Duisburg/Essen.. Zwei frühere Spitzen der studentischen Vertretung, dem AStA, müssen sich wegen Untreue verantworten. Es geht um Scheinfirmen und Beraterverträge.

Man sprach von „russischen Verhältnissen“, und auch bundesweite Medien wie „Spiegel Online“ fanden immer wieder Gefallen an dieser kriminellen Geschichte: Die ehemaligen Studentenvertreter der Uni Duisburg-Essen, Borislav S. und Oliver B., müssen sich ab Ende August vor dem Landgericht verantworten. Ihnen wird der Prozess gemacht wegen des Verdachts der Untreue in 177 bzw. 130 Fällen. Es geht um einen Schaden von insgesamt 450 000 Euro, und es drohen bis zu fünf Jahren Haft.

Die 21. Große Strafkammer verhandelt den Fall ab Dienstag, 30. August. Falls die Kammer Untreue in „besonders schwerem Fall“ erkennt, könnte es sogar zehn Jahre Gefängnis geben. Angesetzt sind sechs Prozesstage.

Ein Geflecht aus Scheinfirmen

Die Staatsanwaltschaft hatte von 2011 bis 2015 ermittelt und sich durch rund 200 Akten gewühlt, wobei eine praktisch nicht vorhandene Buchführung und völliges Chaos in den Schriftstücken die Sache nicht gerade leichter machte. Borislav S. und Oliver B., beide über Jahre an der Spitze der Studentenvertretung, dem allgemeinen Studierendenausschuss AStA, sollen als Geschäftsführer der „AStA Service GmbH“ ein Geflecht aus Scheinfirmen aufgebaut und sich daran privat bereichert haben. Die AStA Service GmbH betrieb die Studentenkneipe KKC im Keller des Uni-Verwaltungsgebäudes.

Privatpartys wurden möglicherweise aus dem AStA-Etat bezahlt, und es sollen hochdotierte Beraterverträge mit externen Firmen abgeschlossen worden sein, obwohl es überhaupt keine Beratungen gab. Eine solche externe Firma wurde vom Düsseldorfer Dursun S. geleitet, der ebenfalls mit angeklagt ist, wegen Beihilfe zur Untreue. Genau wie Kerstin H.-R., die überhöhte Abrechnungen stellen konnte für Aufgaben in der Buchführung; ohne, dass es diese Buchführung je gegeben haben soll.

Außerdem ist von unzulässigen Einmalzahlungen an die Geschäftsführer die Rede sowie illegalen Umsatzbeteiligungen. Die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte ein anonymes, achtseitiges Schreiben, das erkennbar von jemandem verfasst wurde, der sehr gut Bescheid gewusst haben muss.

Die Entwicklungen rund um den AStA in diesen Jahren sind reich an Skurrilitäten. So wurde der AStA-Chef Borislav S. Anfang 2012 vom Rektorat der Uni offiziell aus dem Amt geworfen. Später saß er dann für die CDU im Duisburger Stadtrat. Seine letzte Amtshandlung an der Uni: Seine GmbH verkaufte das KKC dem Studentenwerk, dem Mensa-Betreiber der Uni. Doch seit knapp einem Jahr ist das KKC geschlossen – wegen akuter Baumängel.

Wann das KKC wieder öffnet, ist unklar

Das KKC, „Kunst- und Kulturcafé“ im Keller des Uni-Verwaltungsgebäudes, ist seit September 2015 geschlossen. Es gibt akute Mängel beim Brandschutz, der Haustechnik und in Sachen Hygiene.

Zwar einigten sich der Besitzer des Gebäudes, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), das Studentenwerk sowie die Uni auf den Plan, das KKC umfassend sanieren zu wollen, doch eine Wiedereröffnung scheint noch sehr weit entfernt.