Essen. Die überzogene Reaktion der Schulleiterin ist geprägt von einer faden und ängstlichen politischen Korrektheit. Ein Kommentar.
Zugegeben, den Spruch „Wir haben kein Motto und Ihr kein Abi“ kann man als ein wenig zynisch empfinden. Na und? Ganze Satire-Formate leben von nichts anderem, und bei den Motto-Wochen geht’s doch schließlich auch um schrägen Humor, der Grenzen austesten können soll. Muss man denn schon 18-Jährigen die Lust an der Provokation mit aller Macht austreiben und das Weichgespülte eintrichtern? Nein, muss man nicht.
Die überzogene Reaktion der Schulleiterin ist geprägt von einer faden und ängstlichen politischen Korrektheit, wie sie das Leben in amerikanischen Universitäten bereits grundlegend verändert hat. Alles was bei tatsächlichen oder eingebildeten Opfergruppen schlechte Gefühle hervorrufen könnte, fällt dort einer immer rigideren (Selbst)- Zensur zum Opfer. In Wahrheit geht es aber schlicht um angemaßte Debattenhoheit, um die moralisch gepanzerte Selbstermächtigung, andere in ihren Rechten zu beschränken.
Auch bei uns greift dieses Verwässern der Meinungsfreiheit um sich. Die Argumentation der Rektorin läuft im Kern darauf hinaus, dass das Fehlen eines Abi-Zeugnisses einen jungen Menschen so kränkt, dass man ihm dies nicht auch noch mit einem ironischen Spruch unter die Nase reiben darf. Wer „nur“ einen Realschulabschluss hat, wäre nach dieser Logik also mittlerweile ein Opfer. Meine Güte, geht’s noch?