Essen. Der gerichtliche Streit zwischen Rot-Weiss Essen und Uwe Harttgen, dem früheren Sportlichen Vorstand, geht weiter. Harttgen erhöhte erneut die Klage.
- Der gerichtliche Streit zwischen Rot-Weiss Essen und seinem früheren Sportlichen Vorstand geht weiter
- Harttgen erhöhte erneut die Klage
- Am 6. Oktober geht der Prozess weiter
Der Streit um die fristlose Kündigung des früheren Sportlichen Vorstandes von Rot-Weiss Essen, Uwe Harttgen, geht weiter. Weil Harttgen seine Klage gegen den Regionalligisten kurzfristig erneut erhöht hat, muss Richter Klaus Werner Krüger erneut in die mündliche Verhandlung eintreten. Ein Urteil wird jetzt für den 6. Oktober erwartet.
“Ich muss Ihre Erwartungen enttäuschen”, hatte der Vorsitzende der 2. Zivilkammer am Landgericht Essen am Donnerstag den rund ein Dutzend Zuhörern erklärt, die sich auf das Urteil eingestellt hatten. Vermutlich hatten sie auch persönlich mit Verantwortlichen des Vereins reden wollen. Doch anders als beim Verhandlungsauftakt im Januar fehlte jetzt jede RWE-Prominenz. Vorstand Michael Welling und der frühere Aufsichtsratschef Christian Hülsmann waren nicht erschienen, auch Uwe Harttgen hatte den Saal gemieden.
Verein fühlte sich getäuscht
RWE hatte Harttgen am 23. März 2015 die fristlose Kündigung ausgesprochen. Der Verein hatte sich von ihm getäuscht gefühlt, weil er aus Sicht von Welling und Hülsmann hinter ihrem Rücken eigenmächtig den Vertrag mit dem damaligen RWE-Trainer Marc Fascher verlängert hatte. Harttgen konterte mit einer Klage gegen die Kündigung und forderte anfangs rund 250.000 Euro. Denn er verlangte die Fortzahlung seines Gehaltes bis zum Vertragsende am 30. Juni 2017.
Durch die kurzfristig erhobene Klageerhöhung sind dem Gericht die Hände gebunden, das geplante Urteil war am Donnerstag rechtlich kaum möglich. Richter Krüger wies darauf hin, dass aber auch eine neue Beweissituation entstanden sei. Bislang habe Christian Hülsmann als “Organ” des Vereins nicht als Zeuge zur Verfügung gestanden. Weil er aber im Mai von seinem Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrates zurückgetreten sei, kann er jetzt zu der Frage vernommen werden, ob Harttgen ihn frühzeitig über die Vertragsverlängerung informiert habe. Krüger: “Das ist ja die Kernfrage, um die es geht: Wer wusste was, wann und von wem?”
Auch RWE-Chef Michael Welling soll vernommen werden
Zu dieser Frage will Krüger auch Michael Welling hören, der als Vorstandschef vernommen werden kann. Was die beiden in der geplanten Zeugenvernehmung am 6. Oktober, 12.30 Uhr, in Saal N 221 sagen werden, wird Hartgens Position in dem Rechtsstreit nicht verbessern. “Einen solchen Vertrauensbruch habe ich noch nie erlebt”, hatte Christian Hülsmann noch im Januar die Vertragsverlängerung durch Harttgen kommentiert.
Krüger hatte den Zuhörern mitgeteilt, dass am 6. Oktober nicht nur in dieser Sache ein Urteil gefällt werden soll. Auch der Streit zwischen RWE und dem früheren Geldgeber und aktuellem Sportrechte-Händler Michael Kölmel steht an diesem Tag eine Stunde zuvor auf dem Sitzungsplan. Kölmel fordert in seiner Klage rund 60.000 Euro vom Verein.
“Wird unser Verein jetzt Stammkunde bei Gericht?”, will ein älterer RWE-Fan am Donnerstag vom Richter wissen. “Ach was”, antwortet Krüger. Der Fan bittet ihn um schnelle Bearbeitung der RWE-Fälle: “Weil mein Verfallsdatum langsam abläuft.”