Essen. Bei Gülcan Gören versagten plötzlich die Nieren. Seit die 29-Jährige ein Spender-Organ ihrer Schwester erhalten hat, geht es ihr gut.
- Ganz plötzlich versagten die Nieren der 29 Jahre alten Gülcan Gören aus Essen
- Ihre Schwester spendete ihr eine Niere – damit lebt sie seit fünf Jahren
- Uniklinik wirbt um Organspender. Am 25. August steht der Essener Nierentag 2016 in der Volkshochschule an
Was passiert wäre, wenn es mit der Spenderniere ihrer Schwester Neslihan nicht gepasst hätte? Gülcan Gören überlegt kurz. „Daran möchte ich gar nicht denken“, sagt die 29-Jährige. Ihre Nieren versagten den Dienst. Ganz plötzlich. Sie wurde Dauergast in der Dialyse, hatte vier Behandlungen pro Woche. „Plus Krankheiten, plus Infekte. Das war kaum mehr ein Leben“, beschreibt die junge Frau das „Damals“. Das „Heute“, fünf Jahre nach der Transplantion, ist für sie blühendes Leben: „Alles ist besser geworden.“
Gülcan Gören gehört zu den 130 Patienten, die pro Jahr am Uniklinikum Essen, einem Transplantationszentrum, eine neue Niere erhalten. Die erste Nierentransplantation gab es dort 1972. Heute ist Essen das größte Zentrum für Nierentransplantationen in NRW und, hinter Hamburg und Hannover, das drittgrößte Zentrum in Deutschland. „Und wenn wir mehr Organspender hätten, könnten wir noch mehr kranken Menschen helfen“, betont Prof. Andreas Kribben, Direktor der Klinik für Nephrologie, und wirbt für den Organspender-Ausweis. Auch wieder am Donnerstag, 25. August, wenn der Essener Nierentag 2016 in der VHS ansteht. „Da geht es auch um Aufklärung. In Deutschland haben geschätzte fünf Millionen Menschen Nierenprobleme, die sie aber nicht bemerken“, erklärt Prof. Kribben. Wenn das Organ nur 15 Prozent seiner Leistung bringt, reicht das, um keine Beschwerden zu haben. Deshalb ist die Vorsorge wichtig. Wenn die Nieren versagen, kann nur die belastende Dialyse helfen. Oder ein Spenderorgan, auf das Patienten fünf bis sieben Jahre warten.
Plötzlich 43 Grad Fieber und dramatische Blutwerte
Gülcan Gören hatte kein chronisches Nierenversagen, sondern akutes. Die genaue Ursache ist, wie oft beim Versagen des Organs, unklar. „Ich hatte plötzlich 43 Grad Fieber und dramatische Blutwerte. Ich wusste nicht, was geschieht“, erinnert sie sich. Danach übernahm die Erkrankung das Leben der jungen Frau. „Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag musste ich zur Dialyse. 52 Wochen im Jahr. Nach jeder Therapie ist man unglaublich erschöpft, kann nichts machen außer schlafen.“ Ein paar erholsame Tage wegfahren? Oder ab in den Urlaub? Schwierig bis unmöglich, um das Überleben nicht zu gefährden.
Gülcan Gören hatte Glück. Ihre fünf Schwestern ließen sich untersuchen. Genau eine, Neslihan, hatte die notwendigen Gewebemerkmale. Sie spendete das Stückchen Leben für ihre kleine Schwester. „Dafür werde ich ihr ewig dankbar sein“, sagt Gülcan Gören und verdrückt eine Träne. Zum Leben und Alltag der 29-Jährigen gehören immer noch 15 Tabletten am Morgen und acht am Abend. Aber sie kann wieder im Einzelhandel arbeiten. Und sie kann ihr Leben wieder selbstbestimmt leben.
Essener Nierentag am 25. August
Am Donnerstag, 25. August, findet in der Volkshochschule (Burgplatz 1) von 12 bis 17 Uhr der Nierentag 2016statt. Die Veranstaltung organisieren die Uniklinik, das Elisabeth-Krankenhaus und die VHS. Kostenlos angeboten werden u.a. Blutdruckmessung, Blutuntersuchung, Urinuntersuchung, Blutzuckercheck.