Essen. . Nach Anschlag auf Sikhs in Essen prüfen Ermittler, ob hinter der Bombenexplosion eine islamistische Terrorgruppe steckt: „augenscheinliche IS-Fans“.
- Ermittler stoßen im Kinderzimmer von Mohammed B. auf Video, das Probesprengung zeigen könnte
- Polizei fand auch Rechnungen über Chemikalien und Drähte, wie sie im Sprengsatz verwendet wurden
- Bundesanwaltschaft prüft, ob sie Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Essen übernimmt
Die beiden 16-jährigen mutmaßlichen Bombenleger von Essen waren offenbar tiefer in islamistische Strukturen eingebunden, als es bisher schien. So hielten sie sich kurz vor dem Angriff auf den Sikh-Tempel in einer Essener Moschee auf, in der Islamisten seit langem auffällig präsent sind. Jetzt werten die Ermittler unter Hochdruck Videomaterial aus der Moschee aus.
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Eine weitere einschlägige Spur führt nach Duisburg. Dort sollen die beiden, Yussuf T. aus Gelsenkirchen und Mohammed B. aus Essen, häufig in einem Reisebüro im Vorort Rheinhausen gebetet haben. Der Inhaber steht laut Polizei unter Verdacht, ein selbsternannter Imam mit guten Kontakten in die salafistische Szene bis hin nach Syrien zu sein. Er erklärte, er kenne die Jugendlichen nicht. Duisburgs Polizei bestätigte freilich, dass sie das Reisebüro im Blick habe und „dort auch schon öfter Gefährderansprachen durchgeführt“ habe.
Zwölfköpfige WhatsApp-Gruppe
Ein weiterer Kontakt bestand zu einem 17-Jährigen aus der Gegend von Wesel. Mit ihm, dem „Befehlshaber“, soll das Duo eine zwölfköpfige WhatsApp-Gruppe gebildet haben, der vor allem minderjährige Deutsch-Türken angehörten. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet, habe die Polizei die Telefone der beiden 16-Jährigen inzwischen ausgewertet. Ermittler bezeichnen die Jugendlichen demnach als „augenscheinliche IS-Fans“. Ebenfalls per Textnachricht soll T. dem 17-Jährigen informiert haben, dass er die Bombe gelegt habe.
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Und so scheint es, dass der Angriff auf den Tempel vielleicht doch besser vorbereitet war, als die beiden Verdächtigen es selbst beschrieben – mehr oder weniger als Zufallstat. Doch nach Informationen des „Spiegel“ fanden Beamte im Kinderzimmer von Mohammed B. in Essen einen USB-Stick, auf dem ein Video gespeichert war. Der Film, in dem T. zu sehen ist, zeige die Detonation einer selbst gebauten Bombe im freien Gelände. Die Ermittler bewerteten das als Probesprengung.
Fernzünder in Kinderzimmer entdeckt
Weiter fanden sie in dem Zimmer Rechnungen über Chemikalien und Drähte, wie sie in dem Sprengsatz vor dem Tempel verwendet worden waren, sowie einen Fernzünder. Die Essener Polizei wollte sich dazu nicht äußern, um „die Ermittlungen nicht zu gefährden“.
Nach all dem prüft die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe nun, ob sie die Ermittlungen in dem Fall von der Staatsanwaltschaft Essen übernimmt. Das ist immer dann der Fall, wenn bei Kriminalfällen der Verdacht besteht, dass man es mit einer terroristischen Vereinigung zu tun haben könnte.
Die CDU-Opposition im Landtag wird in der nächsten Woche beantragen, die Altersgrenze zur Datenspeicherung bei jugendlichen Gefährdern auf 14 Jahre zu senken. Bisher dürfen solche Daten in Nordrhein-Westfalen nur gespeichert werden, wenn die Verdächtigen mindestens 16 sind. Die CDU begründet das nach dem Essener Anschlag mit einer „Verjüngung islamistischer Gefährderkreise“. (we)