Essen.. Der Hundebesuchsdienst der GSE ist seit zehn Jahren im Einsatz, um Bewohner im Gerhard-Kersting-Haus in Essen zu erfreuen. Die Wirkung ist oft berührend.
Sanft streichelt Dagmar Kalkühler (88) mit ihrer Hand über das weiche, schwarze Fell von „Funny“ (9). Die weißhaarige Dame im Rollstuhl lächelt glücklich, während der Altdeutsche Hütehund ruhig und gelassen vor ihr sitzen bleibt. Dann erzählt die Seniorin: „Ich liebe Tiere. Früher hatte ich zwei Perserkatzen, die waren auch so schön flauschig. Wenn die Hunde da sind, geht es mir gut.“ Dagmar Kalkühler lebt im Gerhard-Kersting-Haus. Und in diesem Alten- und Pflegeheim mit 112 Plätzen sorgen regelmäßig ganz spezielle Gäste für gute Laune.
Denn der Träger der Einrichtung, die GSE (Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen), hat im Jahr 2006 ein tierisches Erfolgs-Projekt ins Leben gerufen. Nun feiert der „Hundebesuchsdienst“ sein zehnjähriges Jubiläum. Gertrud Seel (66), damalige zentrale Pflegedienstleiterin, erklärt, wie die Idee entstanden ist: „Viele unserer Bewohner sind mit Tieren aufgewachsen. Durch das Streicheln und Füttern der Hunde wollten wir ihnen neue Motivation und Lebensfreude geben.“ Deshalb kontaktierte Gertrud Seel das Essener Albert-Schweitzer-Tierheim: „Man sagte mir, dass die Tiere dort nicht geeignet seien, vermittelte uns aber die nötigen Ansprechpartner.“
Staffordshire Terrier Kajus ist „der liebste Kampfhund der Welt“
Seitdem sind Ulrike Leiberich (48), die einen Hundesalon in Bottrop betreibt, ihr Ehemann Werner (60) und derzeit acht bellende „Mitarbeiter“ ehrenamtlich im Einsatz. Zuerst im vorherigen Seniorenheim Stoppenberger Straße und seit 2008 im Gerhard-Kersting-Haus.
Hier ist nun an jedem zweiten Samstag vier Stunden lang Schmusealarm. Die vierbeinigen Therapeuten leisten den Senioren beim Kaffeetrinken Gesellschaft und besuchen sogar bettlägerige Patienten auf ihren Zimmern. Heimleiterin Ute Herrmann (50): „Unsere Bewohner blühen regelrecht auf. Einige unter ihnen, die vorher teilnahmslos waren, haben wieder angefangen zu sprechen. Hunde öffnen die Seelen.“
So wie Kajus, der mit seinen 13 Jahren selber schon ein Hunde-Senior ist. Der ergraute Staffordshire Terrier versucht immer wieder, Elisabeth Hohenstein (77) mit feuchten Küsschen zu verwöhnen. Die ehemalige Datentypistin lacht: „Kajus ist mein Lieblingshund. Er hat so einen treuen Blick.“ Und dann steckt sie ihrem braun-gestromten Freund noch schnell ein Leckerchen zu. Dessen Besitzerin Ulrike Leiberich schmunzelt: „Kajus ist der liebste Kampfhund der Welt.“
Nachwuchs im Hundeteam
Weil aber auch das erfahrenste Hundeteam irgendwann mal Nachwuchs braucht, kommt als jüngstes Mitglied Skippy (2), ein quirliger Mischling aus dem rumänischen Tierschutz, bei den Heimbewohnern zum Einsatz. Frauchen Ulrike Leiberich bringt es auf den Punkt: „Tiere sind ein Schlüssel zu den Herzen der Menschen. Durch sie wurden auch wir Ehrenamtler für viele Heimbewohner zu echten Freunden und Bezugspersonen.“