Essen. . Der Wildwuchs der Wasserpflanzen gefährdet die 99. Hügelregatta auf dem Baldeneysee in Essen. Der Ruhrverband stellt das Mähen vorerst ein.

  • Wildwuchs der Wasserpflanzen auf dem Baldeneysee gefährdet Traditionsveranstaltung
  • Erstmals 1901 ausgetragene Regatta bringt Ruderelite nach Essen
  • Ausrichter bittet Stadt drigend um Hilfe

Die Wassersportsaison nähert sich ihrem Ende, der Wildwuchs der Wasserpflanzen im Baldeneysee treibt die dort ansässigen Vereine weiter um. Der Essener Ruder-Regattaverein (ERRV) sah sich jetzt veranlasst einen Brandbrief an Oberbürgermeister Thomas Kufen zu verfassen – verbunden mit der dringenden Bitte um Hilfe. Auf dem Spiel stehe nicht weniger als die 99. Auflage der Hügelregatta, ein absolutes Top-Event im internationalen Rudersport und eine der Traditionsveranstaltungen am See.

Der Bewuchs des Baldeneysees hatte in diesem Jahr bereits dazu geführt, dass die Deutschen Rudermeisterschaften kurzfristig abgesagt werden mussten. „Deshalb sind wir vom Deutschen Ruderverband aufgefordert worden, ein Statement für die kommenden Jahre abzugeben, insbesondere für die in 2017 anstehende Internationale Hügelregatta“, schreibt der Vorsitzende des ERRV André Ströttchen. Der Ruderverband will sicherstellt sehen, dass die Wettbewerbe wie geplant durchgeführt werden können. Erwartet werden 1200 Teilnehmer, darunter die Weltelite des Rudersports.

Sorge um Deutsche Meisterschaft

Die Absage der diesjährigen Meisterschaft habe auf Seiten des Deutschen Ruderverbandes zu einer großen Verunsicherung geführt, so André Ströttchen. Zumal jetzt auch die Vergabe der Deutschen Meisterschaften für 2018 anstehe, um deren Ausrichtung sich der ERRV beworben hat. Spätestens im November werde über den Zuschlag entschieden.

Im Falle einer weiteren Absage fürchtet der Essener Ruder-Regattaverein einen „massiven Rückschlag“ für den Regattastandort Essen und nicht zuletzt Konsequenzen für den Leistungsstützpunkt am Baldeneysee. „Wir benötigen die Hilfe der Stadt“, so Ströttchen weiter. Es sei unbedingt erforderlich, dass die Wasserpflanzen „durchgehend und effizient“ gemäht werden.

Der Ruhrverband hat das Mähen in diesen Tagen eingestellt, nachdem das Boot wie mit den Seeanrainern verabredet für die Essener Segelwoche einen Teil der Wasserfläche frei gehalten hatte. Der Einsatz des Mähbootes „lindert die Situation“ vor Ort, sagt Hans-Walter Fink, Sprecher der in der Interessengemeinschaft Baldeneysee organisierten Vereine. Mit anderen Worten: Eine zufriedenstellende Lösung ist der Einsatz des Ruhrverbandes aus Sicht der Interessengemeinschaft nicht. Dafür wäre die Anschaffung eines weiteren Mähbootes erforderlich.

Das Boot des Ruhrverbandes ist mehr als zehn Jahre alt. In einer Achtstundenschicht mäht es auf dem Baldeneysee 5000 Quadratmeter ab und schafft damit nur einen Bruchteil der 2,6 Quadratkilometer großen Wasserfläche.

Der Baldeneysee wuchert zu

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    Neuere Boote seien leistungsfähiger und technisch so ausgerüstet, dass sie Wasserpflanzen nicht erst abmähen, wenn diese an der Wasseroberfläche auftauchen, berichtet Hans-Walter Fink von der IG Baldeneysee. Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes, bleibt dennoch skeptisch. Auf dem Kemnader See habe der Ruhrverband jüngst ein Boot moderneren Typs eines privaten Unternehmens eingesetzt. „Das Boot konnte aufgrund seiner niedrigen Bugwelle schneller fahren“, berichtet Verbandssprecher Markus Rüdel. „Wir überlegen nun unser Boot zu modernisieren“, so Rüdel. Ob ein zweites Mähboot auf dem Baldeneysee, dessen Einsatz die Wassersportvereine so sehr herbeisehnen, den Wildwuchs tatsächlich erfolgreich bekämpfen könnte, zweifelt man beim Ruhrverband an. Erforderlich sei der Einsatz von mindestens sechs Mähbooten, so Rüdel, was angesichts der Kosten für Material und Personal utopisch sei.

    Im Herbst will der Ruhrverband mit der Stadt und den Vereinen beraten, wie es weitergeht im Kampf gegen die Wasserpest – rechtzeitig vor dem Deutsche Rudertag, der im November in Essen stattfindet. Ein Bekenntnis der Stadt zum internationalen Regattastandort Baldeneysee würde die nationalen und internationalen Verbände sicher überzeugen, schreibt der Essener Ruder-Regattaverein.

    Wasserpflanzen wuchern so stark wie nie zuvor

    Das Phänomen wuchernder Wasserpflanzen ist nicht neu. 2009 tauchte die als Wasserpest bezeichnete Elodea erstmals im Baldeneysee auf. In diesem Jahr machten sich auch Wasserpflanzen wie Igelkolben, Wasserstern und Kleines Laichkraut im See breit.

    Der Ruhrverband führt dies auf die gute Wasserqualität zurück. Dazu bei trägt eine asiatische Muschelart, die erstmals im See nachgewiesen wurde. Der Bewuchs war so stark, dass sich Boote festfuhren. Der Ruhrverband mähte teilweise im Zwei-Schicht-Betrieb.

    Pflanzen wuchern Baldeneysee zu

    Der Baldeneysee wuchert zu: Aus der Luft wird das Ausmaß der Wasserpflanzen gut sichtbar.
    Der Baldeneysee wuchert zu: Aus der Luft wird das Ausmaß der Wasserpflanzen gut sichtbar. © Hans Blossey
    Die Ursache für den Pflanzenteppich: Durch die Verbesserung der Kläranlagen ist das Wasser klarer. So kann das Licht bis zum Boden des Gewässers scheinen. Das fördert das Pflanzenwachstum.
    Die Ursache für den Pflanzenteppich: Durch die Verbesserung der Kläranlagen ist das Wasser klarer. So kann das Licht bis zum Boden des Gewässers scheinen. Das fördert das Pflanzenwachstum. © Hans Blossey
    Der Baldeneysee wuchert zu: Aus der Luft wird das Ausmaß der Wasserpflanzen gut sichtbar.
    Der Baldeneysee wuchert zu: Aus der Luft wird das Ausmaß der Wasserpflanzen gut sichtbar. © Hans Blossey
    Diese Aufnahme hat der Ruhrverband mit einem Multikopter über dem Baldeneysee gemacht.
    Diese Aufnahme hat der Ruhrverband mit einem Multikopter über dem Baldeneysee gemacht. © Ruhrverband
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee.
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet.
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet.
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet.
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet.
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet.
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet.
    Die Wasserpflanzen aus der Nähe betrachtet. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee.
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee.
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee.
    Unterwegs mit dem DLRG-Boot auf dem Baldeneysee. © Socrates Tassos / FUNKE Foto Services
    Der Baldeneysee wuchert zu: Aus der Luft wird das Ausmaß der Wasserpflanzen gut sichtbar.
    Der Baldeneysee wuchert zu: Aus der Luft wird das Ausmaß der Wasserpflanzen gut sichtbar. © Hans Blossey
    Am Ufer das Baldeneysees sind ebenfalls Wasserpflanzen zu erkennen.
    Am Ufer das Baldeneysees sind ebenfalls Wasserpflanzen zu erkennen. © Hans Blossey
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