Essen. . Kira Walkenhorst aus Essen hat Gold im Beachvolleyball gewonnen. Ihre Eltern fieberten auf der Couch mit. Bruder Alex ist von der Leistung begeistert.
- Betina Walkenhorst bangte besonders um ihre Tochter wegen der vielen Verletzungen im Vorfeld der Spiele
- Uli Walkenhorst hat seine Tochter bislang nur kurz gesprochen. Großer Trubel um die Tochter
- Bruder Alex: „Das war Frauen-Beachvolleyball, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.“
Donnerstagmorgen. 5.43 Uhr deutscher Zeit. Matchball für Kira Walkenhorst und Laura Ludwig im Beachvolleyball-Finale der Olympischen Spiele. An der Copacabana in Rio schlägt die Brasilianerin Barbara ihren Aufschlag ins Aus: 21:14 – Gold! Am Reuenberg in Essen fallen sich Kiras Mutter Betina und Vater Uli Walkenhorst in die Arme.
„Mir ist so viel durch den Kopf geschossen“, sagt Betina Walkenhorst einige Stunden nach dem Triumph. „Wie Kira mit 14 nach Berlin ging, um ihren Olympia-Traum zu verwirklichen. Das erste Länderspiel in Belgien. Die ganzen Verletzungen der letzten Jahre.“ Papa Walkenhorst ist da nüchterner: „Der Spielstand war ja deutlich. Ich glaube die Emotionen kommen, wenn ich Kira das erste Mal im Arm und die Medaille in der Hand halte.“
Wann das sein wird, wissen die Walkenhorsts noch nicht genau. Am Dienstag wird das deutsche Team in Hamburg erwartet. „Falls sie in Frankfurt bei der Zwischenlandung umsteigen, werden wir sie da kurz abpassen“, plant der Vater. Mama Betina überkamen die großen Emotionen bereits bei der Siegerehrung. „Mir kamen dann endgültig die Tränen. Da wurde für meine Tochter die Fahne hochgezogen“, erzählt sie mit einem Kloß im Hals.
Noch kein längeres Gespräch
Beim Spiel und der Siegerehrung waren die stolzen Eltern allein. „Für Rudelgucken bin ich viel zu nervös“, sagt Betina Walkenhorst. Um kurz nach sechs seien dann aber drei Freundinnen vorbei gekommen – mit einer Flasche Sekt. Sprechen konnten sie noch nicht richtig mit ihrer Tochter. Uli Walkenhorst hat sie nur ganz kurz erreicht. „Sie war gerade bei der Doping-Kontrolle und hat gesagt, sie meldet sich gleich wieder. Gleich, heißt wohl eher am Montag“, sagt der Vater und lacht. Der Trubel muss beachtlich sein.
Was nun medial über sie hereinbrechen wird, kann sich auch Bruder Alex Walkenhorst nur vorstellen. Szenenwechsel nach München: Am Mittag nach dem Gold-Spiel ist der Zwei-Meter-Sechs-Hüne dort mit der U-Bahn unterwegs, erzählt er. „Ich wurde angesprochen, ob ich nicht der Bruder von Kira sei – in München!!!“ Alex Walkenhorst spielt selber auf der Worldtour Beachvolleyball und lag noch im letzten Jahr auf Olympia-Kurs.
Der zwei Jahre ältere Bruder Alex Walkenhorst erlebte bei einem Freund auf der Couch die entscheidenden Punkte. Der Huttroper ist wegen eines Termins in der bayerischen Hauptstadt. Am Mittag ist er immer noch fasziniert: „Das war Frauen-Beachvolleyball, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Ganz, ganz hohes Niveau.“ Die Partie sei verlaufen, wie die davor. „Bis Mitte des ersten Satzes haben sie den Rhythmus der Gegnerinnen ausgelotet, danach haben sie ihn zerstört – brutal“, sagt der 27-Jährige.
Was ihn aber noch mehr beeindruckt als der Gewinn von Gold, ist der Weg seiner Schwester dort hin: „2014 stand Kira heulend vor mir. Sie konnte nicht mal ein Sixpack Wasser in ihre Wohnung tragen. Ihre Karriere stand auf der Kippe.“ Kira Walkenhorst war an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt. „Nicht das einzige Tal, aus dem sie zurückkam“, sagt der Bruder mit Stolz in der Stimme.
Auch Betina Walkenhorst musste während des gesamten Turniers ständig an diese Täler denken. „Ich schaue dann immer ganz genau hin. Hält das Knie und die Schulter, wo sie ihre Verletzungen hatte.“ Wohin sie noch genau schaut? „In ihre Augen. Da habe ich beim Finale gesehen: ‘Ich hab das hier heute im Griff.’“
Olympia-Gold im Beachvolleyball
