Essen. . Im Red Dot Museum geht es nicht nur um die gute Form, sondern auch um das revolutionäre Funktionsverfahren. Brillen und Möbel entstehen aus einem Guss

Wenn das Red Dot Museum Ausstellungen konzipiert, dann geht es zumeist um die erstklassige Form und innovative Gestaltung, seltener um das Produktionsverfahren. Mit der Ausstellung „Making a Difference / A Difference in Making“ betritt das Design Zentrum auf Zollverein nun Neuland. Neben der gelungenen Form zählt in dieser Schau ausgewählter 3D-Objekte nämlich auch ausdrücklich die Funktionstechnik. Weil inzwischen nicht nur Hüftgelenke, Bauteile für den Airbus 350, sogar Rennwagen aus dem 3D-Drucker kommen, sondern auch Mode, Skulptur, ja sogar van Goghs Blumengemälde, ist der 3D-Drucker nun reif fürs Museum.

Marcus Joppe, Managing Director von Materialise,und das Fahrrad „Fix3D“, dessen Rahmen gedruckt wurde.
Marcus Joppe, Managing Director von Materialise,und das Fahrrad „Fix3D“, dessen Rahmen gedruckt wurde. © FUNKE Foto Services

Mehr als 80 Objekte vom Brillengestell bis zum futuristischen Möbelstück sind in der von Marta Malé-Alemany kuratierten Ausstellung zu sehen. Dass man der innovativen Technik in dieser deutschlandweit erstmals gezeigten Ausstellung dabei mit ausgesprochen positiven Erwartungen begegnet, wundert nicht weiter, da sie von dem Brüsseler Unternehmen Materialise, einem der seit 25 Jahren wegweisenden 3D-Entwickler mitgestaltet wird.

Materialsparend und ressourcenschonend

Die Bandbreite der Möglichkeiten, die mit dieser neuartigen Produktion verbunden sind, dürften aber nicht nur Technologie-Freaks aufhorchen lassen. So arbeiten 3D-Drucker nicht nur extrem materialsparend – es gibt keinen Verschnitt – und damit ressourcenschonend. Manches lässt sich im Druckverfahren einfacher, besser oder überhaupt erst fertigen. Die speziell auf das Gesichtsfeld angepasste Brillenfassung ist da nur ein Beispiel, wie das maßgeschneiderte Hüftgelenk oder der avantgardistisch anmutende, extrem federleichte Fahrradrahmen.

Auf Grundlage einer Datei lassen sich außerdem die abenteuerlichsten Formen gestalten. Statt zu fräsen, zu schmelzen, zu gießen oder zu leimen, lässt der 3D-Drucker das Objekt einfach Schicht für Schicht an einem Stück entstehen. Längst arbeiten die industriellen Hochleistungsgeräte dabei nicht nur mit geschmolzenem Kunststoff, sondern auch mit Metall und Holz. Aus Zucker, Putz und japanischem Reiswein geformt ist gar der filigrane Hocker, der nicht nur federleichten Geishas eine stabile Sitzfläche bieten soll. Dass Algorithmen außerdem höchst anziehend sein können, beweist ein Kleid wie ein zartes Netz-Gespinst. Und schließlich kommt aus dem Rechner sogar Kunst – mit exakt aufgetragenen Farbschichten und der Anmutung eines altmeisterlichen Gemäldes. Die van Gogh-Kopie kommt von University of Technology in Delft.

Dass 3D-Drucker beispielsweise aber auch Faustfeuerwaffen ausspucken, wenn man sie mit den entsprechenden Datenmengen füttert, ist eine der Schattenseiten der neuen Technologie wie der Schritt zu einer weiteren Rationalisierung. Dass der 3D-Druck unser Leben verändern wird, ist in dieser Schau nicht mehr zu übersehen.