Essen. . Zwei B-Jugendfußballer streiten um ein Schmerzensgeld nach einem Foulspiel, bei dem sich ein Stürmer das Schienbein brach.

War es ein absichtliches Foul mit voller Verletzungsabsicht, das 3000 Euro Schmerzensgeld rechtfertigt? Oder doch nur ein unglücklicher Aufprall im Kampf um den Ball? Bei der Antwort auf diese Frage werden die Zeugenaussagen Amtsrichterin Brigitte Stehmans wenig helfen. Denn die Wahrheitsliebe der Augenzeugen scheint davon abzuhängen, für welche Mannschaft sie spielten.

Es war der 27. September 2014, die B-Jugend der SpVgg Steele 03/09 empfing den SC Werden-Heidhausen. Laut Schiedsrichter „eine ruppige“ Begegnung. In der zwölften Minute sah ein Spieler von Steele die rote Karte. In der 28. Minute folgte die Szene, die vor Gericht geklärt werden soll. Diese Prozesse sind selten, weil Fußball kampfbetont ist und die Spieler die Risiken kennen.

Schiedsrichter unterstellt böse Absicht

Doch in diesem Fall hatte der Schiedsrichter dem Torhüter von Werden/Heidhausen eine böse Absicht unterstellt. Im Spielbericht vermerkte er: „Der Torhüter nahm mit seinem Foulspiel wissentlich eine Verletzung des gegnerischen Stürmers in Kauf, indem er in vollem Lauf mit beiden Beinen und offener Sohle voran in den gegnerischen Stürmer sprang.“ Der Stürmer aus Steele brach sich das Schienbein.

Aber wie kam es dazu? Am ersten Prozesstag im Februar beteuerte der 16-Jährige aus Steele, dass der Torwart den Ball nicht erreichen konnte und es nur auf sein Bein abgesehen hatte: „Ich hatte den Ball schon an ihm vorbei gespielt“

Der Werdener Torhüter wehrt ab: „Ich habe den Ball getroffen, sicher. Und dann habe ich den Kläger leider mitgetroffen.“ Der Schiedsrichter, 39 Jahre alt, widerspricht: „Er ging nur aufs Bein los.“

Erinnerung fehlt oft

Am Dienstag vernahm die Richterin weitere Augenzeugen. Deren Aussagen lassen sich schnell zusammenfassen. Gehören sie zu Steele, haben sie ein böses Foul gesehen. Die Werdener Seite hat dagegen „eindeutig“ gesehen, dass ihr Torwart den Ball gespielt und den Stürmer unglücklich getroffen hat. Die Sekunden davor und danach? Keine Erinnerung. Der frühere Trainer von Werden/Heidhausen kritisiert den Schiedsrichter: „Er ist ein kleiner Selbstdarsteller. Er pfeift jede Kleinigkeit und bringt Unruhe.“

Ausgerechnet ein Spieler von Steele, der doch den Verletzten stützen müsste, relativiert dessen Klage. Denn er unterstellt dem Werdener Torwart keine böse Absicht: „Er wollte wohl den Ball treffen. Ich schätze, niemand will einen anderen absichtlich verletzen. Nur ein Psychopath.“ Dann gibt er ihm doch die Schuld: „Er nimmt die Verletzung in Kauf. Mit gestreckten Beinen, darf man nie zum Ball gehen.“ Am 7. Juni will Richterin Stehmans ihre Entscheidung verkünden.