Essen. . Kira Walkenhorst spielt bei ihren ersten Olympischen Spielen Beachvolleyball. Ihr Talent zeichnete sich schon früh ab. Wegbegleiter erinnern sich.

  • Beachvolleyball-Spielerin Kira Walkenhorst hatte schon immer den nötigen Biss, um Profi zu werden
  • Ihr Vater Uli Walkenhorst erzählt: „Verlieren konnte sie noch nie.“
  • Schon als Jugendliche hatte sie einen unglaublichen Auf- und Schmetterschlag

Wir erwischen Uli Walkenhorst Dienstagnachmittag am Telefon im Auto. Er ist auf dem Weg nach Hause. In vier Stunden steigt das bislang größte Spiel in der Karriere seiner Tochter, Kira Walkenhorst: Olympia-Halbfinale im Beachvolleyball. In Brasilien, dem Mutterland der Sportart, am berühmtesten Strand der Welt – der Copacabana. Mit ihrer Partnerin Laura Ludwig geht es gegen die topgesetzten brasilianischen Stars Larissa und Talita.

Jede freie Minute Volleyball im Garten

Die ersten Schritte zur Weltkarriere machte sie im Elternhaus am Reuenberg. „Dort wohnen wir noch immer. Nur heute haben wir einen Garten und keine Schlammwiese mehr“, sagt Uli Walkenhorst, früher selber Spieler und dann Trainer. Die heute 25-jährige Kira, ihr älterer Bruder Alex und die kleine Schwester Pia spielten jede freie Minute Volleyball im Garten, der dadurch dauerstrapaziert wurde. Dass Kiras Weg zu Olympia führen könnte, zeichnete sich früh ab.

Bundesjugendspiele 2005 in Berlin: Jugend trainiert für Olympia. War das Banner hinter Kira Walkenhorst ein gutes Omen? Heute hat sich das Training jedenfalls ausgezahlt: Ihren Traum von den Spielen hat sie sich erfüllt.
Bundesjugendspiele 2005 in Berlin: Jugend trainiert für Olympia. War das Banner hinter Kira Walkenhorst ein gutes Omen? Heute hat sich das Training jedenfalls ausgezahlt: Ihren Traum von den Spielen hat sie sich erfüllt. © Georg Schrepper

„Die anderen beiden hatte mehr Talent“, erinnert sich ihr Vater. „Den größten Biss hatte aber immer Kira. Was Alex und Pia von Natur aus mit dem Ball konnten, musste sie sich immer hart erarbeiten.“ Hinzu kam: Verlieren war tabu. „Das kann niemand besonders gut in unserer Familie“, gesteht Uli Walkenhorst. „Aber Kira war extrem. Da flogen die Brettspiele vom Tisch, wenn sie keine Chance mehr hatte zu gewinnen.“

"Sie hatte körperlich schon damals alles, was man braucht"

Beim VC Borbeck, den Vater Uli 1979 mitgründete, spielte Kira Walkenhorst als Kind und Jugendliche. Marcel Werzinger trainiert dort heute die Damenmannschaft und ist 1. Vorsitzender. Er ist wie Bruder Alex Walkenhorst zwei Jahre älter als die Olympionikin und bis heute ein Freund der Familie. Er erinnert sich gut an die junge Kira. „Sie hatte körperlich schon damals alles, was man braucht“, sagt er. „Lange Arme und Hände wie Schaufeln.“ Kira und Werzingers Schwester Christin halfen mit etwa 12 Jahren bei den Jungs aus – in Marcels und Alex’ Team. „Wir hatten Probleme eine Mannschaft zusammen zu bekommen. Und natürlich haben wir damals gedacht: Die kleinen, blöden Schwestern müssen ja überall dabei sein.“ Heute, mit der nötigen Reife, zollt er Kira Walkenhorst Respekt: „Selbst viele Jungs konnten schon damals nicht mit ihr mithalten.“

Kira Walkenhorst (oben 2. v.r.), Marcel Werzinger (gelbe Jacke) und Georg Schrepper (oben in der Mitte) 2005 in Berlin.
Kira Walkenhorst (oben 2. v.r.), Marcel Werzinger (gelbe Jacke) und Georg Schrepper (oben in der Mitte) 2005 in Berlin. © Georg Schrepper

Daran erinnert sich auch Georg Schrepper. Der Sportlehrer des Bocholder Don-Bosco-Gymnasiums betreute die ehemalige Schülerin 2005 bei den Bundesjugendspielen in Berlin. „Sie hatte einen knallharten Aufschlag und einen unglaublichen Schmetterschlag. Die Gegner sind mit roten Unterarmen und teilweise mit Tränen in den Augen vom Platz gegangen“, erzählt er. Eigentlich ist Schreppers Sport Basketball. „Auch da hätte sie richtig gut werden können. Im Schulteam war sie Führungsspielerin. Ich hätte sie gern zu Adler Frintrop geschickt.“

Essens Olympia-Teilnehmer

Rio de Janeiro 2016

Mareike Adams, Dorothea Brandt, Isabelle Härle, Max Hoff, Christian vom Lehn, Max Rendschmidt, Kira Walkenhorst, Lisa Weiß, Damian Wiering (Foto: dpa)

London 2012

Jonas Ems, Hendrik Feldwehr, Max Hoff,  Katrin Holtwick, Caroline Ruhnau, Ronja Schütte, Ilka Semmler, Lisa Viting (Foto: dpa)

Peking 2008

Zhenqui Barthel, Linda Bresonik, Jonas Ems, Daniela Samulski, Thomas Wylenzek (Foto: dpa)

Athen 2004

Lutz Altepost, Angelina Grün, Elke Hipler, Britta Holthaus, Christian Keller, Anne Poleska, Jan Schäfer, Thomas Wylenek (Foto: Getty Images)

Sydney 2000

Christian Keller, Lutz Liwowski, Daniela Samulski, Jan Schäfer, Mark Warnecke, Olaf Winter (Foto: dpa)

Atlanta 1996

Christian Keller, Alexander Koch, Lutz Liwowski, Thomas Reineck, Ulrich Viefers, Mark Warnecke, Olaf Winter (Foto: Reuters)

1992 Barcelona

Mario van Appen, Katrin Borchert, Liane Geist, Christian Keller, Gabriele Mehl, Annette Potempa, Thomas Reineck, Mark Warnecke, Ansgar Wessling (Foto: Getty Images)

1988 Seoul

Nils Ellwanger, Raimund Lehnert, Carsten Lömker, Gabriele Mehl, Brigitte Otto-Lange, Thomas Reineck, Gilbert Schneider, Dirk Ulaszewski, Mark Warnecke, Ansgar Wessling, Markus Woznicki, Andrea Zeller

1984 Los Angeles

Jochen Fraatz, Volker Grabow, Thomas Happe, Barbara Norton, Dirk Rauin, Judith Skolnik, Thomas Springel (Foto: Ingo Otto)

1980 Moskau

Keine Teilnehmer, da die Spiele vom Westen boykottiert wurden (Foto: Diana Drücke)

1976 Montreal

Harro Bode, Barbara Norton, Irene Peppinghege, Volker Sauer, Hartmut Wenzel (Foto: dpa)

1972 München

Joachim Werner Ehrig, Andreas Gloerfeld, Ulrich Klaes, Irene Peppinghege (Foto: Getty Images)

1968 Mexico

Rainer Balke, Percy Borucki, Wolfgang Kremer, Gerd Puzicha, Jürgen Schiller, Peter Schorning, Helmut Tepasse (Foto: dpa)

1964 Tokio

Rainer Balke, Percy Borucki, Wolfgang Kremer, Matthias Schießleder (Foto: dpa)

1960 Rom

Jürgen Litz, Alfred Lücker, Herbert Winters (Foto: Getty)

1956 Melbourne

Manfred Fitze, Gunther Kaschlun, Alfred Lücker, Wilhelm Montag, Horst Stobbe (Foto: Getty Images)

1952 Helksinki

Edgar Gorkas, Alfred Lücker, Friedel Oberwien (Foto: Rulof Albert)

1936 Berlin

Harald Huffmann, Karl Jansen, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (Foto: dpa)

1932 Los Angeles

Keine Teilnhemer (Foto: dpa)

1928 Amsterdam

Karl Bierwirth, Heinz Schäfer (Foto: Getty Images)

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In der Volleyball-Familie Walkenhorst – undenkbar. Kira entschied sich für Volleyball und mit 14 dazu auf ein Sportinternat nach Berlin zu gehen. „Ich will Profi werden“, sagte sie damals. „Der Traum von Olympia war geboren“, erinnert sich Uli Walkenhorst.