Essen. . Patrik Bitter bietet im Essener Südviertel eine besondere Art von Yoga an, die vor allem männliche Kandidaten reizt: Es geht um Kraft und viel Bewegung.

  • Das Yoga, das Patrik Bitter im Südviertel anbietet, ist besonders dynamiscih
  • Mit 18 kam er selbst zum Yoga – es lag an chronischen Nackenschmerzen
  • Das Wichtigste beim Yoga? „Dass es dir guttut“, sagt Patrik Bitter

Tief einatmen, bewusst ausatmen. Die Hände locker auf den Knien der überkreuzten Beine, Zeigefinger und Daumen berühren sich. Zur Ruhe kommen, den Alltagsstress vergessen, den Kopf von Gedanken leeren: So ruhig, wie die Yoga-Stunde von Patrik Bitter beginnt, bleibt sie nicht. Bald beginnt die Bewegung, klassische Übungen wie der „Herabschauende Hund“, der „Tänzer“ oder der „Krieger“ folgen einander in schneller Geschwindigkeit.

Patrik Bitter unterrichtet „Vinyasa Flow“, eine dynamische Ausrichtung des Yoga, in der es nicht darum geht, eine Haltung sehr lange zu halten, sondern sie in immer unterschiedlichen Abläufen zu kombinieren. Das kostet Kraft und Ausdauer.

Vielleicht liegt es auch daran, dass verhältnismäßig viele Männer in die Kurse des 31-Jährigen kommen, vor allem in die für Fortgeschrittene. „Je physischer und kraftbasierter es wird, desto mehr Männer interessieren sich dafür“, erklärt Patrik. Denn von der Spiritualität, mit der Yoga oft im ersten Gedanken verbunden wird, fühlten sich die wenigsten Männer angesprochen.

Verschiedene Schwierigkeitsgrade

Sein Unterricht ist eher pragmatisch. „Ich mag zwar auch die spirituelle Seite, aber ich tue mich schwer, sie zu unterrichten.“ Sein Klientel sind vor allem junge Menschen zwischen 20 und 40, die in der Realität verhaftet seien und gut fänden, dass Patriks Kurse etwas unkonventionell sind.

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Der 31-Jährige bietet in seinem „Yogawerk“ in der Hofwerkstatt im Südviertel verschiedene Schwierigkeitsgrade an. Wie es ist, bei Null anzufangen, weiß er aus eigener Erfahrung. Mit 18 Jahren kam er selbst zum Yoga – weil Krankengymnastik bei seinen andauernden Nackenschmerzen nicht half. Nachdem er rund fünf Jahre später nach einem Yoga-Festival in Köln den Gedanken gefasst hatte, selbst zu unterrichten, reiste er mit einer amerikanischen Lehrerin nach Bali – sechs Stunden Yoga am Tag standen auf dem Plan. „Ich kam total motiviert zurück“, erzählt Patrik. Doch eine Infektion, die er sich auf der indonesischen Insel eingefangen hatte, brachte ihn kurz darauf für zwei Monate ins Krankenhaus, knapp zwei Jahre konnte er keinen Sport machen.

Freie, undogmatische Gestaltung

Danach, nach 200 Stunden Power-Yoga-Ausbildung, für die er sechs Monate lang trainierte, sollte der eigene Unterricht starten. „An dem Tag, an dem ich den Mietvertrag für meine neue Wohnung mit großem Kursraum unterschrieben hatte, brach ich mir das Schlüsselbein.“ Wieder sechs Monate Pause.

Mittlerweile hat Patrik längst die volle therapeutische Yoga-Ausbildung absolviert, seit Anfang des Jahres 2014 unterrichtet er professionell. Dabei bietet der Vinyasa-Stil ihm und seinen Teilnehmern eine freie, undogmatische Gestaltung. „Wenn du Menschen abholst, die im normalen Leben stehen, wollen sie etwas spüren, das für sie funktioniert.“ Sein Unterricht dürfe nicht zu sehr in die emotionale, bildliche Welt abrutschen. „In unserem Lebensalltag sitzen wir viel. Deswegen setze ich meinen Schwerpunkt auf Bewegung und die Lockerung der Muskeln.“

Yoga fordert und fördert die Koordination und Motorik. Patrik gestaltet seinen Unterricht progressiv: Eine Übung wie den seitlichen Stütz beispielsweise, bei dem die Beine gerade übereinander liegen, sodass nur die Außenkante des einen Fußes auf der Matte liegt, kann man erleichtern, indem ein Knie den Boden berührt, oder erschweren, indem man das obere Bein hebt und gegebenenfalls noch mit der oberen Hand festhält. So bringt man viele Leute unterschiedlicher Stärken unter einen Hut. „Gebunden ist man nur an das, was der Körper physiologisch kann“, sagt Patrik.

Nach 60 Minuten Vinyasa ist der Körper gedehnt und verschwitzt, der Kopf frei. Bei der anschließenden End-Entspannung, Shavasana, klingen die Bewegungen der vergangenen Stunde nach. Was das Wichtigste beim Yoga ist? „Dass es dir gut tut“, sagt Patrik.