S-Bahn evakuiert – Linie S6 war für mehrere Stunden gesperrt
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Essen/Bochum. Ein S-Bahn-Brand und ein Kurzschluss in Essen haben am Freitag den Bahnverkehr im Ruhrgebiet massiv gestört. S6-Strecke war stundenlang unbefahrbar.
Chaotischer Vormittag für die Bahnpendler im Ruhrgebiet: Wegen Bränden an einem ICE und an einer S-Bahn in Essen gab es massive Verspätungen auf der Ruhrschiene. Am Essener Hauptbahnhof fuhr nach 9.20 Uhr kein Zug. Kurz zuvor war kurz vor dem Essener Hauptbahnhof ein Teil der Oberleitung auf eine fahrende S-Bahn der Linie S6 gekracht: Der Zug, in dem etwa 80 Passagiere saßen, musste evakuiert werden, als sich dunkler Rauch im Abteil ausbreitete.
Für etwa zwei Stunden fuhr nichts am Essener Hauptbahnhof. Zwei Fernzüge, ein ICE und ein IC, mussten in Höhe Essen-West auf freier Strecke evakuiert werden. Grund: der Strom auf der gesamten Strecke war ausgefallen. Die Linie S6 bleibt noch bis in den späten Freitagabend hinein unterbrochen: Zwischen Essen Hauptbahnhof und Essen-Kettwig fahren Busse. Auf der Strecke kurz vor dem Hauptbahnhof in der Nähe der A40-Brücke sind 60 Meter Oberleitung kaputt und müssen ersetzt werden, teilte die Bahn mit.
Taube sorgt für Kurzschluss an ICE, Oberleitung kracht auf fahrende S6
Wie ein Sprecher der Bundespolizei am Vormittag berichtete, hatten gleich zwei Störungen den Bahnverkehr im Ruhrgebiet aus dem Plan gebracht. Um 9.23 Uhr hatte es an einem ICE aus Aachen mit Ziel Berlin bei der Einfahrt in den Essener Hauptbahnhof einen Kurzschluss gegeben. Grund dafür sei wohl eine Taube auf der Oberleitung gewesen. Weil es anschließend auf dem Triebfahrzeugkopf brannte, hätten Reisende die Feuerwehr alarmiert. Die musste allerdings nicht eingreifen, hieß es. Der Zug konnte jedoch nicht weiterfahren.
Fast zur gleichen Zeit wurde ein Brand an einer S-Bahn gemeldet. Dem Zug der Linie S6 krachte gegen 9.15 Uhr kurz vor der Einfahrt in den Essener Hauptbahnhof die Oberleitung auf das Dach. Es gab einen mächtigen Knall, der Zug stoppte abrupt. Als sich wenige Minuten später dunkle Rauchschwaden im ersten Teil des Zuges schnell ausbreiteten, kam Panik unter den Passagieren auf.
S6-Zugführer handelte besonnen
Triebfahrzeugführer Tim Gröbel (33), der seine Fahrgäste zuvor bereits ruhig über Durchsagen informiert hatte, sicherte sich erneut im Stellwerk ab. Als die Fahrdienstleitung ihm bestätigte, dass kein Strom mehr auf der Strecke – Betriebsspannung: 15.000 Volt – ist, öffnete er eine Tür im ersten Teil des Zuges. Aus dieser kletterten etwa 50 aufgeregte Passagiere, darunter Kinder und Familien mit Kinderwagen. Da bei dem Vorfall 60 Meter Oberleitung heruntergerissen wurden, musste Gröbel sichergehen, dass auch kein Reststrom mehr über das Fahrzeug in die Gleise fließt.
Nachdem er dann auch noch den Brand mit einem Feuerlöscher eingedämmt hatte, öffnete der Essener die Türen der zweiten Einheit. Insgesamt konnten so etwa 80 Fahrgäste ab 9.25 Uhr über die Strecke Richtung Hauptbahnhof laufen. Mitarbeiter der Deutschen Bahn lotsten sie zum Hauptbahnhof.
Verletzt wurde keiner der Fahrgäste. Triebfahrzeugführer Gröbel, der zielstrebig und beherzt reagiert hatte, musste bei seinen Löschversuchen eine Menge Rauch einatmen. Er erlitt eine Rauchgasvergiftung, berichtet Feuerwehrsprecher Mike Filzen.
Feuerwehr Essen wurde zu drei brennenden Zügen gerufen
Die Löschfahrzeuge der Feuerwehr hatten die in Höhe der Brücke Stein-/Michaelstraße (Südostviertel) brennende Bahn erst um etwa 9.45 Uhr, mehr als 25 Minuten nach den ersten Notrufen aus dem Zug heraus erreicht. In der Leitstelle seien binnen weniger Minuten mehrere Notrufe wegen brennender Züge mit unterschiedlichen Ortsangaben eingegangen, erklärt Filzen. Auf der Suche nach der brennenden Bahn seien die Retter so erst fälschlicherweise "zu einer brennenden Diesellok Auf der Donau" geschickt worden, dann zum ausgebremsten ICE im Hauptbahnhof.
Als die Einsatzkräfte schließlich die S-Bahn im Südostviertel erreicht und Mitarbeiter der Bahn den Fahrdraht geerdet hatten, mussten sie nicht mehr löschen: Die Elektrik war abgebrannt, das Feuer aus. Nicht mehr eingreifen musste die Feuerwehr bei der Evakuierung des ICE an der Schederhofstraße (Essen-West).
Die Strecke der S6 konnte wegen des Oberleitungsschadens erst um 17:40 Uhr wieder freigegeben weden, teile die Bahn mit. Ursprünglich war das Unternehmen sogar von einer Sperrung bis 22 Uhr ausgegangen. Es wurden zwei Busse als Ersatzverkehr eingesetzt, die zwischen Kettwig und Essen Hauptbahnhof verkehrten.
Probleme auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof
Wegen eines Notarzteinsatzes waren am frühen Nachmittag auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof die Gleise 13, 14 und 15 kurzfristig gesperrt. Bahn-Kunden mussten nach Angaben des Unternehmens mit Verspätungen von 15 bis 20 Minuten rechnen. Züge wurden teilweise auf andere Gleise umgeleitet. Der Notarzteinsatz war nach circa einer halben Stunde beendet. (mas/dae/pw)
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