Duisburg/Essen. . Oliver Bay gehört zu den Angeklagten im AStA-Prozess, der bald startet. Es geht um Untreue. Bay sagt: Alle Vorwürfe werden sich als haltlos erweisen.

  • Früherer Studentenvertreter Oliver Bay sieht juristischer Auseinandersetzung „gelassen entgegen“
  • Es geht ab nächsten Dienstag am Essener Landgericht um einen Schaden von rund 450 000 Euro
  • In Wahrheit habe der AStA damals einen Schuldenberg abgetragen und Betriebe wieder handlungsfähig gemacht

Anonymität muss nicht sein. Im Gegenteil. Oliver B. heißt Oliver Bay, „und Sie können das ruhig schreiben, das wissen sowieso alle“, sagt der 44-Jährige und zündet sich eine selbstgedrehte Zigarette an. Wir sitzen vor einem Café in der Duisburger Fußgängerzone, und Bay will, genau wie der Mit-Angeklagte Boris Schön, dass möglichst viele Leute endlich mal ihre Sicht der Dinge mitbekommen.

Gesamtschaden von 450.000 Euro

Bay und Schön, einst auch Duisburger CDU-Ratsherr, müssen sich von Dienstag an wegen des Verdachts der Untreue vor Gericht in Essen verantworten. Als Geschäftsführer der „AStA Service GmbH“, die jahrelang die Studentenkneipe KKC betrieb, sollen sie Zahlungen an den Berater Dursun S. geleistet haben, ohne dass jener erkennbar Leistungen erbracht hätte. Auch Dursun S. ist mitangeklagt – genau wie Kerstin H.-R., die gemäß der Anklageschrift überhöhte Abrechnungen für Buchführungsarbeiten kassiert haben und keine Leistung erbracht haben soll. Es geht um einen Gesamtschaden von rund 450.000 Euro, es drohen fünf Jahre Haft.

Bay, der Diplom-Sozialwissenschaftler, der nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der „AStA Service“ später bundesweit beruflich mehrere Leitungsfunktionen innehatte, zum Beispiel beim Studentenwerk Schleswig-Holstein, sagt jetzt: „Wir sind sehr optimistisch, dass sich alle Anklage-Punkte in Luft auflösen werden.“

Sehr wohl könnten sie belegen, dass Dursun S. ihre Firma beraten habe, und die Zahlungen dafür hätten sich „im üblichen Rahmen“ bewegt. Dursun S. soll laut Justiz über 300.000 Euro bekommen haben.

Warum aber hat die Staatsanwaltschaft bei ihren jahrelangen Ermittlungen diese entlastenden Dokumente nicht gefunden? Bay macht eine ausladende Geste: „Ich weiß es auch nicht.“

Alle AStA-Angestellten entlassen

2012 kamen die Ermittlungen ins Rollen, ein bis heute anonymer Verfasser hatte ein detailreiches, achtseitiges Schreiben an die Behörden geschickt. Bay ist sich ziemlich sicher, „dass sich da jemand an uns rächen wollte“.

Zweimal war Bay Geschäftsführer der „AStA Service GmbH“, von 2007 bis 2008 sowie von 2009 bis 2011. Zwei Jahre zuvor war er Referent im AStA, der Studentenvertretung. „Wir übernahmen den AStA mit einem Riesen-Schuldenberg“, erinnert sich Bay. „Der AStA hatte zu diesem Zeitpunkt 70 Fest-Angestellte, das muss man sich mal vorstellen.“ Die Mitarbeiter habe man mit dem Geld bezahlt, das eigentlich für das Semesterticket eingenommen worden war. „Der VRR hat dem AStA später Schulden erlassen.“

Man habe dann ein Sanierungskonzept begonnen, so gut wie alle Angestellten entlassen. „Das war nicht schön, aber nicht zu ändern. Uns gelang es aber, das KKC offen zu halten sowie die Rechts- und Sozialberatung.“ So sei die Studentenvertretung wieder handlungsfähig geworden, die Gründung der „Service GmbH“ habe die Existenz des KKC weiter möglich gemacht.

Die Folge: „Zweimal wurden mir die Autoscheiben zertrümmert.“ Der Rest – das anonyme Schreiben, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Prozess, der jetzt kommt – sind bekannt. Diese späten Konsequenzen behindern „mein persönliches Leben bis heute massiv“, sagt Bay. „Ich bin froh, wenn der Prozess endlich über die Bühne gegangen ist.“