Essen. . Der Essener Sportbund solle „klare Kante zeigen“ gegen Gewaltausbrüchen auf Fußballplätzen, heißt es. Doch niemand weiß so recht, was das bedeuten könnte. Vorschläge schießen ins Kraut.
- Sportausschuss des Rates erwägt Sanktionen von Geldstrafen bis hin zu Nutzungsverboten
- In diesem Jahr wurden drei lebenslange Sperren verhängt und fünf Hausverbote ausgesprochen
- Espo sieht durch die Vorfälle eine schlechtere Ausgangslage im Verteilungskampf um Zuschüsse
Nach den erneuten Gewaltausbrüchen auf Essener Fußballplätzen am Wochenende steht die Sportpolitik ratlos am Spielfeldrand. Hilft es, die Vereine noch mal zu ermahnen? Soll es saftige Geldstrafen geben, Platzverbote gegen Spieler gleich dutzendweise oder sogar den Entzug von Trainingszeiten für mehrfach auffällig gewordene Vereine?
Im Sportausschuss waren sich die Politiker am Dienstag einig, dass es schon deshalb Konsequenzen geben müsse, weil Nichtstun regelrecht als Ansporn verstanden werden könnte, sich danebenzubenehmen. Doch das ist leichter gesagt als getan, wie Thorsten Flügel einwendet. Der Vorsitzende des Fußballkreises Essen wusste den Sportpolitikern zu berichten, dass sich die Gewalt auf den Plätzen schon im folgenden Sportgerichts-Verfahren oftmals schwer nachweisen lässt, zumal wenn – wie im Falle des Skandalspiels an der Seumannstraße vor zehn Tagen – der massiv bedrohte Schiedsrichter plötzlich keine Strafanzeige mehr stellen mag. „Ich weiß nicht, ob’s da Einschüchterungen gab“, sagt Flügel, aber „an uns liegt es nicht“, wenn keine Strafen folgten.
Lebenslange Sperren sind künftig nicht mehr drin
Und schließlich steht den Tätern der Rechtsweg offen: Drei prügelnde Spieler wurden lebenslang gesperrt, einer klagte die Strafe auf ein Jahr herunter und kickt wieder mit. Künftige Täter müssen derart drakonische Strafen gar nicht erst fürchten: Andere Landesverbände hatten geklagt, nun sind Maximalsperren von fünf oder acht Jahren im Gespräch.
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Überschaubar bleibt auch die Zahl der durch die Stadt ausgesprochenen Hausverbote: Fünf an der Zahl sind es in diesem Jahr, und dies für maximal zwei Jahre – die Dauer richtet sich nach dem Urteil des Sportgerichts. Also Geldstrafen? „Da lachen die doch drüber“, klagt Siegfried Brandenburg (CDU). Sollen die Vereine zahlen, dann wird notfalls beigetrieben, fürchtet Marcus Fischer (FDP). Und kennen sie nicht alle Fälle, in denen rausgeworfene Spieler von anderen Vereinen mit Kusshand genommen werden?
Anteil der Migranten-Clubs ist überdurchschnittlich hoch
Es fehlt eben am Ende, auch das räumen sie im Sport ein, an Solidarität innerhalb der Fußballfamilie. Und auch wenn man „niemanden in Sippenhaft nehmen“ will, wie Ingo Vogel (SPD) betont: „Bei extremen Wiederholungstätern“ könne man als letztes Druckmittel damit drohen, dass Vereine nicht mehr auf der jeweiligen Anlage spielen dürfen.
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Dass dabei der Anteil der Migranten-Clubs an eskalierenden Spielen enorm hoch ist – dieser Erkenntnis von Amateurfußball-Experte Ingo Jankowski mag selbst der Vertreter aus dem Integrationsrat, Harun Kazoglu, nicht widersprechen. Aber was bedeutet das für den Essener Sportbund (Espo), von dem nun alle „klare Kante“ fordern?
Schlechte Schlagzeilen sind schlecht im Verteilungskampf
Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg weiß es nicht. Was er weiß ist: „Wir wollen diese Störer nicht mehr bei uns haben“, denn in einem Verteilungskampf um knappe Mittel, bescherten solche Vorfälle dem Sport schlechte Schlagzeilen.
Also wird demnächst eine Krisenrunde einberufen, wieder einmal.