Essen. Am Uniklinikum herrscht Unfrieden, weil Leiharbeiter zu deutlich schlechteren Konditionen arbeiten müssen als ihre angestellten Kollegen. Der Personalrat warnt vor der "Spaltung der Belegschaft".

Als Mittel zur "Sicherung von Beschäftigung und Qualität" bezeichnet die Leitung des Uniklinikums die 2005 gegründete Personalservice GmbH (PSG), der Personalrat des Klinikums spricht dagegen von „Tarifflucht und Spaltung der Belegschaft”. Die PSG-Kollegen arbeiten als Leiharbeiter zu schlechteren Konditionen als die angestellten Kollegen. Am Donnerstag bat die Personalratchefin Alexandra Willer die PSGler zur Sprechstunde.

Tränen in den Augen, als sie die Abrechnung sah

„Als ich meine Abrechnung gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen”, erzählt eine Frau, die im Herzzentrum für die Sterilisation medizinischer Geräte zuständig ist. Ein verantwortungsvoller Job, mit dem sie in Vollzeit knapp 800 Euro netto verdiene. „Es kann doch nicht sein, dass ich beim Jobcenter Zusatzleistungen beantragen muss.”

Personalrats-Chefin Willer will solche Zustände so wenig hinnehmen wie die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz: „In manchen Abteilungen erhält ein Angestellter elf Euro die Stunde, ein Leiharbeiter von der PSG sieben.” Hart trifft es Kollegen, die befristet beim Klinikum beschäftigt waren und nur die Wahl hatten, ihre Stelle zu verlieren oder zur PSG zu wechseln. „Mit über 50 reißt sich keiner um Dich”, seufzt ein Betroffener. So behielt er den Job beim Krankentransport, hat aber heute netto 350 Euro weniger im Monat, verlor vier Urlaubstage, die betriebliche Altersvorsorge und den Großteil des Weihnachtsgeldes.

Bislang sind zwischen 200 und 400 der 5500 Klinikums-Beschäftigten bei der PSG. „Wenn immer mehr PSGler eingestellt werden, drückt das das allgemeine Lohnniveau am Klinikum”, fürchtet Willer.

Die einen arbeiten 38 Stunden, die anderen 41

Der ärztliche Direktor des Klinikums, Gerald Holtmann, mag das nicht einmal bestreiten: In Zukunft werde man Beschäftigte im nicht-ärztlichen Bereich - Techniker, Pförtner, Labor- und Reinigungskräfte - grundsätzlich über die PSG einstellen. „Nur so können wir mit einem gedeckelten Budget wirtschaftlich arbeiten und die Qualität unserer Arbeit sicherstellen.” Das Klinikum stelle als größter Arbeitgeber Essens im übrigen viele Arbeitslose über die PSG ein. „Und die zahlt Tariflöhne.” Was die Ungleichbehandlung angehe, gebe es auch bei den Angestellten des Klinikums solche mit alten Verträgen und 38,5 Stunden-Woche und andere mit 41 Stunden und weniger Gehalt.

Alexandra Willer hofft nun auf die Politik: Am Donnerstag hatte sie Politikerinnen von SPD, Grünen und Linken zu Gast, die zwar im konkreten Fall nicht helfen konnten, aber für einen Mindestlohn kämpfen wollen.