Essen. . Verkehrsgutachter schlägt vor, den Tunnel in Mülheim für die U-Bahnlinie U 18 zuzuschütten, um Millionen zu sparen. In Essen stößt diese Idee auf Ablehnung.

  • Die U 18 ist mit täglich 14 000 Ein- und Aussteigern eine erfolgreiche U-Bahn-Linie
  • Die Aufgabe des U-Bahntunnels hätte deutlich längere Fahrtzeiten zur Folge
  • Die Mülheimer und Essener Verkehrsbetriebe halten von dieser Idee deshalb nichts

Sie ist mit täglich 14 000 Ein- und Aussteigern eine der am stärksten frequentierten U-Bahnlinien. Die U 18 zwischen Mülheim-Hauptbahnhof und Berliner Platz fährt quer durch Essen. Deshalb verfolgen hier die Verkehrspolitiker aufmerksam und mitunter auch misstrauisch die Diskussion in der Nachbarstadt, ob dort aus Kostengründen auf Bahnen ganz verzichtet und stattdessen auf Busse umgestiegen werden sollte. Für die U 18 wäre es das Aus.

Nun liegt gerade das vierte vom Mülheimer Rat beauftragte Gutachten zu dieser Kernfrage vor, diesmal von Verkehrs-Consult Dresden-Berlin GmbH. Am 7. Juli wird die Mülheimer Politik die Ergebnisse der Experten diskutieren, die so überraschend nicht sind. Die Sachverständigen raten vom Wechsel von Bahn auf Bus ab, weil der zu teuer wäre, auch langfristig nur wenig einspare und zudem zu einem starken Rückgang der Fahrgäste führen würde.

"Zu einer Großstadtgehört die Schiene"

Insofern ist es für den Vorsitzenden des Essener Bau- und Verkehrsausschusses, Rolf Fliß (Grüne), auch kaum vorstellbar, dass sich Mülheim in der Frage des Schienenverkehrs eines Tages von Essen abnabeln würde. „Zu einer Großstadtgehört die Schiene“, beschwört er und setzt darauf, dass Mülheim die Züge so wie bisher weiter nach Essen rollen lässt.

Doch für Verwunderung sorgte der Vorschlag der Gutachter, den U18-Tunnel in Mülheim aufzugeben und zuzuschütten. Wenn die Züge stattdessen oberirdisch fahren, würden jährlich Millionen eingespart. Rolf Fliß hält davon nichts, weil die Bahnen dann viel langsamer sind. „Wenn wir den Tunnel aufgeben, ist die U 18 in Gefahr.“

Eine der stärksten Linien

Auch Klaus-Peter Wandelenus, Geschäftsführer der Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) und gleichzeitig technischer Vorstand bei der Essener Evag, kann sich mit der Idee der Sachverständigen nicht anfreunden. Die ließe sich kaum oder gar nicht realisieren. „Zu diesem Ergebnis komme ich zwangsläufig, wenn ich mir die Auswirkungen betrachte“, sagt Wandelenus. „Die U18 ist eine der stärksten Linien, die wir haben. Und sie ist eine Gemeinschaftslinie. Essen ist da mit im Boot.“

Das weiß auch das Mülheimer Rathaus. Dort versichert Roland Jansen, Abteilungsleiter für Verkehrs- und Straßenplanung: „Eine Aufgabe des Mülheimer Tunnels geht nur mit Essen zusammen.“ Das stehe vielleicht erst dann zur Diskussion, wenn eines Tages vielleicht doch der A 40-Deckel zwischen Frohnhausen und Holsterhausen kommt und dafür dann dort die U18-Trasse aufgeständert werden müsste. Aber das liegt – wenn überhaupt – noch in weiter Ferne.

Die Verkehrsgesellschaft Evag blickt in diesen Tagen lieber zurück – weit zurück. Am 4. Juli 1916 wurde die erste durchgehende Straßenbahnverbindung von Essen nach Mülheim eingerichtet. Jetzt fährt die Linie 18 schon seit hundert Jahren. Das feiert die Evag am 9. Juli (11-17 Uhr) mit Oldtimer-Fahrten auf der Strecke. Info: www.vhag-evag.de