu klein
Das Essener Werk produziert für die Marke „Golden Toast“ Toastbrot und Lieken-Sandwiches. Es ist allerdings im Verbund der Lieken-Werke relativ klein und nur auf wenige Produkte ausgerichtet. Als das Unternehmen die Schließung 2014 verkündete, begründete eine Sprecherin das auch damit, dass das Werk „nicht mehr den heutigen und zukünftigen Marktanforderungen entspricht.“ Jahrelang hatte sich unter dem alten Eigentümer, dem italienischen Nudelkonzern Barilla, in den deutschen Werken ein Investitionsstau gebildet. Der jetzige Besitzer, die tschechische Agrofert, verordnete dem Unternehmen eine Schrumpfkur, kündigte die Schließung mehrerer Werke an. Gleichzeitig investiert das Unternehmen.
In Essen bereits fast 100 Arbeitsplätze abgebaut in der Logistik
In welcher seiner Bäckereien Lieken künftig die Toastproduktion aus Essen unterbringen will, darüber lässt sich nur spekulieren. Die nächstgelegene Großbäckerei in Lünen wird ausgebaut. Gleichzeitig errichtet Lieken gerade ein neues Werk in Wittenberg in Sachsen-Anhalt, das ab Ende 2017 voll produzieren soll. Nach Medienberichten will das Unternehmen dort die Tarifverträge umgehen und so bei den Lohnkosten sparen. Ob Essen an der Neueröffnung in Wittenberg hängt, darüber gab das Unternehmen keine Auskunft.
Das Essener Werk hat bereits einen empfindlichen Aderlass hinter sich. Vor etwa zwei Jahren schon wurde die Logistik am Standort geschlossen. Damals gingen damit knapp 100 Arbeitsplätze in Essen verloren. Da hatten Betriebsrat und Gewerkschaft noch gehofft, dass dann Schluss mit Abbau sein würde, es sollte jedoch erst der Anfang sein.