Essen. Nach dem Rheinstahl-Haus deutet sich nun auch für den RWE-Komplex eine Lösung an. Das ist sehr zu begrüßen.

Die Essener Hochhaus-Riege ist nicht unbedingt der Teil der Stadt, wo vielen Bürgern warm ums Herz wird. Bebauung und Zuschnitt von Bismarckplatz, Krupp-straße und der unteren Huyssenallee atmen den Geist der 1960er und 1970er Jahre, als der Städtebau radikal neu gedacht und auf Traditionen wenig Rücksicht genommen wurde. Dennoch – oder gerade deshalb – gelten die in dieser Phase entstandenen Hochhäuser unter Denkmalschützern und Architekturfreunden als Ikonen, die es unbedingt zu erhalten gilt. Über Geschmack kann man immer streiten, aber ich kann das absolut nachempfinden.

Das Rheinstahl-Hochhaus fand jedenfalls mit der Fakt AG bereits einen Investor, zurzeit wird hier denkmalgerecht saniert. Dass nun auch für den RWE-Komplex eine gute Lösung in Sicht ist, ist die zweite gute Nachricht. Die Investoren Stephan Kölbl und Marcus Kruse sind clevere Geschäftsleute, aber auch „Essener Jungs“, denen daran gelegen ist, dass ihre Stadt vorankommt – das haben sie bereits vielfach bewiesen.

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Dem RWE-Komplex neues Leben einzuhauchen, ist für Kölbl-Kruse sicherlich die bislang gewaltigste Aufgabe. Hochhäuser aus dieser Zeit sind fast immer reif für eine Totalsanierung, vom Gerippe abgesehen, kann schon aus energetischen Gründen kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Wenn aber alles geschafft ist, sollten Neuvermietung oder Verkauf kein unüberwindliches Problem sein, denn die Lage nah am Hauptbahnhof, an der Schnittstelle zwischen Innenstadt und Rüttenscheid ist in vieler Hinsicht zukunftsträchtig.

Mit der Hochhausgruppe hat Essen ein Alleinstellungsmerkmal im Ruhrgebiet. Die Gebäude sind Zeugen einer Zeit, als die Stadt sich als klarer Mittelpunkt der Region empfand und buchstäblich hoch hinaus wollte. An diesen Ehrgeiz anzuknüpfen, ist so falsch nicht.