Essen. . Der Duisburger Mischkonzern eröffnet in Essen seine Ideenschmiede „Schacht One“. Eine Ansiedlung mit mehrfacher Symbolkraft.
- Der Duisburger Mischkonzern eröffnet seine Ideenschmiede „Schacht One“
- Sie soll die digitale Zukunft für die Beteiligungen der Gruppe entwickeln
- Eine Ansiedlung mit Symbolkraft
Franz Haniel wäre vor rund 165 Jahren mit seinem Vorhaben auf Zollverein fast pleitegegangen. So wie dem Duisburger Unternehmer, der auf der Zeche nach Fettkohle suchte, soll es seinen Nachfahren nicht ergehen. „Franz Haniel hat 30 Jahre gebraucht, bis er die Fettkohle zu Tage gefördert hat. Er hat dabei sein gesamtes Vermögen auf eine Karte gesetzt. Das wollen wir nicht tun, und soviel Zeit haben wir auch nicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Stephan Gemkow.
Haniel ist zurück auf Zollverein. Am Freitag eröffnete das Unternehmen seine neue Digital-Tochter „Schacht One“ in Halle 2, gegenüber vom Ruhrmuseum. Der Firmenname erinnert an den Ort, wo der berühmte Vorfahre die Kohle einst gefördert hat. Doch mit „Schacht One“ geht es Haniel nicht darum „in die Tiefe zu fahren, sondern uns tief in digitale Themen einzugraben“, betonte Gemkow.
„Schacht One“ soll die hauseigene Ideenschmiede für die Gesellschaften unter dem Dach der Haniel-Gruppe sein. Sie soll die Digitalisierung in den vielfältigen Haniel-Beteiligungen vorantreiben. Jede einzelne könne das allein nicht stemmen. Deshalb biete die Holding diesen Rahmen. Vor dem Start von „Schacht One“ schauten sich die Manager im Silicon Valley um, auch um zu lernen, wie man „schnell PS auf die Straße bringt“ und nicht erst Jahre lang Ideen im Labor ausbrütet, um dann zu merken, dass sie in der Praxis nicht funktionieren. Denn Digitalisierung fordert eines: Schnelligkeit.
Auf Kreativwerkstatt ruht viel Hoffnung
Haniel lässt sich seine Ideenschmiede jährlich rund drei Millionen Euro kosten. Gut angelegtes Geld, wie Gemkow findet. Denn es zahle auch auf die Reputation von Haniel ein, wo man stets auf der Suche nach neuen Beteiligungen ist.
Bis die Standortfrage geklärt war, hat es dann aber doch etwas gedauert. Wo sollte die Digitalschmiede sitzen? In Duisburg, in der Nähe der Konzernzentrale? Oder doch in Berlin, am Hot Spot der Kreativen? Am Ende fiel die Entscheidung auf Zollverein. Das habe etwas mit Heimatverbundenheit zu tun, aber nicht nur. Haniel wolle dort eine Vernetzung mit den anderen Kreativunternehmen aufbauen, die sich auf Zollverein ansiedeln werden. „Den Spirit dort zu erleben“.
Aber Haniel ist auch die Symbolik des Schrittes durchaus bewusst. Denn die Gründung des Unternehmens mit vier Mitarbeitern in irgendeinem Berliner Hinterhof hätte wohl bei weitem nicht soviel Aufmerksamkeit erzeugt, wie die Eröffnung auf Zollverein, bei der auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin vorbeischaute. Noch tags zuvor von der Opposition für seine Wirtschaftspolitik scharf kritisiert, dürften für Duin solche Ansiedlungen Balsam für die Seele sein. Duin sprach von einer Trendwende, die er erkenne; nämlich dass die digitale Revolution künftig von NRW aus gestaltet werden könne. „Dafür braucht es solche Entscheidungen wie die Ihre“.
Noch ist die Kreativwirtschaft auf Zollverein eher ein zartes Pflänzchen. Aber eines, auf dem viel Hoffnung ruht. 40 Unternehmen der Kreativwirtschaft seien auf dem Zechengelände bereits ansässig. Mit jedem neuen wachse die Gewissheit, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt der Vorstandschef der Stiftung Zollverein, Hermann Marth.