Essen. Große Gefühle beim Konzert der Essener Philharmoniker, karibische Klänge bei DSDS-Star Mark Medlock und hunderte Jugendliche der schwarzen Szene, die aus Protest gegen die fehlenden Jugend-Bühnen einen Flashmob bilden - die 14. Auflage von Essen.Original: Es war ein Stadtfest der Gegensätze.
Drei Tage in Folge feierten die Menschen zum 14. Mal das Stadtfest Essen.Original, das ganz unter dem Motto „Sommer in der City" stand. Ein abwechslungsreiches Programm für verschiedene Zielgruppen wurde auf fünf verschiedenen Bühnen präsentiert, verteilt in der Innenstadt. Neben der „Gala der Essener Philharmoniker", das durchweg als Highlight gefeiert wurde, gaben bekannte Größen wie Mark Medlock ihr Bestes.
Der Hauptakteur wusste die Musikfans am Kennedyplatz mit seinem karibisch anmutenden Pop mitzureißen. Mit sommerlichen Songs wie „Mamacita" und „Summer Love" begeisterte der „Deutschland sucht den Superstar"- Gewinner tausende Zuschauer. Er brachte das Publikum jedoch nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit einer verbalen Entgleisung zum Toben.
"Cowbox und Indianer"
Musikalische Freude bereitete vorher Schlagerstar Jörg Bausch den Anwesenden am Willy-Brandt-Platz mit seinen Hits. Der Jedem bekannte Party-Dauerbrenner „Cowboy und Indianer", durfte dabei natürlich nicht fehlen und brachte die Menge zum Mitsingen und Schunkeln. Währenddessen ging es auf der Bühne am Hirschlandplatz eher soulig zu.
Der Sänger Chris Pierce bot dem Publikum eine beeindruckende Ein-Mann-Show und verzauberte sie mit stimmungsvollen Balladen. Die sanfte Melancholie seiner Kompositionen brachte die Anwesenden zum schwärmen. „Ich wollte eigentlich nur in die Stadt zum Einkaufen und habe meine Pläne jetzt geändert. Die Musik ist einfach traumhaft, da konnte ich nicht einfach weiter gehen", lächelt Stefanie Ludwig (36).
Philharmoniker begeistern auf dem Kennedyplatz
Am Kennedyplatz war kein einziger Pflasterstein mehr zu sehen. Schon weit vor 20 Uhr am Samstagabend versammelten sich tausende Menschen, um der „Gala der Essener Philharmoniker" zu lauschen. Auf einen Moment der absoluten Stille folgten emotionsgeladene Klänge vom Film „Mission Impossible", die das Publikum schon von der ersten Minute an in ihren Bann zogen. Mit Druck und Energie ging es weiter. Es folgte ein bekannter Song auf den nächsten und fesselte die Zuhörer.
Mit einer Mischung aus Musical-, Pop- und Filmmusik wussten Dirigent Heribert Feckler (48) und die Philharmoniker zu begeistern. „Wir haben bewusst diese Titel ausgewählt, um viele Menschen anzusprechen", erinnert sich Feckler. Angesprochen wurde auch Julia Schmidt (19), die zusammen mit ihrem Freund gespannt zur Bühne schaute. „Ich höre eigentlich selten klassische Musik, bin bisher allerdings absolut begeistert. Es ist etwas Besonderes, gerade für junge Leute, da wir solche Musik eher selten zu hören kriegen."
Die klanggewaltige Viefalt, die Kombination von klassischer und populärer Musik brachte nicht nur laut Publikum frischen Wind in die Klassik. „Ich würde gerne den Trend sehe, Jugendliche anzuziehen. Ich finde es wahnsinnig wichtig, jede Altersgruppe mit der Klassik vertraut zu machen", berichtet Feckler nach seinem Konzert. Noch von Energie geladen und vom Stolz erfüllt, sitzt er zufrieden auf seinem Stuhl.
Mit "Music" von John Miles verabschiedet
„Es ist ein schönes Gefühl zu merken, wie sich der Druck im Orchester und im Publikum aufbaut", beschreibt er die Situation auf der Bühne. Er hätte nicht mit so einer Menschenmasse gerechnet und freue sich über die verlangten Zugaben. Mit dem Klassiker „Music" von John Miles verabschiedeten sich die Musiker unter tosendem Applaus vom Publikum. Dieses war sich einig: „Es war das Highlight von Essen.Original."
Wachsende Zuschauermengen verzeichnete ebenfalls die „Young Stage", die sich den Anwesenden zeitweilig überfüllt von Fans präsentierte. Mit einer Mischung aus Hip-Hop, Rock, Elektro, Punk und Metal bot die Bühne nicht nur Jugendlichen ein alternatives Programm. Junge Bands aus Essen und Umgebung bekamen dadurch die Gelegenheit, sich an einem der drei Tage zu präsentieren.
Fehlende Jugendbühnen stoßen auf Kritik
Die Meinungen zu Essen.Original gingen allerdings stark auseinander. Das Fehlen der Essener Jugendbühnen stieß bei vielen Jugendlichen auf Unverständnis und erzeugte das Gefühl, ausgeschlossen zu werden. „Ich bin froh, das es die „Young Stage"- Bühne nach langen Diskussionen doch noch gab, aber es war traurig zu sehen, das dies mehr oder weniger die einzige Bühne für junge Leute war", erzählt Diana Neumann (22) frustriert. Als Antwort auf die fehlenden Bühnen in der nördlichen Innenstadt veranstaltete die schwarze Szene einen „Blackmob", um auf das Problem und die gefühlte Ausgrenzung aufmerksam zu machen.
Kritik, die an einigen Besuchern jedoch gänzlich vorbei geht. Michel Albrecht (15) hat seinen Spaß auf dem Stadtfest und genießt die Musik. „Ich finde das Programm super. Ich bin zwar alleine hier, aber treffe immer wieder zwischendurch Freunde." Umgeben von gut gelaunten Menschen, herrlichem Wetter und passender Musik fühle er sich bei Essen.Original wohl.