Essen. Der U-Bahnhof am Essener Bismarckplatz ist verwinkelt gebaut – und löst so bei Fahrgästen Ängste aus. Kameras sollen bald besser positioniert werden.
93 Stufen hoch. Erst dann sieht der Fahrgast das Sonnenlicht und hat den 30 Meter tiefen U-Bahnhof Bismarckplatz unter sich. Endlich. Wieder haben Jugendliche die aufwärts führende Rolltreppe – die längste im unterirdischen Evag-Betrieb – am Ausgang A mutwillig außer Betrieb gesetzt. Ist die Rolltreppe am anderen mehr als 200 Meter entfernten Ausgang auch defekt, sind Mobilitätsbehinderte und Mütter mit Kinderwagen am Gleis 2 regelrecht gefangen. Einen Aufzug suchen sie vergeblich. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit, mit der U 17 oder U 18 zur nächsten Haltestelle zu fahren.
Unübersichtliche Unterführung
Das ist ärgerlich, aber eben nicht der einzige wesentliche Punkt auf der Negativliste über diese Station. Sie gilt als Angst-Bahnhof – und das, obwohl dort nur wenige Vorfälle gemeldet werden und sich die Kunden eigentlich sicher fühlen könnten.
Tun sie aber nicht. Weil in diesem überlangen Bahnhof an manchen Stunden, vor allem am Abend, gähnende Leere herrscht, die Bahnsteige am Gleis 2 und Gleis 1/3 nur über eine weitere unübersichtliche Unterführung miteinander verbunden sind, mehrere Nischen schwer einsehbar sind und Graffitis sowie willkürlich umgekippte Müllbehälter dem ein oder anderen das Gefühl geben, am liebsten an einem anderen Ort zu sein.
Experten sprechen hier von Angsträumen. Und so überrascht es auch die Essener Verkehrsgesellschaft nicht, als vor wenigen Tagen bei einem Sicherheitskongress in Dortmund mit Vertretern von Verkehrsunternehmen und der Landesregierung der Essener U-Bahnhof Bismarckplatz als landesweit negatives Musterbeispiel aufgeführt wurde.
Bertram Gröpper, Bau-Chef bei der Evag, kann die Kritik nachvollziehen. „Wenn es Ecken im U-Bahnhof gibt, wo man nicht nach links oder rechts ausweichen kann und keinen rufen kann, dann erzeugt das subjektive Ängste“, weiß er. „Doch an der Geometrie lässt sich nichts ändern.“ Weil dieser Haltepunkt eingebettet ist in das in den 1970er Jahren errichtete Gesamtbetonwerk vom A 40-Einfahrtstunnel bis zum Hauptbahnhof – und dies neben der verkehrlichen Situation an der Oberfläche auch die ungewöhnliche Länge des Haltepunktes erklärt.
Mit den Wandgestaltungskünstlern von „Farbwandel-com“ gelang es zwar, den Bahnhof etwas freundlicher zu machen. Doch „Schminke“ allein reicht nicht. Info-Screens könnten für Ablenkung sorgen. Nur – bei gerade mal 5000 Fahrgästen am Tag wird sich dafür kein Betreiber finden.
Immerhin will die Evag demnächst die Überwachungskameras besser positionieren, um in jede Ecke hinein zoomen zu können. Außerdem: In den nächsten Jahren soll die schwarze Decke überstrichen und die Beleuchtung durch hellere LED-Lampen ausgetauscht werden, kündigt Gröpper an.
Und der Lift? Der kommt nicht. Der würde mitten auf der Fahrbahn oder auf dem Schulhof vom Berufskolleg landen, gibt Evag-Sprecher Olaf Frei zu bedenken.
Verflixte Geometrie.