Essen. . 20.000 Grundstückseigentümer erhalten bald Post vom Umweltamt. Die Behörde informiert über mögliche Belastungen durch Schwermetalle.

20.000 Grundstückseigentümer vornehmlich im Norden und Nordwesten der Stadt erhalten voraussichtlich in der kommenden Woche Post vom Umweltamt. Die städtische Behörde informiert die Adressaten in dem Schreiben darüber, dass ihr Grund und Boden durch Schwermetalle belastet sein könnte. Eine akute Gefahr bestehe nicht. Gleichwohl empfiehlt die Stadt, selbstangebautes Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu waschen.

100 Grundstücke will sich das Umweltamt nach den Worten von Amtsleiter Matthias Sinn „genauer ansehen“, da die Belastung dort möglicherweise über den gesetzlich zulässigen Grenzwerten liegt. Auch einen Verursacher hat die Behörde ausgemacht. Es handelt sich um die 1976 stillgelegte Zinkhütte in Bergeborbeck. Zu diesem Ergebnis kommt die Stadt nach einer umfassenden Untersuchung der Essener Böden. Auf der Grundlage von Stichproben wurden Einschätzungen für 92.000 Grundstücke getroffen.

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Die Zinkstraße in Bergeborbeck erinnert heute noch daran, dass dort einst eine der größten Dreckschleudern der Stadt stand. Von Mitte des 19. Jahrhunderts an produzierte dort die Zinkhütte „Altenberg“. 1938 stellte der Betrieb zwar die Massenproduktion ein, erst 1976 wurde die Hütte endgültig dicht gemacht. Bis heute müssen die Essener mit den Hinterlassenschaften leben.

Peter Reinirkens, von der Stadt Essen beauftragter Gutachter vom Institut für Stadtökologie und Bodenschutz, veranschaulichte dies am Mittwoch vor der Presse anhand von Karten. Deutlich darauf zu sehen ist, dass das Erdreich rund um den ehemaligen Standort der Zinkhütte durch Blei belastet ist. In weiten Teilen des nördlichen und nordwestlichen Stadtgebietes wurde Cadmium im Boden nachgewiesen. Zinkerze enthalten Cadmium. Bei ihrer Verarbeitung wird der Stoff freigesetzt.

Schwermetall-Belastung im Boden heute gering

Schon Mitte der 1980er Jahre sorgte die Zinkhütte für Schlagzeilen. Damals mussten Tonnen belasteten Erdreichs abgefahren werden, nachdem Eigenheime auf dem vergifteten Boden gebaut worden waren. Verglichen damit ist eine mögliche Belastung heute gering.. Auf nahezu allen Grundstücken, die überwiegend als Ziergärten genutzt werden, werde der zulässige Grenzwert unterschritten, betont das Umweltamt. Anders verhält es sich in Gärten, in denen Nahrungsmittel angepflanzt werden und in denen Kleinkinder unmittelbar mit den Erdreich in Berührung kommen können. Von einer Gefährdung könne dort nur dann die Rede sein, wenn ein Kleinkind ein Jahr lang täglich auf kahlem Boden spielt und Schwermetalle aufnimmt. „In der Realität kommt das nicht vor“, sagt Gutachter Peter Reinirkens.

Aussagen zur Bodenbelastung hat das Umweltamt anhand von 230 repräsentativen Bodenproben getroffen. Schwermetalle wurden dabei auch an industriellen Altstandorten nachgewiesen, etwa in Kettwig. Eine mögliche Belastung des Erdreichs wurde auf Grundlage der Proben für 92.000 Grundstücke statistisch hochgerechnet. In weiten Teilen des Stadtgebietes seien die Böden der Hausgärten sauberer als dies bei der mehr als 100-jährigen Industriegeschichte zu erwarten gewesen sei, heißt es.