Essen-Rüttenscheid. . Phil Hinze hat mit dem Soul und der Zweibar seinen Teil zur alternativen Gastro-Kultur beigetragen. Teil 8 unserer Serie „Gesichter der Gastronomie“.

Wer die Keimzelle für die kleine, aber feine Subkulturszene sucht, die sich in den vergangenen zehn Jahren im Quartier rund um die Annastraße bis zum Isenbergplatz entwickelt hat, der wird zwischen knallroten Wänden, Retrolampen und geschmackvoll zusammengewürfelten Möbeln aus allen Epochen fündig: Denn mit Läden wie der Zweibar, die Phil Hinze 2003 zunächst am Dohmanns Kamp eröffnete, inspirierte der 43-Jährige all jene, die schon damals keinen Chichi, wohl aber mehr als die Standardkneipe von nebenan gesucht haben.

Erinnerungen an sas Soul an der Kahrstraße

„Claudia Stoff vom Stoffwechsel, Patrick Sokoll von der Goldbar, Gabriel Gedenk von der Banditen-Bar, sie alle kamen damals ins Soul, noch bevor sie ihre Bars eröffneten – eine schöne und feierreiche Zeit“, erinnert sich Hinze an seinen ersten eigenen Laden, den er 2000 gemeinsam mit Andreas Kahle an der Kahrstraße eröffnete – damals noch im Siebziger-Jahre-Stil und Diana Ross im Logo.

2006
2006 © FUNKE Foto Services

Gastronomische Erfahrung hatte Hinze zu diesem Zeitpunkt schon gesammelt, führte zuvor etwa mit weiteren Mitstreitern die Temple Bar am Salzmarkt. Erste Sporen verdiente sich Hinze, der in Kirchhellen aufwuchs und in Buer zur Schule ging, dabei schon als Teenager in der Gastronomie: „Ich habe mit 15 noch vor Unterrichtsbeginn die Toiletten im Museumscafé in Buer geschrubbt, um mein Taschengeld aufzubessern. Man kann aber nicht sagen, dass das ausschlaggebend war“, sagt Hinze und lacht. Vielmehr lassen ihn die abgeschlossene Ausbildung zum Industriekaufmann und ein Job in der Bau-Branche erkennen, dass er nicht für die Arbeit im Büro gemacht ist.

Projekt Zweibar als Zufallsprodukt

Essen und TrinkenDie Zweibar, die 2006 an ihren heutigen Standort an der Rüttenscheider Straße 63 umzog, ist dabei einem Zufall geschuldet. „Ich habe damals noch Räume für den Papierkram des Soul gesucht. Als ich zufällig das leerstehende Ladenlokal am Dohmanns Kamp entdeckt habe, war klar, dass ich etwas daraus machen muss“, sagt Hinze, der seine Läden bis heute selbst einrichtet. Da der Schlüssel zur ersten Zweibar dem des Soul zum Verwechseln ähnlich ist, versieht er ihn schlicht mit dem Anhänger „Projekt Zwei“ – der Name für die Mischung aus Bar, Restaurant und Café ist geboren.

Ideen für neue Gastronomie-Projekte hat Hinze dabei noch genug, eröffnete mit dem „Süsskind & Sauermann“ an der Witteringstraße in diesem Jahr ein kleines Restaurant. Dafür fand er in dem Koch Norman Brázda einen „Partner auf Augenhöhe“, wie er sagt. Ein Imbiss-Konzept, das Hinze zuvor am gleichen Standort realisieren wollte, war am fehlenden zweiten Kopf gescheitert: „Ich kann mich auf ein super Team verlassen und meine Frau stärkt mir seit acht Jahren den Rücken. Nur fehlt es für die neuen Konzepte, die mir noch im Kopf herum schwirren, leider an Leuten, die sie umsetzen wollen“, bedauert Hinze: „Es klingt abgedroschen. Aber wenn man einen Laden erfolgreich führen will, muss man viel Herz und Zeit investieren.“