Essen. . Der Schock nach der Versammlung saß tief: Die Lieken-Geschäftsführung verkündete am Montag das Aus der Großbäckerei in Essen-Borbeck, die unter anderem Golden Toast und Lieken Sandwiches produziert. 185 Mitarbeiter sollen ihren Arbeitsplatz verlieren. Nur der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest.

Für die Belegschaft der Großbäckerei Lieken war es ein schwarzer Montag, noch dazu sechs Wochen vor Weihnachten: Auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung teilte die Geschäftsführung den Mitarbeitern mit, dass der Standort Essen geschlossen werden soll. Das bestätigten Betriebsrat und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Betroffen sind 185 Mitarbeiter in der Produktion und der Auslieferung. Doch noch ist unklar, wann das Aus genau kommen soll. Dazu habe sich das Management nicht äußern wollen, hieß es.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten“, sagte Yvonne Sachtje, Geschäftsführerin der Gewerkschaft NGG in der Region Ruhrgebiet. Auch für den Betriebsrat kam die Nachricht völlig überraschend. „Damit hätte keiner gerechnet“, so die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Anke Ribeiro, der selbst die Tränen in den Augen standen und die sich erst einmal sammeln musste: „Ich versteht das nicht.“ Nach ihren Worten ist das Werk derzeit komplett ausgelastet, die Mitarbeiter schieben sogar Überstunden. Auch Yvonne Sachtje betonte: „Ich bezweifle, dass eine Schließung betriebswirtschaftlich notwendig ist.“

Aus für die Auslieferung war schon länger beschlossen

Auf der Betriebsversammlung soll die Geschäftsführung deutlich gemacht haben, dass sie jedoch mit rückläufigen Produktionsmengen rechnet, der Essener Standort zudem zu klein sei. Das Unternehmen wollte auf die Nachfragen der WAZ am Montag keine Antworten geben, verwies als Grund auf noch laufende „interne Gespräche“.

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Im Essener Werk produziert Lieken im Drei-Schicht-Betrieb u.a. Golden Toast und Lieken Sandwiches. Es ist laut Betriebsrat die einzige Großbäckerei von Lieken, die Toast mit besonders langem Haltbarkeitsdatum herstellt und das somit für die Lagerung in großen Zentraldepots geeignet ist. Für die Belegschaft war dies offensichtlich immer die Hoffnung, dass Essen im Reigen der zehn Lieken-Standorte eine Sonderstellung einnimmt. Nun soll es eines von vier Standorten sein, die offenbar dicht gemacht werden sollen.

Schon im Sommer hatte die Geschäftsführung angekündigt, die Auslieferung mit rund 100 Mitarbeitern in Essen zu schließen. Die Verhandlungen über einen Sozialplan liefen. Vom Aus der Produktion sei jedoch nie die Rede gewesen, heißt es. Sachtje kündigte nunmehr an, zusammen mit dem Betriebsrat für einen möglichst guten Interessensausgleich kämpfen zu wollen. Die Großbäckerei im Weidkamp existiert seit 1981. Seit Mitte 2013 gehört Lieken zum tschechischen Agrofert-Konzern, dem drittgrößten Unternehmen in der Tschechischen Republik.