Essen. . Die Zahl der Straftaten hat im November deutlich zugenommen. Dennoch spricht die Polizei von einer Entspannung gegenüber dem Alarmjahr 2015.
- Die sichtbaren Bemühungen der Behörde sind nicht ohne Wirkung geblieben
- Zur Zeit haben die Ermittler allerdings wieder mehr Straftaten zu verfolgen
- Seit Beginn der dunklen Jahreszeit sind die mobilen Banden stärker aktiv
Die tägliche Analyse der Brennpunkte in den Stadtteilen, engmaschige Verkehrskontrollen, Präventionsstreifen, der Einsatz von Hundertschaften im großen Stil, Ermittlungskommissionen und mehr: Die sichtbaren Bemühungen der Essener Polizei, der im vergangenen Jahr dramatischen Zunahme von Wohnungseinbrüchen in diesem möglichst Paroli bieten zu können, scheinen nicht wirkungslos geblieben zu sein.
Zwar wirft die aktuelle Behördenstatistik für den jüngsten November 258 der Delikte und damit immerhin 114 mehr als noch im Oktober aus. Jedoch kann dieser Rückschlag den Chef des Essener Einbruchskommissariats nicht wirklich erschüttern. Bodo Buschhausen blickt lieber nach vorn auf einen hart erkämpften Erfolg: Am Ende des Jahres, schätzt der Erste Kriminalhauptkommissar für das Zuständigkeitsgebiet der Essener Polizei, „werden wir 800 bis 1000 Einbrüche weniger haben als 2015“.
Die mobilen Täter sind wieder am Start
Dass die Zahl der Straftaten im November noch einmal deutlich in die Höhe geschnellt ist, überrascht Buschhausen nicht wirklich: „Damit haben wir gerechnet. In der dunklen Jahreszeit „sind die mobilen Täter wieder am Start“: Gut organisierte Banden vor allem aus Albanien, Serbien, Rumänien und Bosnien, die das „typische Autobahnverhalten“ an den Tag legen.
Die Kriminellen grasen bisweilen ganze Stadtteile bevorzugt in der Nähe von Autobahnen ab, um sich mit ihrer Beute möglichst schnell aus dem Staub machen zu können. Was erklärt, warum aktuell die Einbruchszahlen vor allem im Essener Süden wieder gestiegen sind, während die eher regionalen Täter im Norden der Stadt eigentlich ununterbrochen aktiv waren.
Doch stadtweit spricht Buschhausen für dieses Jahr von einer merklichen Entspannung, wenn auch auf weiterhin hohem Niveau. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der Wohnungseinbrüche eine neue Rekordmarke erreicht. Allein in Essen schlugen die Täter 3029 Mal zu. Das waren 558 Einbrüche mehr als 2014, eine satte Zunahme um 22,6 Prozent. Wobei sich die leicht verbesserte Aufklärungsquote immer noch in Grenzen hielt: Nach der Lesart der offiziellen Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) wurden nur 332 der angezeigten Fälle aufgeklärt und 236 Tatverdächtige ermittelt.
Drei neue Ermittlungskommissionen gegründet
Damit sich die abnehmende Tendenz dieses Jahres im kommenden fortsetzt, hat die Polizei das Einbruchskommissariat „komplett umgebaut“, sagt Buschhausen, der „aus einem großen Pool auswählen“ konnte, um eine junge und motivierte Mannschaft aufzustellen. Zudem sind drei Ermittlungskommissionen gegen Einbrecher an den Start gegangen, die ihre Wirkung aber wohl erst in 2017 entfalten dürften.
Eine neue Computertechnik soll die Beamten bei ihrer Arbeit unterstützen. Essens Polizeibehörde ist die dritte in NRW, die die Möglichkeiten des so genannten „Predictive Policing“ nutzen wird. Mit Hilfe von Vorhersagen soll Einbrechern möglichst das Handwerk gelegt werden, bevor sie zuschlagen können. Das Landeskriminalamt stellt der Polizei dafür Daten der städtischen Infrastruktur zur Verfügung. Eine Software ermittelt daraus mögliche Brennpunkte in den Wohnquartieren, um Kräfte wie Zivilstreifen dort zielgerichtet einsetzen zu können. Wie realitätsnah solche Prognosen sind – das muss sich noch zeigen.