Essen. . Kaufleute wie Gerd Brecklinghaus und der Seelsorger von St. Gertrud sehen Dealer auf dem Rückzug. Polizei führt dies auf die verstärkte Präsenz zurück.
- Kaufleute und Seelsorger sehen Dealer im Bereich Rheinischer und Viehofer Platz auf dem Rückzug
- Polizei führt dies auf verstärkte Präsenz und erhöhten Kontrolldruck zurück
- Rheinischer Platz gilt als Kriminalitätsschwerpunkt und erhält Videoüberwachung
Drogen-Brennpunkte gibt’s in dieser Stadt reichlich, einer der auffälligsten ist seit jeher das Quartier Rheinischer/Viehofer Platz und Pferdemarkt/Viehofer Straße in der Nordcity. In letzter Zeit hat die Polizei den Kontrolldruck spürbar erhöht. Offenbar mit Erfolg. „Ja, es wird besser“, findet Diakon Winfried Rottenecker von der St. Gertrud-Gemeinde gleich nebenan.
Der engagierte Seelsorger bestätigt, dass die Polizei häufiger als früher präsent sei. „Auch die jüngsten Razzien scheinen die gewünschte abschreckende Wirkung zu haben“, fügt er hinzu. Und erläutert, woran er die vorsichtige Entspannung festmacht. Früher sei er zu jeder Stunde Augenzeuge geworden, wie quasi vor seiner Haustür die Drogenbriefchen vom Kleindealer an den Konsumenten gingen. „Jetzt sehe ich halbe Tage oder länger keine Drogendealer mehr.“
Auch Gerd Brecklinghaus, Inhaber des alteingesessenen Lederwaren-Geschäftes an der Ecke Pferdemarkt/Viehofer Straße, schöpft Hoffnung. Von seinem Büro aus sah Brecklinghaus monatelang zwei gegenläufige Entwicklungen: das Wachsen des neuen Allbau-Projekts Kastanienhöfe, mit dem hohe Erwartungen verbunden sind, und das Wachsen des Drogenmarktes vor der Haustür. „Die Polizeipräsenz hilft natürlich sehr“, sagt er.
„Es wird zu einer Verdrängung in andere Quartiere kommen“
Im Polizeipräsidium gilt dieses schwierige Quartier als eine der dringlichsten Baustellen. „Wir haben den Kontrolldruck an diesem Kriminalitätsschwerpunkt deutlich erhöht“, betont Sprecher Marco Ueberbach. Und führt aus, was die Essener Polizei in diesem Fall unter „Präsenz zeigen“ versteht. „Diensthundeführer schauen regelmäßig vorbei und laufen Fußstreife, außerdem fahren Fußstreifen vor, hinzu kommen Razzien und bald die Videoüberwachung.“ Besonders dankbar sind sie im Polizeipräsidium für die Hinweise aufmerksamer Nachbarn und Passanten. „Wir erhalten viele Anrufe aus der Bevölkerung und reagieren dann schnell mit Hilfe von Zivilkräften und uniformierten Beamten.“
Eine repressive Strategie, die einer simplen Logik folgt und zu funktionieren scheint. „Je aufwändiger die Kontrolle, desto größer die Erfolge“, sagt Ueberbach.
An nur wenigen ausgewählten Kriminalitäts-Brennpunkten in Nordrhein-Westfalen will Innenminister Ralf Jäger die Videoüberwachung ausweiten. Einer von ihnen ist der Rheinische-/Viehofer Platz in Essen, die anderen befinden sich in Aachen, Köln und Duisburg.
Kameras sind aufwändig
Auch in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben ist die Polizei zurzeit dabei, die genauen Standort der hochauflösenden Kameras festzulegen. Fest stehe, dass Videoüberwachung eine personalaufwändige Angelegenheit sei. „Wir brauchen dafür ein halbes Dutzend Beamte oder mehr“, so Ueberbach.
Für Winfried Rottenecker, den Seelsorger von St. Gertrud, sind die Erfolgsmeldungen aus dem „Drogenkrieg“ noch kein Grund, Hurra zu rufen. „Es wird zu einer Verdrängung in andere Quartiere kommen.“ Möglicherweise in solche, in die engmaschige Altenessener Hilfenetz nicht mehr hineinreiche.
Kameras nur an Kriminalitätsbrennpunkten
Die Videoüberwachung in Essen ist Teil eines „15-Punkte-Pakets“ für mehr Sicherheit in NRW.
Kameras dürfen nur an nachweislichen Kriminalitätsbrennpunkten installiert werden und allein der Verhinderung von Straftaten dienen. Zudem muss eine Polizeiwache in unmittelbarer Nähe liegen, damit die Beamten schnell auf die Auswertung der Überwachungsbilder reagieren können.