Essen. Dass Spielplätze abends zum Treffpunkt für Jugendliche werden, ist für unseren Autoren kein Problem. Wie die Spielplätze danach aussehen schon.

Sonntagmorgen auf einem Spielplatz in Essen-Rüttenscheid. Mein Nachwuchs sammelt Blätter und Steine für die Suppe, die im Eimer "gekocht" wird, ich sammle Zigarettenkippen aus dem gleichen Sandkasten. Und frage mich: Was ist los mit Euch?

"Euch" ist hier natürlich eine denkbar unpräzise Anrede, aber ich vermag die Adressaten meiner Worte nicht enger zu fassen. Aus eigener Erfahrung und durch unsere Berichterstattung vermute ich, dass es sich um Jugendliche und junge Erwachsene handelt, weshalb ich beim weniger förmlichen "Ihr" und "Euch" in der Anrede bleibe. Seht es mir nach.

Die Anziehungskraft des Spielplatzes ist verständlich

Ich finde es kein bisschen verwerflich, dass Ihr Spielplätze zu Eurem abendlichen Treffpunkt macht. Ja, es dürfte ökonomisch sogar sinnvoll sein: Warum sollten diese öffentlichen Einrichtungen die Hälfte der Zeit ungenutzt bleiben?

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Auch dass Spielplätze eine Anziehungskraft auf Euch ausüben, kann ich gut verstehen: Wenn es wärmer wird, hat man keine Lust, drinnen zu sitzen. Und nur die wenigsten von Euch haben einen Garten, um die milde Nachtluft zu genießen. Manch einer weiß es wohl auch zu schätzen, dass man hier vor Kontrollblicken der Eltern geschützt ist. Auch das ist nicht mein Thema. Ob Ihr raucht oder sauft, ist - das gesetzliche Mindestalter vorausgesetzt - ganz allein Eure Sache.

Was mich aber wirklich aufregt, ist der Müll, den Ihr hinterlasst: Kippen und Glasscherben, die zur lebensgefährlichen Bedrohung für Babys und Kleinkinder werden können. Was soll das? Ihr seid ganz offenkundig Gäste auf Spielplätzen - und da ist es nicht zu viel verlangt, dass Ihr Sandkästen und Spielgeräte in dem Zustand hinterlasst, in dem Ihr sie vorgefunden habt.

Respektiert die Jüngsten!

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Selbstverständlich seid Ihr nicht allein für die Vermüllung der Spielplätze verantwortlich. Wo leere Kekspackungen herumfliegen, sind andere als Verursacher naheliegender. Aber Eltern und ihre Kinder haben eher selten Sektflaschen dabei. Und auch rauchende Eltern gibt es, aber ich habe noch nicht beobachtet, dass die ihre Kippen direkt im Sandkasten ausdrücken.

Gerrit Dorn, Online-Redakteur in Essen und Vater eines dreijährigen Sohnes.
Gerrit Dorn, Online-Redakteur in Essen und Vater eines dreijährigen Sohnes. © Monika Idems

Ich bin 30 Jahre alt und finde wenig schlimmer als grantelnde Menschen, die auf "die Jugend von heute" schimpfen. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, selbst auf Spielplätzen gefeiert zu haben. Doch gerade deswegen wende ich mich heute an Euch: Wenn Ihr der Meinung seid, dass junge Menschen zu wenig geachtet werden, dann macht es doch bitte besser: Respektiert die Bedürfnisse der noch Jüngeren - und räumt euren Müll weg.

Vielen Dank!