Essen. Zehn Tage drehte ein ZDF-Team im Essener Grugabad: „Bikini trifft Burkini“ wird am 6. August ausgestrahlt. Badleiter Dominik Waap erzählt vom Dreh.

  • Fernseh-Team drehte zehn Tage lang im Grugabad
  • Freibadgäste von Frühschwimmer bis Flüchtling treten auf
  • „Bikini trifft Burkini“ wird am 6. August im ZDF gezeigt

In einem Fernsehfilm über das Grugabad hat Dominik Waap jetzt einen großen Auftritt, aber wenn man den 34-Jährigen nach seiner Rolle fragt, zuckt er mit den Schultern: „Ich bin kein Schauspieler, ich bin Schwimmmeister.“ Als solcher sei er gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Schulte der rote Faden in einer 60-minütigen Reportage, die im Rahmen der ZDF-Sommerserie „Mein Land, Dein Land“ entstanden ist und am Samstag, 6. August, um 18 Uhr ausgestrahlt wird.

Waap stand schon öfter vor der Kamera, sobald die Temperaturen über 30 Grad steigen, verwandelt sich das Grugabad regelmäßig in einen Drehort für die regionale Wetterberichterstattung. Vor etwa zehn Jahren waren er und Schulte auch schon mal in einer längeren Doku zu sehen, „Rimini im Ruhrpott“ hieß die. Wie sich die Zeiten ändern, lässt sich am Titel des aktuellen ZDF-Films ablesen: „Bikini trifft Burkini – wo der Ruhrpott baden geht“. Zwischen Rimini und Burkini ist wohl auch ein Stück Leichtigkeit baden gegangen.

Im Mikrokosmos Grugabad verbringen Deutsche, Türken, Syrer, Iraner Handtuch an Handtuch den Tag: „Ganz ohne Reibung ist das nicht möglich“, heißt es in der Ankündigung zum Film, der noch nicht fertig geschnitten ist. „Klar, gibt’s Verstöße gegen die Hausordnung, da muss man auch mal eine Ansage machen“, formuliert Waap. Und sei es der Hinweis, dass es aus hygienischen Gründen verboten ist, bekleidet und vollverschleiert zu baden. Akzeptiert ist dagegen der als Burkini bekannte Ganzkörper-Badeanzug. Seit einiger Zeit habe man auch ein Sicherheitskonzept und Security-Leute, die wirklich renitente Badegäste rauswerfen oder mit Saisonverbot belegen.

Rapper Sinan G. hat solche Rauswurferfahrungen in seinem Bademeister-Song verarbeitet, in dem sich „ich klau ein Wassereis“ auf „wie ich ihn ins Wasser schmeiß“ reimt. „Ich f... den Bademeister“ tönt er und „Ich bin Sinan, der King hier in Essen.“ Nichts, was Zwei-Meter-Mann Waap beeindrucken könnte, er kennt den King noch als Bürschchen in Badehosen: „Der kommt härter rüber als er ist.“

Die Filmemacher aus Berlin hätten den Schmelztiegel Ruhrgebiet anhand des Grugabades erklärt: „In den zehn Drehtagen kamen alle Typen von Badegästen zu Wort, von Frühschwimmer bis Flüchtling.“ Denn nun mache sich die Zuwanderung des vergangenen Jahres bemerkbar, strömten mehr Menschen ohne Deutsch- und Schwimmkenntnisse ins Bad; steige die Zahl der Rettungseinsätze. Auch weil mancher Nichtschwimmer unüberlegt ins Becken springe. „Der sieht den vierjährigen Lukas schwimmen und denkt: ,Das kann ich auch.’“ Vielen sei es vor ihren Begleitern peinlich, wenn man sie dann aus dem Wasser ziehen müsse. Auf die 2000 Schwimmflügel, die das Bad bereit hält, greift kein Erwachsener zurück. So bleiben Waap und seinem aufgestockten Team nur erhöhte Wachsamkeit.

Für den Leiter des Bades, der selbst wöchentlich zwei, drei Kilometer schwimmt und mit seiner Familie auf dem Gelände wohnt, ist der Job eine Berufung. Er hat schon brüllend heiße Tage mit 15 000 Besuchern erlebt und solche, an denen nur treue Gäste kamen wie Erich Keller, der seit Jahrzehnten hier Bahnen zieht und gern ein Lied anstimmt. Waap kennt den Stress, den Sanierungsbedarf und das Warten auf Sonne – dennoch: Wenn er im Winter im Hallenbad arbeitet, sehnt er die Freiluftsaison herbei. „Vier Monate ohne einen Tag Pause. Da wird das Grugabad zum Gesamtkunstwerk.“

Kaffee und Currywurst gehören dazu

Wo der Ruhrpott baden geht“ haben die ZDF-Macher ihre Reportage über das Grugabad betitelt. Tatsächlich kommen die meisten Badegäste aus Essen, und die Zeiten, da Wiese und Wasser an Sommertagen stets schwarz vor Menschen waren, sind auch vorbei. Doch das Bad hat bis heute treue Fans, für die es ein sommerlicher Zweitwohnsitz ist. Als vor Jahren die morgendliche Öffnungszeit gekappt werden sollte, protestierten empörte Frühschwimmer. Mit Erfolg: Nun können sie weiter um sechs Uhr früh in Bademantel und Schlappen ins Freibad schlendern und bekommen womöglich noch einen Kaffee vom Schwimmmeister serviert.

Wie wichtig auch kulinarische Details für den Freibadbetrieb sind, weiß Kurt Uhlendahl, der zuständige Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben. Kürzlich mailte ihm ein junger Badegast aus Witten, er sei bei einem Besuch überrascht gewesen, „wie gepflegt und sauber das Grugabad“ ist. Ihm „als Ruhrpottler“ habe jedoch die Currywurst mit einer Art Asia-Soße gar nicht geschmeckt. Er müsse nun zweimal überlegen, ob er noch mal komme. Er rate der Stadt, dringend etwas in Sachen Currywurst zu unternehmen: „So eine Info kann schon mal Welten bewegen.“