Essen. Das rüde Verhalten der SPD-Politikerin gegenüber Mitarbeitern hat ausgerechnet in der Arbeitnehmerpartei SPD kaum einen interessiert.
Reicht es nicht langsam mit Petra Hinz? Man kann zunächst jeden verstehen, der so denkt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete hat ihre Lebenslauf-Lüge zugegeben und angekündigt, dass sie ihr Mandat zurückgibt. Dieser Teil des Falls ist also aller Voraussicht nach bald abgeschlossen.
Nicht abgeschlossen ist das Thema Mobbing, sind die Vorwürfe, die Petra Hinz am Anfang der gesamten Affäre in ein zwiespältiges Licht rückten und die von ihr immer noch heruntergespielt werden. Es ging um einen zunächst anonymen Brief früherer Mitarbeiter, in dem von unfassbar grober, beleidigender und demütigender Behandlung die Rede war. Ein Führungsstil, der weit über das hinaus ging, was überall passieren kann, wo Menschen zusammenarbeiten mit ihren Stärken und Schwächen.
Mit Oliver Imhof, der seine Erfahrungen schildert, haben nun inzwischen drei Mitarbeiter mit ihren Klarnamen bestätigt, dass die Vorwürfe auf Punkt und Komma stimmen. Noch in dem Interview, das Hinz vor kurzem einer ihr gewogenen Zeitung gab, konnte sie aber unwidersprochen erneut die Machenschaften klein reden und von einem nur „anonymen Brief“ schwadronieren.
Dreister Fall von doppelter Moral
Wenn es ab und zu heißt, Hinz habe trotz ihrer Lügen doch niemandem geschadet, wird unterschlagen, dass offenbar mehrere Mitarbeiter ihre meist kurze Zeit im Büro Hinz mit einer psychischen Erkrankung bezahlten. Besonders absurd ist: Dies geschah bei einer Abgeordneten, die für eine Partei im Bundestag sitzt, die Arbeitnehmerrechte und solidarisches Miteinander hochhält. Viele Sozialdemokraten in Berlin und auch in Essen wussten vom Schicksal der Hinz-Mitarbeiter, groß interessiert hat es keinen. Nun weiß man zwar, dass da, wo „Sozial“ draufsteht, keineswegs das beste Arbeitsklima herrschen muss – oft genug ist sogar das Gegenteil richtig. Dass Theorie und Praxis aber so weit auseinanderklaffen wie im Büro Hinz, ist ein besonders dreister Fall von doppelter Moral.
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Indem Petra Hinz weiterhin so tut, als handele es sich um Hirngespinste überforderter Mitarbeiter, verhöhnt sie diese selbst jetzt noch. Nein, Frau Hinz, in diesen Spiegel werden Sie schon auch noch schauen müssen.