Essen. Am Samstag um 18 Uhr zeigt das ZDF den Film “Bikini trifft Burkini“ über das Essener Grugabad. Eine Sommerreportage, die auch Konflikte anreißt.
- 50-minütige Reportage über das Essener Grugabad am Samstag um 18 Uhr im ZDF
- In „Bikini trifft Burkini“ kommen Frühschwimmer und Flüchtlinge, Rentner, Athleten und Schwimmeister zu Wort
- Konflikte werden angerissen, aber der Ton bleibt versöhnlich
Wer auf den Skandal lauert oder auf den Kampf der Kulturen, der dürfte enttäuscht sein von der Reportage „Bikini trifft Burkini – Wo der Ruhrpott baden geht“. Der 50-minütige Film über das Grugabad, der am Samstag, 6. August, um 18 Uhr im ZDF zu sehen ist, schildert den Wandel im Schwimmbecken eher zurückhaltend. Es gebe eben jene, die gern viel Haut zeigen, und andere, die lieber bedeckt bleiben, wie es eingangs heißt.
Das klingt nach einem versöhnlichem „Jeder wie er mag“, doch so einfach ist es in der Praxis eben nicht. Das wird schon klar, wenn die Rentnerin im Badeanzug erzählt, dass sie viele Stunden im Wasser verbringe und es ihr leid tue, dass junge Frauen mit Kopftuch am Beckenrand sitzen bleiben, während Mann und Kinder plantschen. Da sagt eine dieser Frauen, sie schwimme schon gern – aber das sei für sie nur in einem Bad für Frauen denkbar.
Konflikte enden nicht vor dem Freibadtor
Als Lösung dieses Dilemmas benennen zwei andere Frauen den titelgebenden Burkini – einen Ganzkörperbadeanzug, der ihnen das Baden erlaube. Doch die Kultur, das Wertesystem, in dem sie befangen sind, bleibt eben nicht ohne Auswirkung auf die Bikiniträgerinnen: Sie werden mitunter begrapscht, belästigt oder zumindest so begafft, dass sie sich unwohl fühlen. Auf den Punkt bringt das ein junger Libanese, der sagt, mit arabischen Mädchen könne er nichts anfangen: Die dürften so wenig, seien zu streng erzogen. Gefragt, ob seine Tochter später mit Jungs wie ihm ‘rumziehen dürfe, kommt prompt: „Nee! Das würde ich nicht empfehlen.“
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In solchen Zitaten scheinen größere Konflikte auf, die vor dem Freibadtor nicht enden. Doch der Film geht hier nicht in die Tiefe, weil er eher als leichte Sommerreportage denn als soziologische Studie antritt. So hat der Bürst- und Saugroboter genauso einen Auftritt wie Rapper Sinan G. mit seinem Bademeister-Song. Der durchtrainierte Triathlet, der singende Frühschwimmer, die syrischen Flüchtlinge in ihrer Verlorenheit – sie bilden eine bunte Typologie der Badegäste, deren Schicksal bestenfalls angetickt wird.
Starke Szenen stehen da etwas beliebig neben Anekdotischem, manches Problem wird im Wellenbecken weichgespült. Glaubwürdig zusammengehalten wird der Film durch die Schwimmmeister Dominik Waap und Thomas Schulte, die einen liebevollen Blick auf Bad und Gäste haben – und bei Hitze cool bleiben.