Essen-Katernberg. . Provokationen durch Jugendliche in Katernberg rufen die Stadt auf den Plan. Sie kündigt eine Sondersitzung des Arbeitskreises Kriminalprävention an.
Es wirkte wie ein Hilferuf, was jetzt eine Mitarbeiterin einer Kindertagesstätte am Katernberger Markt auf Facebook schrieb: Sie und ihre Kolleginnen würden von meist männlichen Jugendlichen „verhöhnt, beleidigt, beschimpft und gar bedroht“. Vermüllung, Vandalismus und Urinieren gegen die Kirchenmauer seien fast täglich zu erleben, gipfelnd in der Prophezeiung „Aus der Kirche machen wir bald eine Moschee“.
Frank-Dieter Leich (63), Pfarrer der evangelischen Gemeinde Katernberg, bestätigt, dass sich eine Gruppe von bis zu 30 Jugendlichen auf den Stufen zu seiner Kirche trifft und dass es zu den genannten Vorfällen gekommen ist. Er sieht allerdings in dem Verhalten eher einen „pubertierenden Macho-Kram“. Gleichwohl hat er schon das Gespräch mit den Imamen der benachbarten Moscheen gesucht. Dort sei man über das Verhalten der Jugendlichen erschrocken. Trotzdem erhofft sich der Pfarrer auch Hilfe von der Stadt: „Denn das ist nicht ein Problem der Gemeinde, sondern des Stadtteils.“
Sozialdezernent Peter Renzel hat nach eigener Aussage erst in dieser Woche von dem Problem erfahren. „Das geht gar nicht! Das müssen und werden wir schnell mit allen gemeinsam angehen!“, kündigt er an. Deshalb werde jetzt kurzfristig der „Arbeitskreis Kriminalprävention“ zu einer Sondersitzung am 4. Oktober im Begegnungszentrum „Kontakt“ einberufen.
In Katernberg gibt es mittlerweile seit Jahren einen Verbund, in dem Jugendamt, Arbeiterwohlfahrt, Kirchengemeinden, Moscheen und das Stadtteilprojekt der Uni (Issab) kooperieren. „Er ist wegen Problemen am Katernberger Markt in den 90er- Jahren entstanden“, erinnert Ulrich Engelen, stellvertretender Leiter des Jugendamtes, daran, dass es am Markt, aber auch an Treffpunkten in anderen Stadtteilen, schon immer vergleichbare Probleme gab.
Peter Renzel fordert trotzdem: „Den Jugendlichen sind klare Grenzen zu setzen – auch mit Hilfe der Polizei und Ordnungsbehörden. Das ist eigentlich unsere Stärke in Essen, dass alle gemeinsam – alle Akteure der Sozialarbeit und der Polizei – Hand in Hand sehr gut zusammenarbeiten.“ Trotzdem müsse geprüft werden, warum trotz der „Netzstruktur“ erst der Facebook-Hilferuf aus der Kita notwendig war, um den Prozess in Gang zu bringen: „Da besteht Reflexionsbedarf.“