Essen. Klinikchef Horst Defren erklärt im WAZ-Interview von den Schwierigkeiten, Nachwuchs für freiwerdende Arztstellen zu finden.

Der Ärztemangel geht an den Kliniken im Stadtgebiet nicht spurlos vorbei. Freiwerdende Stellen können oft erst nach gezielter und mitunter monatelanger Suche neu besetzt werden. WAZ–Redaktuerin Andrea Kleemann sprach mit Horst Defren, Geschäftsführer der Kliniken Essen-Mitte, über die Problematik.

Ist der Ärztemangel an den Kliniken-Essen-Mitte spürbar?

Horst Defren: Ja, auf jeden Fall. Ich bin seit 19 Jahren in diesem Haus. Damals gab es eine Ärzteschwemme, wir hatten die Qual der Wahl zwischen einer Vielzahl geeigneter Bewerber. Heute sieht's ganz anders aus.

Wieviele Stellen sind derzeit an den Kliniken-Mitte nicht besetzt?

Es gibt hier 140 Stellen für Ärzte – immerhin 25 mehr als vor etwa zehn Jahren. Momentan sind nur fünf Assistenzarztstellen zu besetzen, in den höheren Positionen sind keine Stellen frei. In der Vergangenheit zeigte sich aber, dass es sehr viel schwerer ist, freie Stellen zu besetzen. Es kommen nur wenige Blindbewerbungen. Wir müssen uns wirklich aktiv darum bemühen.

Aber immerhin sind entgegen dem bundesweiten Trend alle Stellen besetzt…

Das liegt zum einen am Standort unserer Klinik. In Essen und überhaupt im Ruhrgebiet macht sich der Mangel noch nicht so eklatant bemerkbar wie beispielsweise in ländlichen Regionen oder im Osten Deutschlands. Essen zieht bei den Bewerbern als Gesundheitsstandort. Zudem sind die Kliniken-Essen-Mitte Akademisches Lehrkrankenhaus. Hier arbeiten renommierte Chefärzte, bei denen sich junge Mediziner gerne ihre Lorbeeren verdienen. Zudem konnten wir neue Stellen schaffen, weil wir unser Angebot erweitert haben, beispielsweise in der Palliativmedizin und Entgiftung von Drogenabhängigen. Zum 1. Januar 2010 soll eine neue Assistenzarztstelle auf dem Gebiet der „Naturheilkunde und Onkologie“ geschaffen werden.

Welche Bereiche und Positionen sind schwer zu besetzen?

Grundsätzlich kann man sagen: Je höher die Position, umso schwerer ist es, sie zu besetzen. Während die Auswahl zur Besetzung von Assistenzarztstellen recht gut ist, schreiben wir Oberarztstellen immer im Ärzteblatt aus. Vor allem im internistischen Bereich ist es mitunter schwierig, freiwerdende Stellen zu besetzen. Um Oberarztstellen in der Geriatrie und Psychiatrie zu besetzen, mussten wir jeweils etwa fünf Monate suchen und um eine Oberarztstelle in der Naturheilkunde neu zu besetzen, vergingen sogar sechs Monate.

Wirkt sich das auf den Klinikalltag aus?

Nein, die Patienten merken nichts. Wir bemühen uns ja rechtzeitig darum, geeignete Nachfolger für die freiwerdenden Positionen zu finden.

Wie beugen Sie einem eventuell zunehmenden Ärztemangel vor?

Vor allem versuchen wir, jungen Nachwuchsmedizinern unser Haus attraktiv zu machen. Wir bieten beispielsweise ein umfassendes und intensives Trainee-Programm für Absolventen im Praktischen Jahr (PJ). Zudem versuchen wir durch gezieltes Personalmarketing, unseren Namen und unsere Qualitäten herauszustellen.

Ist der Arztberuf auch in Zukunft attraktiv?

Das Gesundheitswesen ist der boomende Markt der Zukunft. Der Arztberuf ist absolut attraktiv. Denn Menschen können auf Vieles verzichten, aber nicht auf ihre Gesundheit. Und um sie zu erhalten ist manchmal Hilfe vom Arzt erforderlich.

Kliniken Essen-Mitte

Seit 1990 ist Horst Defren Geschäftsführer der Kliniken Essen-Mitte. Die Klinken Essen-Mitte entstanden 1995 durch die Fusion des Krankenhauses Evangelische Huyssens-Stiftung in Huttrop und des Knappschafts-Krankenhaus in Steele. Die Kliniken haben insgesamt 696 Betten.

Mehr zum Thema: