Essen-Rüttenscheid. . Jeden Sonntag treffen sich erwachsene Hobby-Kicker auf dem Kunstrasen am Schwimmzentrum und spielen 90 Minuten. Für sie gebe es keine Alternative.
Der Bolzplatz am Schwimmzentrum Rüttenscheid hat einen Kunstrasen und erfreut sich großer Beliebtheit – auch bei Erwachsenen. Die sind zwar als Nutzer gar nicht vorgesehen, verweisen aber darauf, dass es für sie kein entsprechendes Angebot gebe. Konflikte sind programmiert.
Wie an jenem sonnigen Frühlingsmorgen, als David Wenzel seinen Sohn und dessen Freund zu dem Platz an der Von-Einem-Straße begleitete. Die beiden Elfjährigen spielen dort regelmäßig, Wenzel wollte sie nur abliefern, um dann mit seiner Frau spazieren zu gehen. Auf dem Platz aber kickte zu dem Zeitpunkt ein Altherren-Team, das nicht bereit war, den Kindern zu weichen. Im Gegenteil: „Die sagten, sie spielten hier immer 90 Minuten, ein vorzeitiges Ende der Partie komme nicht in Frage“, erinnert sich Wenzel. Der Vater schaltete sich ein, appellierte an die Einsicht der Ü 40-Truppe – der Platz sei doch ausdrücklich für Kinder gedacht. „Die blieben völlig unbeeindruckt, kündigten sogar noch eine Verlängerung an.“
Plätze dürfen nur von Kindern bis 14 Jahre genutzt werden
Am nächsten Sonntag sind die alten Herren wieder an dem Bolzplatz am Schwimmzentrum; und auf unsere Nachfrage bestreiten sie den Disput mit Wenzel nicht. Sie seien allerdings gar nicht so stur, bei anderen Gelegenheiten hätten sie sich schon mit der Hälfte des Platzes begnügt, damit die Kinder auch spielen konnten. Grundsätzlich stimme aber, „dass wir sonntags ab 11 Uhr 90 Minuten lang spielen; davor belegt ab 9 Uhr eine Gruppe mit Kindern den Platz“.
Dass Eltern mit Kindern auf dem Fußballplatz an der Von-Einem-Straße kicken, sei auch kein Problem, sagt Grün&Gruga-Sprecher Eckhard Spengler. Für reine Erwachsenen-Mannschaften aber sei der Kunstrasen dort tabu: „Solche Plätze sind immer im Zusammenhang mit Spielplätzen zu sehen, unterliegen damit einer eindeutigen Regelung bis 14 Jahre und sind mit einer entsprechenden Beschilderung ausgestattet.“ Weil die Kontrollmöglichkeiten begrenzt seien, setze die Stadt darauf, dass sich die Nutzer einigen. Am Schwimmzentrum gebe es eine erhöhte „Nutzungsfrequenz“, seit der Platz 2007 Kunstrasen erhielt.
Öffentliche Sportplätze oft dicht belegt
Und so ist der Sonntagvormittag inzwischen so durchgetaktet, dass sich für spontan vorbeikommende Kinder kein Zeitfenster findet. Unrechtsbewusstsein zeigen die älteren Hobby-Fußballer nicht – obwohl sie die Altersgrenze kennen. Für sie gebe es ja keine Alternative: Bis vor einigen Jahren hätten sie einen auf dem Gelände der Theodor-Fliedner-Schule an der Planckstraße in Holsterhausen gespielt. Dann klagten Anwohner über Lärm und Vandalismus, weil dort – von anderen – auch abends gekickt wurde. Ende 2012 ließ die Stadt einen Zaun um diesen Bolzplatz ziehen und schloss so auch die alten Herren aus.
Auch an anderen Kunstrasen-Plätzen haben sich solche Streitigkeiten schon hochgeschaukelt, zumal die rigide Altersgrenze sogar Jugendliche von 15, 16 ausschließt. Er könne allen Hobby-Fußballern über 14 nur raten, auf die öffentlichen Sportplätze auszuweichen, sagt Spengler. Für diese ist nicht Grün&Gruga zuständig, sondern die Sport- und Bäderbetriebe. Und deren Verwaltungsleiter Christoph Münz räumt ein, „dass unsere Plätze von Schulen und Vereinen dicht belegt sind“. Für Hobbyspieler sei es schwierig, zum Zug zu kommen. Unmöglich sei es aber, anders als die Truppe vom Schwimmzentrum sagt, nicht: So sei die Schillerwiese am Stadtwald frei zugänglich, auch ein Platzwart sei in der Regel vor Ort: Sonntags dürfe dort von 9 bis 13 Uhr gespielt werden.