Essen.. Seit 1998 werden Strauße auf dem Rutherhof in Essen-Schuir gezüchtet. Der Nachwuchs muss aufwendig umsorgt werden.
In diesem „Kindergarten“ ist auch während der Ferienzeit lebhafte Hochsaison: Knapp 30 putzmuntere Straußenküken tummeln sich jetzt auf dem Rutherhof in Schuir im Essener Süden.
Sie sind die jüngsten Bewohner der Straußenfarm von Uwe Schlieper (54) und Partnerin Martina Heining (52). Bereits seit 1998 stelzen hier die großen afrikanischen Laufvögel über frische Wiesen. So bevölkern im Durchschnitt bis zu 80 Tiere die ländliche Idylle.
XXL-Eier in der Brutmaschine
Für regelmäßigen Nachwuchs in der großen Straußenfamilie sorgen der imposante „King“ (über 140 Kilo schwer) und drei weitere Hähne. Dabei kann sich jedes Mitglied des schwarz gefiederten Männerquartetts mit einem dreiköpfigen Harem vergnügen.
Und wenn die Frühlingstage wärmer und sonniger werden, beginnen die optisch eher unscheinbaren, braunen Hennen mit der Ablage ihrer XXL-Eier. Zum Vergleich: Der Inhalt eines Straußeneis entspricht der Menge von mehr als 25 Hühnereiern. Martina Heining: „Wir sammeln die Eier und lagern sie in einem Raum mit normaler Zimmertemperatur. Wenn 30 Stück zusammengekommen sind, legen wir sie in unsere Brutmaschine.“ Hier entwickeln sich die dicken Straußeneier bei 36,5 Grad Wärme weiter. Alle paar Stunden werden sie automatisch gedreht – eine wichtige Aufgabe, die in der freien Natur das Muttertier übernimmt.
Nach 40 Tagen in der Brutmaschine wartet dann auf die Küken der anstrengende Start ins Leben. Im sogenannten Schlupfschrank müssen sie sich aus der – zwei Millimeter dicken – Eischale befreien, leisten dabei absolute Schwerstarbeit. Martina Heining: „Zuerst sprengen die Küken mit dem Schnabel ihre Luftblase. Dann haben sie 24 Stunden Zeit, um die Schale mit ihrem kräftigen Nacken aufzudrücken.“
Gerade einmal 1,5 Kilogramm wiegt so ein frisch geschlüpfter Mini-Strauß. Sein grau-braunes, abstehendes Gefieder erinnert an einen Strauch in der afrikanischen Steppe – für wildlebende Straußenvögel ist das übrigens eine lebenswichtige Tarnung.
Sechs Monate im Straußen-Kindergarten
Auf dem Rutherhof erblickte das erste Straußenkind des Jahres in diesem Juni das Licht der Welt. Ihm und einigen anderen Frühstartern galt eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Martina Heining: „Wir betreuen unsere ersten Küken am Anfang immer sehr intensiv. Denn sie müssen das Fressen noch lernen.“ Deshalb geben die Experten geschnittenes, frisches Gras in eine Wasserschüssel und locken die kleinen Vögel an. Durch die Bewegung des Wassers werden die Mini-Strauße zur Futteraufnahme animiert. Jüngere Tiere lernen solche Grundfähigkeiten später automatisch von den älteren.
Sechs Monate lang bleiben die Küken hinter den Kulissen im Straußen-Kindergarten. Dann ziehen sie ins sogenannte Teenager-Gehege um. Nach etwa einem Jahr bekommen sie dort ihr endgültiges Erwachsenen-Gefieder und erreichen eine Größe von bis zu zweieinhalb Metern.