Essen. . Der Publizist Jürgen Todenhöfer feiert mit seiner Doku „Inside IS“ Premiere in der Lichtburg. Bei jungen Muslimen genießt er Kultstatus.
Lange Schlangen auf der Kettwiger und die Lichtburg ausverkauft: Mit seinem Dokumentarfilm „Inside IS“, der Montagabend in Essen Deutschland-Premiere hatte, bewegt der Publizist Jürgen Todenhöfer die Menschen.
Es sind auffallend viele junge Premierenbesucher, die in den riesigen Saal strömen, gebannt auf die Leinwand schauen und in der anschließenden Frage-Antwort-Runde an den Lippen des Filmemachers hängen. Bestimmt mehr als die Hälfte sind Muslime, darunter auffällig viele Frauen, von denen wiederum etliche Kopftuch tragen. Warmer Beifall prasselt über Jürgen Todenhöfer hernieder, als er vor dem Filmstart durch den Saal zur Bühne schreitet.
Der Nahost-Experte, Bestseller-Autor und ständige Gast in Talk-Shows rühmt sich damit, als erster westlicher Journalist aus dem Inneren des sogenannten Islamischen Staates zu berichten. Ein Abenteuer, das er unbeschadet überlebt hat – andere, wie etwa US-Reporter John Foley, sind vom Henker enthauptet worden.
Pro-israelische Aktivisten provozieren Geschrei bei Muslimen
„Inside IS“ zeigt tatsächlich beklemmende Bilder aus Raqqa und Mossul, aus den Machtzentralen jenes Terrorregime, das sich anschickt, weite Teile des Irak und Syriens mit seiner menschenverachtenden Scharia-Diktatur zu unterwerfen. Kritiker werfen dem Deutschen deshalb eine schändliche Nähe zu den Schlächtern und Terrorfürsten vor.
Unmittelbar vor der Premiere versammelt sich denn auch eine Handvoll linker Demonstranten an der Kettwiger. „Jürgen Todenhöfers Haltung ist tendenziös, er greift dem IS unter die Arme und macht ihn hoffähig“, sagt einer der pro-israelischen Aktivisten. Dass sie die Fahne des jüdischen Staates hochhalten, provoziert wiederum Geschrei bei Muslimen. Sie rufen empört „Free Palastine“. Polizisten sind aufgezogen, um eventuelle Rangeleien zu verhindern. Es wird ruhig bleiben.
Standing Ovations für leidenschaftlichen Friedensappell
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Dass Jürgen Todenhöfer im muslimischen Milieu so gut ankommt, ist nicht nur mit Charme und Charisma zu erklären. Er prangert nicht nur die Brutalität und das Unislamische dieses Terrorstaates an, sondern klagt auch in aller Schärfe den Westen an. Die Feldzüge der Bushs, Obamas und Hollandes in Syrien, Libyen, Afghanistan und Irak hätten sich in Wirklichkeit als ein monströses „Terror-Zuchtprogramm“ erwiesen, das 100 000 Dschihadisten gezeugt habe. „Der ungerechtfertigte Terrorismus ist die Antwort auf unseren Terrorismus.“ Seine simple Botschaft mündet schließlich in einen leidenschaftlichen Friedensappell, der ihm Standing Ovations einträgt.